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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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wenigen Tatsachen und viel Wunschdenken und Hoffnungen aufgebaut. Die Dschinn - diejenigen von ihnen, die Mobarak Khan für ein übernatürliches Wesen halten - sind fest davon überzeugt, dass er Brekhna zu sich gerufen hat und sie diesem Ruf gefolgt ist.«
    »Dann werde ich ihnen sagen, dass das nicht zutrifft … dass sie einen ganz gewöhnlichen Mann geheiratet und ein ganz gewöhnliches Leben geführt hat.«
    »Das wird nichts an ihrer Meinung ändern, genauso wenig wie das Verschwinden von Mobarak Khans Leichnam etwas an der Meinung derer geändert hat, die ihn für unsterblich halten wollten. Eher wird es sie in ihren Ansichten und dem Entschluss bestärken, in Brekhnas Fußstapfen treten zu wollen.«
    »Was ja schön und gut ist, abgesehen davon, dass niemand weiß, wo sie ist … es sei denn, du weißt es.«
    Tor Gul Khan maß sie mit einem schwer zu deutenden Blick.
    »Und? Weißt du es?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe eine Vermutung, die aber nur auf der Intuition eines Vaters beruht und uns bei der Lösung unseres momentanen Problems nicht hilft.«
    »Aber …«
    »Khalidah«, sagte er so scharf, dass sie überrascht verstummte. Dann fuhr er etwas weicher fort: »Bitte - wenn ich Recht habe, ist  deine Mutter für uns unerreichbar und kann uns ganz sicher nicht helfen. Wir haben mit genug Schwierigkeiten zu kämpfen, wir müssen uns nicht noch weitere aufladen.«
    Khalidah wäre gerne weiter in ihn gedrungen, doch das kurze Aufflammen von Zorn verriet ihr, dass sie nicht mehr aus ihm herausbekommen würde. Seufzend fragte sie: »Also gut - wo komme ich ins Spiel?«
    »Du bist die Antwort auf die Gebete all derer, die an Pamirs Prophezeiung glauben. Als Brekhnas Tochter bist du dazu prädestiniert, sie zu ihrem Messias Saladin zu führen, unter dessen Befehl sie die Franken auslöschen wollen. Ich fürchte nur, es wird ihr Ende sein, wenn sie sich ihm anschließen, denn auch ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten werden sie in dem Kampf, den Saladin kämpft, nicht retten.«
    »Warum in Allahs Namen hast du dann Sulayman ausgeschickt, um mich hierherzubringen?«
    Tor Gul Khan gab keine Antwort, sondern sah sie nur an. Seine Augen waren nicht mehr die eines stolzen Stammesführers, sondern eines hilflosen alten Mannes. Khalidah las eine Antwort darin, die sie zwischen Mitgefühl und Zorn schwanken ließ.
    »Du hast gehofft, ich würde sie davon überzeugen, dass Saladin nicht so ist, wie sie glauben. Du wolltest mich dazu benutzen, sie dazu zu bewegen, hierzubleiben.«
    »Ich würde dich nie benutzen oder dich zu Lügen verleiten«, widersprach er mit Nachdruck. »Wenn du meinst, der Platz der Dschinn wäre an Saladins Seite, werde ich dich nicht davon abhalten, diese Meinung öffentlich zu äußern.«
    »Ich pflege anderen Menschen nicht vorzuschreiben, was sie zu tun haben.«
    Tor Gul Khan sah sie nachdenklich an. »Wie beurteilst du denn Saladin und seinen Dschihad?«
    »Ich glaube an Saladin und an das, wofür er kämpft.«
    »Und du hast die Absicht, ihm dein Schwert zur Verfügung zu stellen?«
    »Wenn es Allahs Wille ist, ja. Es ist allerdings allgemein bekannt, dass Saladin noch nie Frauen in seine Armee aufgenommen hat. Und selbst wenn ich beschließe, zu ihm zu reiten, heißt das noch lange nicht, dass deine Dschinn mir folgen.«
    »Ein guter Anführer inspiriert andere durch seine - oder ihre - Taten.«
    »Ich bin aber nicht die Anführerin der Dschinn und werde es auch nie sein.«
    »Das hast nicht du zu entscheiden, sondern sie«, erwiderte Tor Gul Khan mit aufreizender Ruhe. »Deswegen musst du sicher sein, dass du den richtigen Weg eingeschlagen hast, bevor du handelst.«
    »Und wie soll ich das herausfinden?«, fauchte sie.
    »Lebe ein paar Wochen mit uns, und lerne die Menschen zu verstehen, die dir vielleicht in den Kampf folgen werden. Entscheide, ob der Dschihad wirklich die Antwort ist, die du suchst.«
    Khalidah dachte über diesen Vorschlag nach. Sie verspürte wenig Lust, Tor Gul Khan diesen Gefallen zu tun, aber sie musste an die Freundschaft denken, die Abi Gul ihr vom ersten Moment an entgegengebracht hatte, und an die herzliche Art, mit der sie von den Dschinn aufgenommen worden war. Endlich seufzte sie resigniert. »Drei Wochen. Und nicht einen Tag länger.«
     

8
    Während der nächsten Tage hatte Khalidah reichlich Zeit, um über das Gespräch mit ihrem Großvater nachzudenken und sich zu fragen, ob sie nicht ein voreiliges Versprechen abgegeben hatte, denn seine 

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