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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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Gründen der Armee anschließen wollten - zumeist Männern, die von weither kamen. Khalidah und den Spielmann würde es keine große Mühe kosten, in dieser Menge unterzutauchen. Aber Daqaq wagte nicht, zu seinem Herrn zurückzukehren, ohne zumindest einen Versuch unternommen zu haben, die beiden zu finden. Er schickte seine Männer mit dem Auftrag in sämtliche Richtungen los, sich in allen Gasthäusern und Schänken nach einem qanun-Spieler zu erkundigen. Gegen Abend sollten sie sich an einem bestimmten Treffpunkt versammeln. Die Adresse hatte er ihnen bereits genannt.
    Seine Gefolgsleute ritten gehorsam davon, nur Jafar widersprach hochmütig: »Ich für meinen Teil denke gar nicht daran, meine Zeit mit einem so fruchtlosen Unterfangen zu verschwenden.«
    »Was soll das heißen?«, herrschte Daqaq ihn an.
    »Nur ein Narr wäre hier öffentlich aufgetreten und hätte die Aufmerksamkeit der Leute auf sich gelenkt, nachdem er weniger als eine Woche auf der Flucht ist.«
    »Sie mussten überstürzt auf brechen«, knirschte Daqaq mit zusammengebissenen Zähnen. »Das heißt, sie konnten kaum etwas mitnehmen. Wie sollen sie sich denn ihren Lebensunterhalt verdienen, wenn nicht mit seiner Spielmannskunst?«
    Jafar schüttelte den Kopf. »Du hast keine Ahnung, was du tust, nicht wahr?«
    Daqaqs Hände schossen vor. Er packte Jafar am Saum seines Gewandes und zog ihn so unsanft zu sich hin, dass der Junge beinahe aus dem Sattel gerutscht wäre. »Jetzt hör mir einmal gut zu, mein Junge«, zischte er. »Dass das Blut des Scheichs in deinen Adern fließt, mag dich ja in seinem Lager beschützen, aber hier draußen ist es einen Kameldreck wert. Ich habe viele Freunde hier. Ein Wort von mir, und dein Kopf hat die längste Zeit auf deinen Schultern gesessen.«
    »Das würdest du nie wagen«, fauchte Jafar. »Wenn mir etwas zustößt, wird der Scheich dich hinrichten lassen.« Aber er konnte die in seinen Augen aufflackernde Angst nicht ganz verbergen.
    Daqaq kicherte böse. »Du leidest unter krankhafter Selbstüberschätzung, Junge. Wenn dich ein unglücklicher Unfall den Kopf kostet, wird es deinen Vater nur am Rande interessieren, das kannst du mir glauben. Aber wenn du es darauf ankommen lassen willst …«
    Mit nacktem Hass in den Augen wendete Jafar sein Kamel und ritt in die überfüllten Straßen hinein. Daqaq stieß erleichtert den Atem aus, als der Junge in der Menge verschwand. Obwohl er das Gegenteil behauptet hatte, wusste er, dass Jafars Worte der Wahrheit entsprachen. Er hatte sich lange Zeit eingeredet, Khalidah könne ihm nicht entkommen, aber seine anfängliche Sicherheit drohte allmählich in blinde Panik umzuschlagen. Numair hatte ihm befohlen, nicht ohne sie zurückzukommen, und diesen Befehl musste er ausführen, obwohl er zu fürchten begann, dies werde sich in dieser von Menschen wimmelnden Stadt als unmöglich erweisen. Zum Glück hatte er noch einen Trumpf, den er ausspielen konnte. Er nahm sich zusammen und lenkte sein Kamel gen Osten.
     Musa war ein alter Mann mit einem von Falten zerfurchten Gesicht, einem grausamen Mund und einer noch grausameren Vergangenheit. Seine Muttersprache war Persisch, und in seinen Adern flossen ein paar Tropfen Hazara-Blut, wie sein rundes Gesicht und die leicht  schräg stehenden Augen bewiesen. Das hatte ihn allerdings nicht davon abgehalten, in den Diensten verschiedener persischer umara  Schiiten zu Dutzenden abzuschlachten. Er hasste seine Heimat Khorasan, das dort ansässige Volk noch weit mehr, und er konnte nicht begreifen, weshalb sein junger Freund um einer Frau mit Khorasani-Blut willen eine so lange, anstrengende Reise auf sich nahm.
    »Ich bin der Gefolgsmann eines reichen und mächtigen Scheichs«, erklärte Daqaq, als sie in der sinkenden Nachmittagssonne vor Musas Trödelladen saßen. »Ich tue nur, was mir befohlen wurde.«
    »Aber was will dieser Numair denn mit dem Weib anfangen?« Musa reichte ihm das Mundstück der Huka. »Warum will er ein Mädchen heiraten, das ihn hasst und ihm das Leben zur Hölle machen wird, wo er doch nur ihren Vater töten und das Land, das er so begehrt, mit Gewalt an sich reißen muss? Hat das dein Stamm nicht seit Jahrhunderten getan?«
    »Ich denke, hinter dieser Angelegenheit steckt mehr, als mir bekannt ist.« Daqaqas glasige Augen verrieten, dass das banj bereits Wirkung zeigte. »Das ist bei meinem Herrn häufig so.«
    »Mmm. Dann ist es vielleicht an der Zeit, dass du dir einen neuen Herrn suchst. Bleib hier -

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