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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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Hilfsreiterei augenblicklich herfielen. Mitten in dem Getümmel kämpfte Bilal mit eiserner Entschlossenheit, und wenn sich die Gesichter der Männer, die er niederstreckte, zu tief in sein Gedächtnis einzubrennen drohten, sah er zu Salim hinüber, dessen Augen vor Kampfeslust glühten. Innerhalb weniger Minuten verwandelte sich das Schlachtfeld in einen Morast aus blutigem Schlamm und den zerfetzten Leibern gefallener Franken, die unter den Hufen der panikerfüllten reiterlosen Pferde zu Brei zermalmt wurden.
    Danach wandten sich die Männer des Sultans zum Tor, hämmerten gegen ihre Schilde und forderten den Rest der Garnison zum Kampf, doch niemand nahm die Herausforderung an. In der Burg regte sich nichts, die Brustwehr blieb leer. Die restlichen Soldaten schienen sich im Bergfried verschanzt zu haben. Es war nicht ganz der Sieg, den Saladin sich erhofft hatte, aber er reichte für seine Zwecke durchaus aus. Der Sultan schob sein Schwert in die Scheide zurück, teilte seine Armee in zwei Truppen auf und wies den Kommandanten einer davon an, einen Ring um die Burg zu bilden.
    »Bewacht die Garnison«, befahl er, dann winkte er seinen Sohn zu sich, wendete sein Pferd und galoppierte in westlicher Richtung davon.
    »Wo reiten wir denn hin?«, fragte Salim.
    »Zu meinem Bruder«, erwiderte Saladin. »Wir werden Arnat eine Lektion erteilen, die er so schnell nicht vergisst.«
     Eine Woche lang machten Saladin und die ägyptische Armee große Teile der Provinz Oultrejourdain dem Erdboden gleich. Ihre früheren Überfälle verblassten angesichts der Verwüstungen, die sie in Arnats Herrschaftsgebiet anrichteten. Sie steckten die Felder in Brand, auf denen das junge Korn heranreifte, schlachteten das Vieh und töteten jeden, der die Hand gegen sie zu erheben wagte. Anfangs stand Bilal dieser Zerstörungswut mit gemischten Gefühlen gegenüber; er fand, eine solche Willkür ließ sich nicht mit dem Töten aus Selbstschutz rechtfertigen. Doch ein menschliches Herz kann nur ein bestimmtes Maß an Grausamkeit ertragen, ohne sich zu verhärten, und so schwang er bald sein Schwert mit demselben Blutdurst wie seine Gefährten und pries dabei lauthals Allah und den Sultan, das Werkzeug Seines Willens.
    Doch nachts, wenn er in Salims Armen lag, wurde ihm immer wieder von neuem bewusst, wie hohl und leer sein Kampfgeschrei war. Er kämpfte nicht für den Sultan oder Allah, sondern ausschließlich für den einen Menschen, den er liebte. Als die anhaltenden Siege in ihnen eine Leidenschaft entfachten, die über alles hinausging, was sie in jener ersten Nacht in Busra erlebt hatten, erkannte er aber auch, dass er außer Salim niemanden auf der Welt hatte und außer ihm auch niemanden wollte oder brauchte. Er wusste, dass der Krieg eines Tages enden und das Leben ihnen beiden trotz Salims Träumen von einem unbeschwerten, freien gemeinsamen Dasein Dinge abverlangen würde, die ihre Liebe auf Dauer unmöglich machten. Doch im Moment zog er es vor, nicht darüber nachzugrübeln, sondern sich auf das zu konzentrieren, was Salim ihm damals in dem windumtosten Tal gesagt hatte: den nächsten Tag zu überleben und sich dann Gedanken um das zu machen, was danach kam.
     

31
    Khalidah und Sulayman erreichten das Dorf mit dem Cannabisbusch und passierten es ohne irgendwelche Zwischenfälle, nur eine an den harzigen Blättern knabbernde Ziege starrte sie böse an, als sie an ihr  vorbeiritten. Bald begann ein neuerlicher Aufstieg, diesmal in Berge, die ebenso unüberwindlich wie Furcht einflößend wirkten. Noch nicht einmal das eine oder andere Lehmdorf lockerte die Eintönigkeit der Landschaft auf: Schneefelder und Gletscher, Schmelzwassersturzbäche und kristallklare Seen. Allem haftete die kalte Schönheit eines unberührten und unberührbaren Landes an.
    Sulayman kannte die Namen der Berge und Flüsse nicht mehr. Khalidah bezweifelte, dass sie je andere getragen hatten als die, die Allah ihnen zu Beginn der Zeit gegeben hatte. Der Grasbewuchs wurde immer spärlicher und endete schließlich ganz, sodass sich die Pferde widerwillig wieder mit Kamelmilch und Datteln zufriedengeben mussten.
    Immer weiter drangen sie in die Berge vor; zitterten des Nachts vor Kälte und trotteten tagsüber mühsam die schmalen Pfade entlang. Da der Untergrund trügerisch war, hatten sie das Reiten schon in den ersten Tagen aufgegeben, außerdem heilte Zahirahs Beinwunde nicht aus, daher führten sie die Pferde am Zügel, auch wenn Khalidah oft meinte, ihre

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