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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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Beine würden sie nicht länger tragen. Obwohl ihre Vorräte wieder knapp wurden, wagten sie nicht, die Schäfer anzusprechen, die gelegentlich mit ihren Herden ihren Weg kreuzten: wild aussehende Männer in schmutzigen Wollgewändern mit wie aus Granit gemeißelten Gesichtern und Augen, in denen das Weiße blutrot leuchtete. Als Khalidah das sah, war sie überzeugt, leibhaftige Teufel vor sich zu haben. Es gelang Sulayman nur mit großer Mühe, sie davon zu überzeugen, dass es eine Gewohnheit dieser Leute war, sich die Augen mit Färberrot einzureiben, damit sie furchterregender wirkten.
    »Als ob das nötig wäre«, schnaubte Khalidah, die ihm zwar immer noch nicht ganz glaubte, aber wenig Lust verspürte, diese Theorie an sich selbst auszuprobieren.
    »Komm schon, Khalidah«, tröstete er. »Es kann jetzt nicht mehr weit sein.«
    Aber seine Worte trugen wenig zu ihrer Beruhigung bei. Sie befanden sich so weit im Osten, wie er noch nie zuvor gekommen war, und noch immer gab es keine Anzeichen dafür, dass in dieser Gegend Menschen lebten, wenn man von den dämonenäugigen Schäfern mit ihren dickschwänzigen Schafen einmal absah, die auf dem Weg vom Nirgendwo zum Nirgendwo, wie es schien, durch die Berge zogen. Endlich musste sich Sulayman eingestehen, was er schon seit Tagen wusste, aber nicht hatte wahrhaben wollen. Es war erst Mittag, doch der Himmel im Norden hatte sich Unheil verkündend verdunkelt, und der Wind frischte auf, also lagerten sie im Schatten eines mächtigen Gletschers und kauerten sich dicht aneinandergeschmiegt vor ihr qualmendes Feuer. Ihre Decken hatten sie den Pferden übergeworfen, weil es ihr sicherer Tod wäre, wenn der Schweiß auf ihrem Fell gefrieren würde.
    Während Khalidah aus ihren kargen Vorräten eine Suppe zusammenrührte, die zwar wenig appetitlich, aber wenigstens heiß war, sagte Sulayman plötzlich: »Es ist vorbei.«
    Khalidahs Kopf fuhr hoch. »Wie bitte?«, fragte sie, obwohl sie wusste, wie seine Antwort lauten würde.
    »Wir können nicht mehr weiter«, erwiderte er tonlos. »Wir haben kaum noch genug zu essen, um damit bis zum letzten Dorf zurückzukommen, und das auch nur, wenn uns nichts aufhält.«
    Einige Minuten lang rührte Khalidah schweigend in der Suppe. Endlich reichte sie Sulayman einen Löffel. »Nein«, sagte sie ruhig, aber in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Er sah ungläubig zu ihr auf. »Nein? Wie stellst du dir das denn vor? Sollen wir uns vielleicht von Eis und Geröll ernähren?«
    Khalidah tauchte ihren eigenen Löffel in die dampfende Flüssigkeit. »Ich denke, dass ich zu weit gekommen bin, um jetzt aufzugeben«, entgegnete sie.
    »Khalidah …«
    »Denk doch einmal nach. Beim letzten Mal hast du Qaf erst erreicht, als du am Ende deiner Kräfte warst. Vielleicht verhält es sich jetzt genauso. Vielleicht will man uns auf die Probe stellen. Wir sollen den Dschinn beweisen, dass wir ihrer würdig sind, und sie kommen uns holen, wenn wir diesen Beweis erbracht haben.«
    »Das habe ich bereits hinter mir, und von dir wird ein solcher Beweis wohl schwerlich erwartet«, gab er zurück.
    »Warum nicht?«
    »Weil du eine Dschinn bist.«
    »Nein - ich bin die Tochter einer verstoßenen Dschinn und eines fremdländischen Scheichs. Menschen mit gemischtem Blut sind nirgendwo gern gesehen.«
    »Warum hat Tor Gul Khan mich dann ausgeschickt, um dich zu suchen?«
    »Vermutlich, weil er hofft, dass sich mein Dschinnblut letztendlich als stärker erweisen wird. Vielleicht will er mich jetzt gerade auf die Probe stellen.« Sie hielt inne, dann fügte sie hinzu: »Und sich vielleicht ein Bild vom Ausmaß unseres Vertrauens machen.«
    »Unseres Vertrauens? In wen oder was?«, kam es bitter zurück.
    »Meines in dich«, antwortete sie ohne Zögern. »Und deines in ihn.«
    »Wie kann er erwarten, dass wir Vertrauen in ihn setzen, wenn er uns keinen Grund dafür liefert?«, widersprach Sulayman. »Und wie kann ich Vertrauen in etwas setzen, von dem ich nicht beweisen kann, dass es nicht nur in meiner Fantasie existiert?«
    »Ist das nicht die Bedeutung von Glaube und Vertrauen?«, fragte sie weich. Ihre goldenen Augen ruhten voll unerschütterlicher Überzeugung auf ihm. In diesem Moment entschied Sulayman, dass er lieber in diesem namenlosen eisigen Tal umkommen würde, als in einer Welt weiterleben zu müssen, in der die in einem solchen Blick liegende Hoffnung enttäuscht wurde. Also griff er nach seinem Löffel und begann zu essen.
    In dieser Nacht

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