Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
Vom Netzwerk:
fortsetzt. Mein Onkel hat mich gebeten, ihn zu begleiten. Er ist sehr jung, und die Straßen sind für ein so zartes Bürschchen nicht sicher …« Sulayman hob viel sagend die Brauen. Khalidah blickte in ihre Bohnenschale und verdrehte die Augen.
    »Das sind die meisten Klöster aber auch nicht«, gab der Mann trocken zurück. »Ich hoffe, ihr wollt nicht nach Persien - es heißt, die Sufis hätten für bartlose Jungen noch ganz andere Verwendung als …«
    »Wir gehen nicht nach Persien«, unterbrach Sulayman ihn zu Khalidahs Enttäuschung hastig. »Unser Reiseziel ist Jassirah - an-Najaf.«
    »An-Najaf! Ihr Glücklichen! Es gibt keine schönere Stadt in Jassirah - nein, im ganzen Land der Anhänger des Propheten, gesegnet möge er sein!«
    Sulayman täuschte Überraschung vor. »Ihr seid aus an-Najaf?«
    »Aus der Nähe«, entgegnete ein anderer Mann. Die anfängliche allgemeine Zurückhaltung war angesichts des Umstandes, einen jungen Burschen, der religiöse Erleuchtung sucht, auf dem Weg in ihre Heimatstadt zu wissen, schlagartig verflogen.
    Der ältere Mann schüttelte den Kopf. »So nah nun auch wieder nicht - wir stammen aus den Bergen -, aber wir besuchen die Stadt regelmäßig, um dort Handel zu treiben. Und um deine ursprüngliche Frage zu beantworten … ja, wir wollen uns Saladin anschließen. Unser Dorf mag klein sein, aber Neuigkeiten finden trotzdem ihren Weg zu uns. Als wir von dem Vorfall hörten, wussten wir, dass wir uns nicht länger wie Hunde von den Invasoren mit Füßen treten lassen durften.«
    »Also kämpfen wir jetzt für Allah«, warf ein anderer ein.
    »Und für Saladin. Wer könnte einen Dschihad besser führen als ein kurdischer Bruder? Der Vetter meiner Frau hat ihn einmal gesehen, und er sagte …«
    Sulayman ließ sie ein paar Minuten schwatzen, ehe er sie scheinbar ohne großes Interesse unterbrach: »Dieser Vorfall, von dem du sprachst - meinst du die Geschichte mit Brins Arnat?«
    »Was sonst?«, erwiderte der ältere Mann, der sich als Birzu Yalik vorgestellt hatte.
    »Wir haben lange Zeit in der Wüste verbracht«, erklärte Sulayman. »Natürlich sind uns Gerüchte zu Ohren gekommen, aber vielleicht kannst du uns die Ereignisse einmal ganz genau schildern.«
    Birzu nickte nachdrücklich. »Du weißt doch sicher von der Karawane, die er angegriffen hat?«
    »Ja, wir hörten vor unserer Abreise davon … all die armen Pilger, die er gefangen genommen hat.«
    Birzu stellte seine Schale ab, zündete sich eine banj-Pfeife an und sog daran. »All diese kaum geschützten Reichtümer direkt vor seiner Nase hätten vermutlich auch einen besseren Mann als Arnat in Versuchung geführt … das soll natürlich keine Entschuldigung für das, was er getan hat, sein.« Er schüttelte den Kopf, ließ Rauch aus seinen Nasenlöchern entweichen und gab die Pfeife an seinen Sohn weiter. »Ja, diesmal ist er zu weit gegangen. Die Wächter wurden getötet, die Pilger und Kaufleute in das Verlies von Kerak geworfen. Einige sagen, die Tante des Sultans wäre unter ihnen gewesen …«
    »Seine Schwester«, berichtigte Birzus Sohn.
    »Meiner Meinung nach war keine der beiden auch nur in der Nähe der Karawane, das wurde nur behauptet, um die Geschichte auszuschmücken. Wie dem auch sei, das war ja noch nicht die schlimmste Kränkung.« Birzu hob Brauen und Stimme und zitierte: »›Soll doch euer Mohammed kommen und euch retten.‹ Das sagte er, als die Gefangenen ihn an den Waffenstillstandsvertrag erinnerten. Könnt ihr euch das vorstellen?« Er spie auf den Boden. Die anderen taten es ihm nach und verfielen dann in düsteres Schweigen, während die Pfeife die Runde machte.
    »Und dann hat Saladin davon erfahren«, bohrte Sulayman weiter. Birzu zuckte die Achseln. »Natürlich. Und jetzt hat er geschworen, Arnat mit seinen eigenen Händen zu töten … und wir beabsichtigen, ihm dabei zu helfen.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Ungefähr eine Woche.«
    Sulayman nickte und sog nachdenklich an der Pfeife, als sie zu ihm kam. Khalidah wartete neugierig darauf, ob er sie an sie weiterreichen würde, aber er hielt sie über ihren Kopf hinweg dem nächsten Mann hin, dabei entschuldigte er sich bei Birzu: »Mein Vetter hat gelobt, Rauch und Wein zu entsagen.« Wieder zuckte Birzu die Achseln. »Sag mir«, fuhr Sulayman nach einem Moment fort. »Wo versammelt sich denn die Armee?«
    »In Damaskus. Wir sind auf dem Weg dorthin. Du solltest dich uns anschließen, nachdem du deinen Vetter zu den Brüdern

Weitere Kostenlose Bücher