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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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vorwagte, hob Sulayman mit einem Ausdruck grimmiger Entschlossenheit sein Schwert, und einen Moment später rollte der Kopf des Jungen durch den Staub.
    Er blieb direkt vor Khalidahs Füßen liegen. Khalidah wandte sich ab und erbrach sich heftig an die Wand. Sie würgte noch immer, als Sulayman sie in den Sattel hob und Zahirah mit der flachen Seite seiner Klinge einen Schlag auf die Flanke versetzte, woraufhin die Stute angaloppierte. Khalidah blieb keine Zeit, die Füße in die Steigbügel zu schieben, und ihre Beine zitterten vor Schock und Übelkeit so stark, dass sie sie nicht Halt suchend gegen den Leib des Pferdes zu pressen vermochte, also beugte sie sich über den Hals des Tieres und krallte sich mit aller Kraft an den Zügeln fest, dabei flüsterte sie wieder und wieder: »Ich falle nicht hinunter … ich halte mich im Sattel …«
    Endlich verlangsamten die Pferde ihr Tempo, und Khalidah registrierte erst jetzt, dass sie das Stadttor erreicht hatten. »Räuberische Beduinen«, fuhr Sulayman einen der Wachposten an, dabei deutete er in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Sie haben uns in einem Laden auf der Hauptstraße überfallen. Beeilt euch, ehe sie entkommen können!«
    Die Wächter starrten ihnen verdutzt hinterher, als sie ihre Pferde erneut zu einem Galopp antrieben. Erst als die Tiere erste Anzeichen  von Erschöpfung zeigten, ließen sie sie im Schritt gehen, und Sulayman wandte sich mit vor Zorn funkelnden Augen an Khalidah.
    »War es das wert?« Er schwenkte das blutbefleckte Schwert durch die Luft.
    »Das verstehst du nicht«, gab Khalidah zurück.
    »Was gibt es da zu verstehen?«, fuhr er auf. »Das war ganz eindeutig ein Köder, den dein ehrenwerter Vetter und seine fränkischen Verbündeten für dich ausgelegt haben!«
    Khalidah musterte ihn kühl. »Schon möglich, aber ich konnte die Stadt unmöglich ohne dieses Schwert verlassen.«
    »Und warum nicht, wenn ich fragen darf?«
    »Sieh dir die Klinge an«, erwiderte sie. »Dort, direkt unterhalb des Heftes.«
    Widerstrebend betrachtete Sulayman das Schwert. Und inspizierte es plötzlich genauer. Unter dem getrockneten Blut konnte er eine Inschrift ausmachen. Er kratzte das Blut weg und legte drei Worte frei:  Licht meiner Seele. Sie schlugen irgendwo tief in seinem Inneren eine Saite an, und gegen seinen Willen machte sein Herz einen kleinen Satz. Als er aufblickte, ruhten Khalidahs goldene Augen unverwandt auf ihm.
    »Na und?«, stieß er schließlich hervor. »Das sind ganz gebräuchliche Koseworte.«
    »So hat mich meine Mutter immer genannt«, gab sie mit steinerner Miene zurück.
    Er seufzte. »Khalidah, jeder hätte in das Schwert eines Soldaten solche Worte …«
    »Das ist kein gewöhnliches Soldatenschwert«, unterbrach sie ihn. »Es hat meiner Mutter gehört.«
    »Zu diesem Schluss bist du nur aufgrund der Gravur gekommen?«, erkundigte er sich ungläubig.
    »Nein«, entgegnete sie. »Sondern weil ich mich gut daran erinnere.  Sie hat es in alte Kleider eingewickelt unter ihrem Bett aufbewahrt. Und sie hat mir nur ein einziges Mal in meinem Leben einen Klaps gegeben - an dem Tag, an dem sie mich dabei ertappt hat, wie ich mit der Waffe spielte.«
    »Ist dir das alles gerade jetzt wieder eingefallen?« Der Spott in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Ich glaube, das Schwert ist gar nicht der wahre Grund für deinen Ärger.«
    Während sie weiterritten, wurde das Schweigen zwischen ihnen immer angespannter. Endlich konnte Sulayman nicht länger an sich halten. »Na schön. Wann gedachtest du mir denn zu verraten, dass du eine Kriegerausbildung durchlaufen hast?«
    Khalidahs Augen sprühten Feuer. »Wenn ich den Zeitpunkt für richtig gehalten hätte!«
    »Verstehe. Gibt es vielleicht sonst noch etwas, was ich über dich wissen müsste?«
    »Was ist denn mit dir?«, schoss sie zurück. »Du hast mir nie gesagt, dass du kämpfen kannst wie ein … wie ein …«
    »Dieb?«
    Das Wort, das ihr auf der Zunge gelegen hatte, lautete ›Erzengel‹; das, was er gebraucht hatte, ließ ihren Ärger verfliegen. Seufzend gab sie zu: »Ich habe dir das nicht aus Bosheit vorenthalten, Sulayman. Versetz dich doch einmal in meine Lage. Ich kenne dich schließlich erst seit sieben Tagen.« Als er grimmiges Schweigen wahrte, fuhr sie fort: »Na schön, frag mich, was du wissen willst. Ich verspreche dir, vollkommen aufrichtig zu antworten.«
    Wieder schwieg er lange Zeit, bevor er tief Atem holte. »Ich möchte alles

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