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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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Farbe. Er setzte sich mit einem Ruck auf. Die Huka war vergessen.
    Nachdem er einem Diener bedeutet hatte, die Zeltklappe herunterzulassen, zog Al-Afdhal seinen Bruder zu sich hinunter, bis sich ihre Gesichter auf einer Höhe befanden, und zischte: »Wer hat dir das erzählt? Der Beduinenjunge?«
    Bilal hatte tatsächlich erst kürzlich mit Salim über seine Befürchtung gesprochen, de Ridefort könne versuchen, den Sultan während seiner Abwesenheit zu hintergehen. Doch Salims Miene blieb unergründlich. »Was sollte Bilal wohl über den Großmeister der Templer wissen?« Er schüttelte den Kopf. »Was ich weiß, akhah, habe ich alles selbst in Erfahrung gebracht. Vergiss nicht, dass ich bei allen Verhandlungen unseres Vaters im Süden zugegen war.«
    Al-Afdhals Augen wurden schmal. »Das heißt nicht, dass du auch bei meinen zugegen sein wirst.«
    »Wie du willst«, versetzte Salim. »Aber ich kann die Männer unseres Vaters nicht mit gutem Gewissen morgen nach Tiberias reiten lassen, wenn ich fürchten muss, dass sie in eine Falle gelockt werden sollen.« Er erhob sich. »Wenn du mich jetzt entschuldigst … ich muss mit den umara sprechen …«
    »Warte!«, hielt ihn Al-Afdhal zurück, wie Salim gehofft hatte. Er drehte sich um und musterte seinen Bruder kalt. Die mit dem Bewusstsein seiner Niederlage gepaarte Wut in dessen Gesicht erfüllte ihn mit böser Freude. Endlich sagte Al-Afdhal: »Es ist nicht nötig, die  umara zu beunruhigen. Wahrscheinlich verläuft die ganze Sache ohnehin im Sande.«
    »Welche Sache?«
    Al-Afdhal seufzte. »Ich weiß nur, dass heute ein Abgesandtentrupp aus Jerusalem in Al-Fulah eingetroffen ist. Seitdem versammeln sich die Templer der Umgebung in Nazareth.«
    »Und de Ridefort ist einer der Abgesandten«, stellte Salim fest, wobei er seinen Bruder scharf beobachtete.
    »Ja«, bestätigte dieser mit einem eigenartigen Unterton.
    »Hat er dir eine Nachricht geschickt?«
    »Nein.« Wieder seufzte Al-Afdhal. »Ich weiß noch nicht einmal, ob die Abmachung, die er mit unserem Vater getroffen hat, noch gilt. Du vielleicht?«
    »Wenn ich gewollt hätte, dass du die Antwort darauf erfährst, hättest du diese Frage nicht stellen müssen.« Ein kaltes Lächeln spielte um Salims Lippen.
    »Halte deine Zunge im Zaum, du kleiner Hurensohn. Du bist nicht mehr im Süden.«
    »Nein, das bin ich nicht, und wenn dir je ein wahrer Hurensohn begegnet wäre, würdest du dich hüten, ihm zu drohen.«
    Al-Afdhal runzelte die Stirn und griff wieder nach seiner Pfeife.
    »Die lokalen fränkischen Garnisonen dürften nicht mehr als hundert Ritter umfassen«, fuhr Salim fort. »Wenn sie dumm genug sind, uns anzugreifen, werden wir sie zermalmen. Warum fürchtest du dich dann, an dieser Mission teilzunehmen?«
    Al-Afdhal rauchte schweigend und vermied es angelegentlich, Salim in die Augen zu sehen.
    »Ich nehme an, Al-Zahir und Al-Aziz reiten mit, und ich mit meinem saqa natürlich auch.« Er hielt inne, dann fügte er hinzu: »Eine gute Gelegenheit, um ein für alle Mal zu verhindern, dass deine Thronfolge gefährdet wird …«
    »Du beleidigst mich!«, herrschte Al-Afdhal ihn an.
    »Nein, akhah«, widersprach Salim ruhig. »Durch dein Verhalten beleidigst du nur dich selbst und deine Männer. Daran solltest du gelegentlich einmal denken.«
     Salims Worte änderten nichts an Al-Afdhals Entscheidung, also wurde der Befehl über die Truppen dem türkischen amir Muzaffar ad-Din Gökböri übertragen. Salim teilte ihm mit, dass sich die Franken in Nazareth versammelten, aber sie kamen überein, die Männer nicht davon in Kenntnis zu setzen, weil es ihrem Unternehmen mehr schaden als nutzen würde. Sollten die Franken wirklich angreifen, waren die Soldaten gut genug ausgerüstet und ausgebildet, um sich zu verteidigen. Rechneten sie aber mit einem Angriff, konnte sie das dazu verleiten, Kämpfe mit Tripolis’ Untertanen anzuzetteln, und das musste um jeden Preis vermieden werden.
    Trotzdem war die Spannung nahezu greif bar zu spüren, als sie unterhalb der Mauern von Tiberias entlangritten, von denen aus die Stadtbewohner schweigend auf sie hinabstarrten. Die Muslime kamen aufgrund der Größe der Armee nur langsam voran, und die sengende Hitze machte die Männer übellaunig und reizbar. Dennoch  wurde kein einziges Schwert gezogen, bis sie endlich den See erreichten. Nach einer kurzen Rast, um zu essen und die Pferde zu tränken, machten sie kehrt und schlugen den Weg in Richtung Ras al-Mai ein. Gökböri

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