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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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treten sah. »Wir lassen euch jetzt allein, ihr habt sicher einiges zu besprechen«, sagte Warda dann.
    »Das ist nicht nötig«, wehrte Khalidah höflich ab, registrierte aber dankbar, dass Warda ihre Worte ignorierte, ihre Tochter fest bei der Hand nahm und sie die Treppe emporführte. Sulayman sah den beiden nach, dann nahm er auf einem zweiten Stuhl Platz und goss sich Tee ein.
    »Aus deinem Gesichtsausdruck schließe ich, dass du nicht sonderlich erpicht darauf bist, als Mittelsmann zwischen den Dschinn und einem Messias zu fungieren«, bemerkte er mit einem trockenen Lächeln. Khalidah stellte ihr Teeglas ab und barg den Kopf in den Händen. Einen Moment später spürte sie, wie Sulayman ihr tröstend über das Haar strich. »Ach, Khalidah - du musst doch gewusst haben, dass sie sich etwas von dir erhoffen.«
    Khalidah lachte bitter auf. »Ich hätte nur nie gedacht, dass sie von mir erwarten, sie zu einem Gott zu führen.«
    Er kicherte leise. »War es so schlimm?«
    Es beruhigte sie etwas, dass sie in seinem Gesicht nichts außer mit Belustigung gepaartem Mitgefühl las. »Schlimmer. Oh, sie gaben sich alle sehr höflich und taktvoll, haben aber trotzdem an ihren Erwartungen keinen Zweifel gelassen, und Gegenargumente ließen sie nicht gelten. Haben die Jungen denn auch schon diesbezügliche Andeutungen gemacht?«
    »Sie sprechen von fast nichts anderem.«
    »Was soll ich denn nur tun, Sulayman?«
    Er seufzte. »Was kannst du anderes tun als dem Weg zu folgen, den Allah dir aufgezeigt hat?«
    »Ich würde ja gern glauben, dass ich genau das tue, aber kann Allah  wirklich von mir verlangen, ein Volk von kuffar zu ihrem falschen Gott zu führen?«
    »Stellst du Seinen Willen in Frage?«
    Khalidah gab keine Antwort. Sie wusste nicht, ob er sie necken wollte oder es ernst meinte, und sie wusste auch nicht, wie sie ihre Zweifel und Bedenken in Worte fassen sollte.
    »Khalidah, wie du weißt, war ich immer davon überzeugt, dass du aus einem ganz bestimmten Grund hierhergekommen bist, auch wenn ich diesen Grund nicht kenne. Wenn es dir bestimmt ist, die Dschinn zum Sultan zu führen, dann musst du das tun.«
    Sie sah ihn an; las auch in seinen Augen einen Anflug von Besorgnis. »Ich habe Angst um sie, Sulayman«, bekannte sie endlich. »Ich fürchte, es könnte ihr Untergang sein, wenn ich mich bereitfinde, sie gen Westen zu führen.«
    »Ich weiß. Aber wie groß deine Angst auch sein mag, du darfst nie vergessen, dass nur Allah allwissend ist. Du musst dich in Seine Hände geben, das heißt, du musst für dich eine Entscheidung treffen und den Dschinn dasselbe Recht zugestehen. Wenn du dir ganz sicher bist, dass es dir vom Schicksal vorherbestimmt ist, hierzubleiben und Tor Gul Khans Wünschen zu folgen, dann tu das. Wenn du aber glaubst, für Saladin kämpfen zu müssen, dann darfst du die Ohren nicht vor diesem Ruf verschließen, und du musst darauf gefasst sein, diese Menschen anzuführen, wenn sie sich dafür entscheiden, dir zu folgen.«
    »Wer bin ich denn schon, dass ausgerechnet ich sie anführen soll?«, fragte Khalidah bitter.
    »Wenn nicht du, wer sonst?«
    Einmal mehr brachte sie keinen Einwand über die Lippen, denn einmal mehr lag die Antwort auf der Hand, ob sie ihr nun gefiel oder nicht.
     

9
    Einmal mehr stand Raymond von Tripolis auf der Brustwehr seiner Burg in Tiberias und beobachtete einen sich ihm nähernden Abgesandtentrupp, aber diesmal hegte er bezüglich der Identität der Männer und ihrer Absichten nicht den geringsten Zweifel. Es wunderte ihn nur, dass sie sich so viel Zeit gelassen hatten - seit der Katastrophe von Cresson war mehr als ein Monat vergangen. Doch andererseits, dachte er sarkastisch, hatten sie an jenem Tag so viele ihrer besten Ritter verloren, dass es seine Zeit gedauert haben musste, genug Krieger aufzubieten, um ihn gefahrlos mit ihrem Anliegen konfrontieren zu können.
    Der Trupp rückte näher - nahe genug jedenfalls, um erkennen zu können, dass Guy de Lusignan nicht dabei war. Tiefer Abscheu keimte in Tripolis auf. Der von der Lepra zerfressene Balduin IV. hatte seine Armee angeführt, bis man ihn am Sattel seines Pferdes hatte festbinden müssen. Als auch dies nicht mehr möglich gewesen war, hatte er trotzdem noch bis zu seinem letzten Atemzug mit Klarsicht und Weisheit seine Entscheidungen getroffen und seine Befehle erteilt. Aber für Tripolis hätte es auch so keines weiteren Beweises dafür bedurft, dass Guy ein absolut unfähiger Herrscher war.
    Obwohl

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