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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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Mädchen. Alle hatten goldene Augen und sprachen eine Sprache, die ich nie zuvor gehört hatte. Ich begann, ein paar Worte aufzuschnappen, aber auch als ich so weit war, dass ich Fragen stellten konnte, verrieten mir die Antworten nicht viel. Vielleicht habe ich sie auch nur falsch verstanden.« Er schüttelte den Kopf. »Ich fing an, im Haus herumzugehen. Der Bereich, in dem mein Krankenlager war, schien ein ganz normaler Wohnraum zu sein, mit zahlreichen verschlossenen Türen, darunter einer, die größer war als die anderen und von der ich wusste, dass sie nach draußen führen musste. Ich konnte nicht versuchen, sie zu öffnen - man ließ mich nie aus den Augen -, und die Fenster waren zu hoch in die Wand eingelassen. Entlang des oberen Teils des Raumes verlief eine Galerie, zwischen deren Fenstern weitere Türen lagen.
    Als ich darum bat, einmal ins Freie gehen zu dürfen, sahen mich meine Gastgeber auf eine Weise an, die mir verriet, dass sie nicht die Absicht hatten, mir diesen Wunsch zu erfüllen. Dann, eines Morgens, als ich meine Bitte inzwischen aus reiner Gewohnheit wiederholte, nickte Batoor - so lautete der Name des Hausherrn - und bedeutete mir, ihm zu folgen. Ich fragte mich, ob mein Weg mich jetzt in den Tod führen würde, aber zu dieser Zeit konnte ich den Raum, in dem ich so lange eingesperrt war, nicht mehr ertragen, deshalb dachte ich nicht weiter darüber nach.
    Batoor gab mir einen Mantel, ein paar dicker Filzstiefel und einen Wollhut. Mir wurde gleich leichter ums Herz, denn warum sollte er mir warme Kleider geben, wenn er mich töten wollte. Dann öffnete er die große Tür, und mir war, als würde ich das Paradies erblicken. Natürlich wusste ich, dass dies nicht das Paradies war, genauso wenig, wie es sich meiner Überzeugung nach um Qaf handeln konnte, aber  zugleich erkannte ich in diesem Moment, wie die Legende um Qaf entstanden war.« Sulaymans Stimme klang immer wehmütiger, und Khalidah ahnte, was gleich kommen würde. »Vor mir erstreckte sich ein weitläufiges Tal. Es war mit Gras von einem Grün bedeckt, wie ich es noch nie gesehen hatte, und von hohen Bergen umringt. Die näher gelegenen schimmerten so grün wie Smaragde, die weiter entfernten blauviolett von Schnee. Und durch die Talsohle …«
    »Verlief ein Fluss«, unterbrach Khalidah. »Mit glasklarem Wasser, das durch ein steinernes Bett fließt. Am Ufer grasen wunderschöne Pferde, und am anderen Ende des Tales, am Fuß eines Berges, steht ein hölzernes Gebäude, eine Moschee, glaube ich, und eine Gestalt in einem weißen Gewand sitzt auf der Galerie.«
    Sulayman starrte sie ungläubig an. »Woher weißt du das?«
    Khalidah seufzte. »Während wir schliefen, habe ich geträumt. Meine Mutter kam zu mir und zeigte mir den Ort, den du beschrieben hast. Sie nannte ihn Qaf.«
    »Wie es scheint, war das nicht einfach nur ein Traum«, entgegnete Sulayman nach kurzem Nachdenken. »Hat sie sonst noch irgendetwas gesagt?«
    Licht meiner Seele, dachte Khalidah, und um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken erwiderte sie: »Nein, eigentlich nicht.« Seine Enttäuschung war offensichtlich, sodass Khalidah sich schuldbewusst sagte, dass die Worte, die sie für sich behalten hatte, für ihn nicht von Bedeutung sein konnten. »Bist du in die Moschee gegangen?«, bohrte sie weiter. »Hast du den Mann in dem weißen Gewand gesehen?«
    »Ja«, erwiderte er bedächtig. »Aber es ist keine Moschee, sondern eher eine Art Klause. Die Dschinn sind keine Muslime.«
    Khalidah wandte sich erstaunt zu ihm um. »Sie sind Christen?«
    Er lachte. »Wohl kaum. Ihre Religion existierte schon, bevor das Christentum gegründet wurde. Sie ist …« Er hielt kopfschüttelnd inne. »Ich glaube nicht, dass meine Worte ihr gerecht werden können. Belassen wir es dabei, dass es sich um eine wunderschöne, friedliche Religion handelt. Was den Mann in dem weißen Gewand betrifft … er ist dein Großvater Tor Gul Khal, und er ist sowohl der spirituelle Führer der Dschinn als auch ihr Oberhaupt. Ich halte ihn für eine Art Sufi.«
    »Ein Sufi als Führer eines Stammes von ghuzat?«, entfuhr es Khalidah. »Eines Volkes von ungläubigen dämonischen ghuzat noch dazu?«
    »Ich habe dir doch schon gesagt, dass die Dschinn keine Dämonen sind. Sie sind durch und durch menschlich, wenn sie auch über Fähigkeiten verfügen, die sie manchmal übermenschlich erscheinen lassen. Und wenn sie kuffar sind … nun, trotzdem nötigt mir ihre Lebensweise weit mehr Respekt

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