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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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Mann auf die eine oder andere Art ein Sünder war und dass die Sünde der Fleischeslust auch nicht schwerer wog als andere. Er wünschte nur, des Moulins hätte sich für einen weniger zeitraubenden Zeitvertreib entschieden.
    Doch es dauerte nur zehn Minuten, bis des Moulins makellos gekleidet aus dem Raum trat, obwohl sein Gesicht unnatürlich gerötet und ihm die Erschöpfung deutlich anzumerken war.
    »Und was will Seine Hoheit von mir?«, erkundigte er sich, als sie den Hof überquerten.
    De Mailly schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht, aber ich vermute, es hat ewas mit dem muslimischen Aufklärungstrupp zu tun.«
    »Ich fürchte, Ihr habt Recht«, erwiderte des Moulins grimmig. »Möge Gott uns beistehen!«
    Die beiden Männer verfielen in Schweigen, bis sie die Halle erreichten. Dort fanden sie de Ridefort vor, der auf und ab schritt und dabei Unverständliches vor sich hin murmelte. »Vorsicht«, bemerkte des Moulins trocken. »Man könnte Euch mit Kerak verwechseln.«
    De Ridefort funkelte ihn finster an, sagte aber nur: »Lasst uns unsere Zwistigkeiten vorübergehend vergessen und uns auf unser momentanes Problem konzentrieren.«
    Seufzend nahm des Moulins am Tisch Platz, auf den ein Diener einen Krug Wein und eine Schale mit Früchten gestellt hatte. Er schenkte sich und de Mailly ein. »So, wie ich das sehe, haben wir momentan kein dringliches Problem.«
    »Tripolis hat uns auf unverschämte Weise beleidigt!«, brüllte de Ridefort. »Er hat zugelassen, dass der Durchmarsch dieser Aufklärungstruppen just an dem Tag stattfindet, an dem wir unsere Abgesandten nach Tiberias schicken wollten!«
    Des Moulins nippte an seinem Wein. »Sowie mir bekannt ist, zählt  Hellsichtigkeit nicht zu den Fähigkeiten des Grafen. Wir haben niemanden von unserem Vorhaben in Kenntnis gesetzt, daher konnte er auch nicht ahnen, dass seine Pläne die unseren durchkreuzen. Das erfuhr er erst, als es zu spät war, um noch etwas zu ändern, woraufhin er Euch sofort diesen Brief schickte - was weit mehr war, als die Ritterlichkeit erforderte.«
    »Ritterlichkeit, dass ich nicht lache! Die Boten des Königs der Gefahr eines Angriffs auszusetzen …«
    »Die Sarazenen haben versprochen, nicht anzugreifen«, erinnerte des Moulins ihn, »und der Sultan hat ungeachtet all seiner Verfehlungen sein Wort noch nie gebrochen.«
    »Ein normaler Aufklärungstrupp umfasst keine siebentausend Mann«, versetzte de Ridefort kalt. »Denkt an meine Worte, des Moulins: Das ist eine List, die der Sultan und Tripolis ausgeheckt haben, um uns in einen Kampf zu verwickeln. Und wenn sie einen Kampf wollen, dann sollen sie ihn bekommen!«
    Des Moulins warf ihm einen scharfen Blick zu, in dem erstmals ein Anflug von Besorgnis lag. »Worauf wollt Ihr hinaus?«
    Ohne auf die Frage einzugehen bellte de Ridefort: »Wie viele Ritter befinden sich zurzeit in dieser Garnison?«
    »Nicht annähernd genug für das, was Ihr anscheinend vorhabt«, entgegnete der Hospitaliter.
    De Ridefort nahm sein rastloses Auf- und Abgehen wieder auf. »Dann müssen wir sehen, dass wir mehr zusammenbekommen. De Mailly, Ihr reitet nach Qaqun und mobilisiert die dortige Templergarnison. Ich werde die königlichen Ritter von Nazareth zu Hilfe holen, und des Moulins …«
    »Wird diesen Wahnsinn ganz bestimmt nicht auch noch unterstützen!«, donnerte des Moulins, der mit seiner Geduld am Ende war. »Ihr sprecht von hundert, bestenfalls zweihundert Rittern - gegen siebentausend Gegner! Ihr mögt ja den König unter Eurer Fuchtel haben,  aber mir habt Ihr nichts zu befehlen, und solange das der Fall ist, schicke ich meine Männer nicht in den sicheren Tod!«
    »Natürlich nicht«, erwiderte de Ridefort mit kalter Grausamkeit. »Und zwar, weil Ihr ein feiger, zügelloser Wüstling seid, der mehr daran interessiert ist, seine verdammungswürdigen Laster auszuleben, als sich in den Dienst von Gottes Gerechtigkeit zu stellen!«
    De Mailly fing des Moulins’ Hand ab, mit der er de Ridefort ins Gesicht schlagen wollte. »Schluss jetzt«, befahl er. »Wir gewinnen nichts, wenn wir uns selbst bekämpfen, und ganz gewiss gewinnen wir nicht Gottes Gunst. Nun, Messire«, wandte er sich an de Ridefort. »Ich gebe zwar zu, dass Tripolis’ Vorgehensweise als Affront gegen uns gewertet werden könnte, aber zweierlei steht fest: erstens, dass dem Grafen aufgrund seines Waffenstillstandsvertrages mit Saladin gar keine andere Wahl blieb, als die Truppen durch sein Territorium ziehen zu lassen,

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