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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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den Speeren der Mamluken hinweg und warf dabei den anderen Dschinn einen Blick zu. Im nächsten Moment hatte sich die Situation ins Gegenteil verkehrt; die Leibwächter des Sultans sahen sich von Dschinn mit Schwertern in der einen und Dolchen in der anderen Hand umzingelt. Khalidah trat entschlossen zwischen sie und forderte sie auf, die Waffen sinken zu lassen. Erstaunlicherweise gehorchten sie. Sie bedeutete ihnen, wieder Platz zu nehmen, und sowie sie dies getan hatten, gebot der Sultan seinen widerstrebenden Mamluken, die Speere zu senken. Khalidah machte sich auf eine Niederlage gefasst, doch als sie den Sultan wieder ansah, bemerkte sie, dass sein Blick eher nachdenklich als zornig auf ihr ruhte, und sie begann, wieder neue Hoffnung zu schöpfen.
    »Sag mir, Khalidah bint Abd al-Aziz … sind alle deine Dschinn so schnell und listig wie diese hier?«
    »Das sind sie.« Sie bemühte sich, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    »Und warum wollen sie gegen die Franken kämpfen, obwohl sie gar nicht mit ihnen im Krieg liegen?«
    Khalidah holte tief Atem. »Weil sie glauben, dass ihre Götter es von ihnen erwarten. Herr, diese Menschen sind zwar keine Anhänger Allahs, aber ich schwöre dir, dass du keinen Fehler machst, wenn du sie in deine Armee aufnimmst. Die Dschinn sind loyal, klug und die besten Krieger, die du je gesehen hast, und sie betrachten es als ihre Pflicht, gegen die Franken in die Schlacht zu ziehen - für dich zu kämpfen. Willst du sie wirklich fortschicken?«
    Wieder musterte Saladin sie lange forschend. Endlich fragte er: »Wie viele hast du mitgebracht?«
    »Fünf hundert, Herr.«
    »Schick hundert der Besten sofort zu mir. Sie werden mich nach  Saffuriyya begleiten. Danach werde ich eine Entscheidung treffen. Oh, und es wäre mir lieb, wenn sich die Frauen unter euch nicht als solche zu erkennen geben würden. Ich dulde nicht, dass meine Männer von unverschämten Heidenmädchen abgelenkt werden.« Bei diesen Worten warf er Abi Gul einen finsteren Blick zu. Diese schob kampfbereit das Kinn vor, doch Khalidah hielt dieses Zugeständnis für akzeptabel, wenn sie dadurch ihr Ziel erreichten.
    »Wie du wünschst«, bestätigte sie hastig, ehe Abi Gul ihn dazu bringen konnte, seine Meinung wieder zu ändern.
    Der Sultan nickte ihr knapp zu. »Dann könnt ihr jetzt gehen - und ihr beide auch«, sagte er zu Bilal und Salim. »Du«, wandte er sich abrupt an Sulayman, »bleibst bitte noch einen Moment hier.«
    Sulayman wechselte einen Blick mit Khalidah. Seine Augen glitzerten vor Neugier, ihre waren sorgenvoll umwölkt. Aber der Sultan hatte gesprochen, und ihnen blieb nichts anderes übrig, als sich seinem Befehl zu fügen.
     

19
    Sulayman kehrte zum Lager der Dschinn südlich von Kafr Sabt zurück, als die hundert Ausgewählten gerade ihre letzten Vorkehrungen trafen. Die Jüngeren sprühten vor freudiger Erregung, konnten ihr Glück, gleich bei ihrem ersten Einsatz vom Sultan persönlich zum Frankenlager geführt zu werden, kaum fassen. Die Älteren reagierten verhalten, wohl wissend, dass sie weniger ausgewählt als toleriert worden waren und sich keine Fehler erlauben durften, wenn sie nicht riskieren wollten, in Ungnade zu fallen und in Schimpf und Schande nach Hause geschickt zu werden. Sie bestürmten Khalidah mit Fragen, wie sie sich verhalten sollten, bis dieser der Kopf schwirrte. Sie  meinte, nie solche Erleichterung verspürt zu haben wie in dem Moment, als Salim und Bilal kamen, um sie zu ihren umara zu bringen. Sulayman war bei ihnen.
    »Geht schon vor«, sagte er zu Salim und Bilal. »Wir kommen gleich nach.«
    »Reitest du nicht mit nach Saffuriyya?«, fragte Bilal Khalidah.
    »Oh doch«, erwiderte sie scharf. »Ich bin für die Dschinn verantwortlich, ich lasse sie jetzt doch nicht im Stich.«
    »Es wird gefährlich werden, Khalidah. Wenn es nach dem Sultan geht, läuft es auf einen Großangriff hinaus …« Er brach ab, als er die trotzige Entschlossenheit in ihren Augen sah. »Dann beeil dich«, schloss er und wendete sein Pferd, um die Dschinn zum Sammelpunkt zu führen.
    Khalidah wandte sich an Sulayman. »Was wollte der Sultan denn von dir?«
    Sulayman wandte den Blick von den davonreitenden Dschinn ab und drehte sich zu ihr um. »Das weiß ich selbst nicht genau. Er hat sich daran erinnert, dass ich einmal in sein Lager gebracht wurde und für ihn gespielt habe. Aber darüber hat er kaum gesprochen. Er hat mir Fragen über meine Kindheit und meine Zeit bei der

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