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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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wie bei allen männlichen Dschinn, die Haut vom Alter zerfurcht. Er musterte die um ihn herum versammelte Menge einen Moment lang schweigend, dann rief er etwas auf Paschtu. Seine sonore Stimme rollte über die Köpfe der Zuhörer hinweg wie eine Meereswoge.
    »Was sagt er?«, flüsterte Khalidah Abi Gul zu.
    »Heil Khuday, dem Schöpfer allen Seins«, übersetzte sie. »Heil Seiner Schöpfung, Seinem Geschenk an uns, und Heil den Gottheiten, die Ihm untertan sind. Heil den gesegneten Königen von Hewad, von denen unser Volk abstammt.«
    »Hewad?«, wiederholte Khalidah.
    »Wörtlich bedeutet es ›Heimatland‹; es ist der Ort, von dem unsere Vorfahren kamen.«
    Die Menge antwortete mit einem gedämpften Raunen auf Tor Gul Khans Worte, und als wieder Stille eintrat, drehte er sich einmal um die eigene Achse und forschte in den Gesichtern seiner Zuhörer, die  seinen Blick erwartungs-, fast hoffnungsvoll zurückgaben. Endlich nickte er einer jungen Frau mit goldenem Haar zu - Abi Guls Freundin Shahascina - woraufhin diese vor Stolz strahlend auf ihn zutrat. Tor Gul Khan legte ihr eine Hand auf die Schulter und wandte sich wieder an die Menge.
    »Shahascina ist heute Abend Khudays Stimme. Erweist ihr den Respekt, der Ihm gebührt.« Mit diesen Worten zog er sich in den Schatten zurück, und Shahascina kniete in der Mitte des Kreises nieder. Wie Tor Gul Khan ließ sie den Blick langsam über die Menge schweifen, dann begann sie mit ebenso ruhiger Würde zu sprechen.
    »Am Anfang allen Seins, als Khuday die Erde schuf, setzte er den großen Berg Luy Ghar, der sich bis in den Himmel erhob, in die Mitte dieser Welt. Der obere Teil des Berges war von Wolken eingehüllt, und über den Wolken, hoch auf dem Gipfel, lag das Land Hewad, wo sich die niederen Gottheiten niederließen. Sie teilten sich in zwei Gruppen auf; der einen unterstand der westliche, der anderen der östliche Teil der Welt der Menschen.
    Doch es dauerte nicht lange, bis beide Gruppen die Alleinherrschaft über die Erde anstrebten, und so brach ein Krieg zwischen ihnen aus. Sie kämpften miteinander und rissen sich gegenseitig in Fetzen, und als die Fetzen auf die Erde fielen, verwandelten sie sich in böse Geister, die in der Welt der Menschen großes Unheil anrichteten. Sie vergifteten die Felder, ließen das Wasser der Brunnen salzig werden, plagten die Herden mit Seuchen und die Menschen mit der Pestilenz.
    Die irdischen Schamanen flehten Khuday um Hilfe an. Als er sah, was geschah und aus welchem Grund, stieg Zorn in ihm auf. Er stieg nach Hewad hinab, stellte sich zwischen die verfeindeten Gottheiten und tadelte sie scharf, denn sie hatten nicht nur viele Bewohner der Erde getötet, sondern sich auch gegenseitig ausgelöscht. Nur zwölf waren am Leben geblieben: sechs Frauen des Ostens und sechs Männer des Westens.
    ›Euer Krieg ist nun zu Ende‹, sprach Khuday zu ihnen, ›und um den Frieden zu besiegeln wird sich jeder von euch mit einem seiner Rivalen vermählen. Das erste Kind, das einer dieser Verbindungen entspringt, wird zur Erde hinuntergeschickt, um dort als Mensch zu leben. Es wird zu einem großen Krieger heranwachsen, der die Menschen von den Monstern befreien wird, die ihr geschaffen habt.‹
    Die Gottheiten gehorchten, und binnen eines Jahres wurde einer Göttin des Ostens und einem Gott des Westens ein Sohn geboren. Als er von seiner Mutter entbunden wurde, hob er die rechte Hand, als wolle er zuschlagen, beugte das linke Bein, als wolle er nach etwas treten, und sah seine Eltern mit einem weit geöffneten rechten und einem zu einem schmalen Schlitz verengten linken Auge an und sprach: ›Mit meiner rechten Hand werde ich die Feinde der Menschen zerschmettern; mit meinem linken Bein werde ich sie zertreten. Mit meinem offenen Auge werde ich den Weg der Rechtschaffenheit sehen, mit meinem halb geöffneten Lug und Trug durchschauen. Und jetzt bringt mich in das Tal hinunter und überlasst mich der kinderlosen alten Frau, die dort lebt.‹
    Die Eltern des Kindes taten, wie ihnen geheißen. Sie trugen ihren Sohn in das von der Sonne ausgedörrte, von bösen Geistern wimmelnde Tal hinab, das bis auf ein paar im Sterben liegende Bewohner vollkommen verlassen war. Das Kind wies ihnen den Weg zu einer armseligen Hütte im Schatten des Berges. Ein zerlumptes Tuch ersetzte die Tür, und im Hof lag das Skelett eines Schafes. Auf dem Schädel des Tieres saß eine verhutzelte alte Frau und sah ihnen entgegen.
    ›Hier werdet ihr mich

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