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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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ich finde schon Arbeit für dich.«
    Daqaq schüttelte nur lächelnd den Kopf. Trotz aller Widrigkeiten wusste er, dass er kein anderes Leben als das eines Nomaden führen konnte.
    »Sag mir eines«, fuhr Musa nach einer Weile fort. »Von welchem Stamm kam denn die Mutter dieses Mädchens?«
    Daqaq überlegte kurz, dann erwiderte er: »Ich weiß nur, dass sie sich al-Dschinn nannte.«
    Musa brach in Gelächter aus, dabei blies er Rauchwolken in die stickige Luft.
    »Ich wiederhole nur, was mir gesagt wurde«, erwiderte Daqaq gekränkt.
    Musa winkte abschätzig mit der Hand ab. »Natürlich, natürlich. Al-Dschinn, ich verstehe. Die Dschinn existieren wirklich, das gebe ich zu, aber sie werden den Legenden, die sich um sie ranken, schon lange nicht mehr gerecht. Sie sind nicht viel mehr als eine Horde Bergbanditen, die sich für einzigartig halten. Ihre Frauen gelten als eigenwillig und unlenkbar.« Er fixierte Daqaq mit dem scharfen Blick sehr alter Menschen. »Bist du jemals einem Angehörigen der Dschinn begegnet?«
    »Ja, einmal - Khalidahs Mutter.«
    »Und hat sie ihrem Mann Glück gebracht? Oder lass es mich anders ausdrücken - hat sie ihm je etwas anderes als Unheil beschert?«
    »Sie hat ihm vor ihrem Tod nur diese eine Tochter geschenkt. Und er hat nie wieder geheiratet.«
    »Gerade das meinte ich.« Musa seufzte. »Ich glaube, bei deiner Suche nach diesem Mädchen wird nichts Gutes herauskommen - ganz sicher nicht für deinen Herrn. Aber ich werde dir helfen, sie zu fangen, wenn du darauf bestehst.«
    Daqaq funkelte ihn finster an. »Ich dachte, du hättest keine Neuigkeiten über ihren Verbleib?«
    »Das habe ich auch nicht. Was nicht heißt, dass ich nicht über die Möglichkeiten verfüge, mir welche zu verschaffen.«
    Daqaq dachte gerade über eine bissige Antwort nach, als er ein Kamel die Straße entlang auf sich zureiten sah. Der Reiter war Ali; er hatte ohne Erfolg das gesamte Westviertel der Stadt durchkämmt. Jafar traf wenig später mit seinem Kamel am Zügel ein. Auch er hatte nichts in Erfahrung bringen können. Als Mahmud zurückkehrte, war es bereits dunkel, und Daqaq und die restlichen Männer saßen in dem kleinen Hof hinter Musas Laden und verzehrten eine Mahlzeit aus Pilaw und Joghurt, die Musas Frau aufgetragen hatte. Daqaq sah Mahmud sofort an, dass er gute Nachrichten mitbrachte.
    »Du hast etwas herausgefunden?«, fragte er.
    Mahmud nickte, ehe er sich zum Essen setzte. »In einem Gasthaus  nicht weit von hier wurden heute zwei Reiter gesehen. Ein junger Mann und ein Junge, beide auf ausgezeichneten Pferden, einem kastanienbraunen und einem grauen. Das Gasthaus ist ein armseliger Schuppen, der schwerlich gut bewacht werden dürfte.«
    »Gepriesen sei Allah!«, entfuhr es Daqaq. Ein breites Grinsen huschte über sein ernstes Gesicht. »Dort werden wir sie leicht überwältigen können.« Musas zweifelnder Blick entging ihm nicht, aber er achtete nicht darauf. »Du hast deinem Herrn einen großen Dienst erwiesen«, wandte er sich an Mahmud. »Wenn wir nach Hause zurückkehren, werde ich dafür sorgen, dass du angemessen belohnt wirst.«
    Die Männer begannen, sich einen Plan zurechtzulegen, um Khalidah und den Spielmann möglichst rasch in ihre Gewalt zu bringen, während der alte Musa ihnen schweigend zuhörte. Sie würden bis zu den frühen Morgenstunden warten, dann in das Gasthaus eindringen, die Flüchtlinge aufstöbern, den Spielmann töten und Khalidah lebend gefangen nehmen.
     Musa zeigte sich wenig überrascht, als die Männer bei Tagesanbruch mit leeren Händen zurückkehrten. »Wir haben jeden Raum durchsucht«, erklärte Daqaq. »Sie waren nirgendwo zu finden.«
    »Und der Wirt?«, warf Musa ein. »Habt ihr denn nicht daran gedacht, ihn zu befragen?«
    »Wir durften uns nicht sehen lassen.«
    »Was ist mit dem Hof? Gab es keine Nebengebäude? Ställe oder Ähnliches?«
    Die Männer wechselten betretene Blicke. »Wir gehen sofort zurück«, befahl Daqaq.
    »Davon würde ich euch abraten.« Musa deutete durch das Ladenfenster zum Himmel. Der Horizont nahm bereits die Farbe eines Lapislazuli an, bald war es Zeit für die Morgengebete. Stille trat ein. Daqaq sah Musa an, der seine leise Belustigung nicht verhehlen konnte.
    »Du hattest Recht, alter Mann«, gab er widerstrebend zu. »Willst du mir also helfen?«
    Musas verzerrte Lippen krümmten sich zu einem Grinsen.
     

13
    Am nächsten Morgen standen Khalidah und Sulayman früh auf. Die verschleierte Frau am Feuer, die sich

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