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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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ähnlich große, sanfte Augen und scheinbar auch ein ähnlich freundliches Naturell, denn als Khalidah zwischen ihnen umherging, stupsten sie sie an, schnaubten leise und ließen sich widerstandslos die Beine abtasten. Sie waren nicht beschlagen; ihre Hufe sogar noch härter als die der Wüstenpferde, was Khalidah angesichts des weichen, grasigen Talbodens nicht wenig wunderte.
    »Die Dschinn züchten sie extra so«, erklärte Sulayman, als sie ihn darauf ansprach. »Sie kreuzen sie mit den hiesigen Bergponys, und  die haben die härtesten Hufe, die ich je gesehen habe - denn sowie sie das Tal verlassen, brauchen sie sie.«
    »Dahinter steckt mehr als nur das Kreuzen mit Bergponys.« Khalidah bewunderte eine ausnehmend schöne honigfarbene Stute. Sie blies dem Tier sacht in die Nüstern, woraufhin die Stute die Ohren aufstellte, neugierig schnupperte und dann anmutig davongaloppierte. Die anderen Pferde folgten ihr fröhlich wiehernd.
    »Ich habe dir ja einmal gesagt, dass viele der Bergvölker hier glauben, von Alexander dem Großen abzustammen«, sagte Sulayman. »Nun, die Dschinn rümpfen angesichts der Vorstellung, einen blutrünstigen Makedonen zum Vorfahr zu haben, nur die Nase, aber sie bestehen darauf, dass ihre Pferde Abkömmlinge seines berühmten Schlachtrosses Bukephalos sind.«
    »Vielleicht haben sie damit ja Recht«, erwiderte Khalidah. »Pferde wie diese habe ich noch nie gesehen.«
    Sie setzten ihren Rundgang durch das Tal fort, wobei Khalidah den Eindruck gewann, dass die Dschinn ein glückliches Leben als Bauern und Hirten führten - was ihr in zunehmendem Maße missfiel. Nachdem eine Gruppe von Frauen ihnen ihre Webarbeiten - feine Seide, die unerklärlicherweise zu Unterwäsche verarbeitet wurde, wie sie sagten - gezeigt und sie sich von ihnen verabschiedet hatten, bemerkte Khalidah: »Diese Leute kommen mir nicht gerade wie Furcht erregende ghuzat vor.«
    »Das liegt wohl daran, dass sie das die meiste Zeit auch nicht sind«, entgegnete er. »Aber gib einer von ihnen einen Bogen oder einen Speer«, er nickte zu den angeregt miteinander schwatzenden Frauen hinüber, »und lass sie auf einen Feind treffen … sie würde ihn innerhalb weniger Sekunden niederstrecken.« Als Khalidah die Seidenweberinnen skeptisch musterte, fügte er hinzu: »Komm, ich will dir etwas zeigen.«
    Er führte sie durch das Tal, fort von Klause und Tempel, vorbei  an den Herden, den frisch beackerten Feldern und den sich an den Hängen der Hügel entlangziehenden Holz- und Steingebäuden und endlich einen grasbewachsenen Erdwall empor. Von dort aus blickte Khalidah in eine vielleicht einen farsakh lange und ebenso breite natürliche Arena hinunter, in der etwa vierzig oder fünfzig Reiter Kavalleriemanöver einübten. Das nahm sie zumindest an, da die Reiter bewaffnet waren, aber gesehen hatte sie derartige Praktiken noch nie.
    Die Gruppe war in fünf Schwadronen unterteilt. Sie führten einen Angriff gegen eine Armee aus Strohpuppen, der damit begann, dass sich die Schwadronen auf dem Feld verteilten. Zwei bildeten die Vorderfront, die anderen drei hielten sich dahinter. Auf irgendein für Khalidah nicht zu erkennendes Zeichen hin trieben die drei hinteren Reihen ihre Pferde an, die aus dem Stand heraus in einen fliegenden Galopp fielen, dabei die Beine aber so koordinierten, dass sie statt vier nur zwei Hufschläge vollführten. Die Gleichmäßigkeit dieser Gangart erlaubte es den Reitern, ihre Bogen mit äußerster Präzision zu handhaben. Sie hoben sie, als sie durch die lockeren Reihen der beiden Schwadronen vor ihnen brachen und einen Pfeilhagel auf die Strohpuppen niederprasseln ließen. Dabei verfuhren sie so, dass immer ein Reiter schoss, während sein Nachbar einen neuen Pfeil an die Sehne legte, sodass der Beschuss ohne Unterbrechung erfolgte. Einige Meter vor der Stroharmee teilten sie sich, schwenkten ab und ritten seitlich zur Feindlinie, ohne den Pfeilregen auf die Feinde einzustellen. Als sie die Ränder der Reihe erreichten, wendeten sie ihre Pferde erneut, um den Gegner von hinten einzukreisen, während zugleich die beiden vordersten Reihen zum Angriff ansetzten, die Bogen gegen Schwerter tauschten, auf die Strohsoldaten einhieben und sich dann wieder formierten, um das Manöver zu wiederholen.
    »Sie sind wirklich sehr gut«, lobte Khalidah. »Vor allem mit dem Bogen.«
    Sulayman nickte. »Da liegt ihre größte Stärke. Sie benutzen zwei  Arten von Bogen und drei Arten von Pfeilen: leichte für

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