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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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mit der Überzeugung eines Menschen, der lange und gründlich über etwas nachgedacht und jedes Für und Wider erwogen hat. »Vielleicht kommt es aber auch genau andersherum, und wir bringen seinen Soldaten einige Dinge bei, die ihnen in diesem bevorstehenden Kampf von unschätzbarem Nutzen sein können.«
    Khalidah seufzte. »Alles ist möglich, nehme ich an. Aber da ist noch etwas, was du nicht bedacht hast: Damaskus ist weit weg von hier. Wenn ihr euch entschließt, zu Saladin zu stoßen … wie wollt ihr ihn denn finden, und vor allem rechtzeitig finden? Und wenn ihr ihn gefunden habt, wie wollt ihr ihn denn von eurem Wert für ihn und eurer Loyalität überzeugen? Er ist ein frommer Muslim, und ihr seid für ihn ein Volk fremdländischer kuffar.«
    Abi Gul lächelte. »Musst du das wirklich fragen?«
    Khalidah gefiel die Andeutung nicht, die in diesen Worten mitschwang. »Wie meinst du das?«
    »Aus diesem Grund bist du zu uns gekommen, Khalidah«, erwiderte sie wie ein Echo von Tor Gul Khan. »Du bist das Bindeglied zwischen Saladins Volk und den Dschinn.« Khalidah merkte erst, dass sie den Kopf schüttelte, als Abi Gul beharrte: »Doch, Khalidah, so ist es. Nenne es den Willen Allahs oder der Götter, aber wie du es auch  betrachtest - du hast nicht grundlos just zu diesem Zeitpunkt deine Reise zu uns angetreten.«
    Khalidah fragte sich, wie oft sie diese Theorie noch würde hören müssen, bevor sie sie glaubte.
    »Du bist die Erbin zweier stolzer Rassen, und gerade jetzt hängt die Zukunft beider in der Schwebe. Deine Bestimmung ist es, sie zusammenzubringen und dadurch beide zu retten.«
    Khalidah sah ein, dass es sinnlos war, Abi Guls leidenschaftliche Überzeugung erschüttern zu wollen. Stattdessen fragte sie: »Wie viele von euch glauben denn, dass ich dieses … Bindeglied bin?«
    Abi Gul gab keine Antwort, doch ihr Blick verriet Khalidah alles, was sie wissen musste. Sie barg das Gesicht in den Händen. »Ihr irrt euch«, murmelte sie. »Ich bin nichts als ein dummes Mädchen, das von daheim fortgelaufen ist, um seinen Vetter nicht heiraten zu müssen …«
    Plötzlich spürte sie Abi Guls Hand auf ihrer Schulter. »Wenn du das wirklich glauben würdest«, sagte das andere Mädchen weich, »dann wärst du nicht hier.« Sie schwieg einen Moment, um Khalidah Zeit zu geben, ihre Fassung zurückzugewinnen, dann fuhr sie fort: »Komm. Wenn du uns anführen willst, musst du lernen, so zu kämpfen wie wir.«
    »Ich habe nie gesagt, dass ich euch anführen will«, begehrte Khalidah auf.
    Doch Abi Gul lächelte nur wissend.
     Die Dschinn lehrten sie den Umgang mit Pfeil und Bogen und Schwertkampftechniken, die Khalidah nie für möglich gehalten hätte. Sie fesselten ihre Hände, setzten sie auf eines ihrer Pferde und ließen sie anstrengende Dressurübungen vollführen, bis sie sich in dem Zwei-Hufschlag-Galopp mit perfekter Balance im Sattel zu halten vermochte, dann gaben sie ihr ihren Bogen zurück und lehrten sie, während des Reitens zu schießen. Obwohl sie den erbarmungslosen Drill  anfangs hasste, begann sie sich nach wenigen Tagen für diese weiche, schnelle Gangart zu begeistern und fragte, warum die Dschinn nicht immer so ritten.
    »Es belastet die Pferde zu sehr«, erwiderte Zhalai, die das Training ihrer Schutzbefohlenen überwachte. »Vielen müssen wir diesen speziellen Galopp mühsam beibringen, aber selbst die, die eine natürliche Begabung dafür haben, werden rasch müde. Wenn du ein Pferd damit überforderst, fängt es über kurz oder lang an zu lahmen, und dann ist es für eine Schlacht nicht mehr zu gebrauchen, weil die Lahmheit jederzeit ohne Vorwarnung zurückkehren kann.«
    Khalidah nickte. Ihr wurde einmal mehr bewusst, wie viel sie noch zu lernen hatte.
    Obwohl sie Sulayman kaum noch zu Gesicht bekam, blieb Khalidah keine Zeit, ihn zu vermissen. Die Tage waren mit Training ausgefüllt, und nachts wollte sie nur noch in ihr Bett kriechen und schlafen. Manchmal gelang ihr das, aber an anderen Abenden stiegen die anderen Mädchen, die über unerschöpfliche Energiereserven zu verfügen schienen, zu den Gipfeln der Hügel empor, tanzten dort bis spät in die Nacht hinein und sangen Loblieder auf die Sterne, den Mond und ihre eigene Jugend und ihr Glück. Und sie waren glücklich, das wurde Khalidah immer deutlicher bewusst. Die Dschinn liebten ihr sicheres Leben in ihrem wunderschönen Tal, hielten an ihren Zielen fest und befolgten die Regeln ihres Glaubens. Khalidah begann sie

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