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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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»Danke«, stieß er schließlich hervor, dabei warf er Salim einen schüchternen Blick zu.
    »Weißt du«, meinte der Prinz plötzlich, »dass du die ungewöhnlichsten Augen hast, die ich je gesehen habe?« Bilal blickte verlegen zu Boden. »Es tut mir leid«, fügte Salim rasch hinzu. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten.«
    »Das bist du auch nicht«, gab Bilal zurück. »Es ist nur …« Er hob hilflos eine Hand, weil er nicht die richtigen Worte fand.
    »Ja, ich weiß«, erwiderte Salim, und Bilal hatte auf einmal das Gefühl, dass der junge Prinz ihn tatsächlich verstand. Dann legte Salim mit einem weiteren glockenhellen Lachen einen Arm um Bilals Schultern. »Komm. Ich zeige dir diesen stinkenden Dreckhaufen, den mein Vater hier zum Ruhme Allahs errichtet hat.«
    Schockiert und erfreut zugleich folgte Bilal ihm, und für eine Weile vergaß er im Chaos des Lagers und dank Salims bissigen Kommentaren seine Ängste und Bedenken. »Das ist das Zelt unseres besten Bogenschützen«, erklärte Salim ihm. »Ich weiß wirklich nicht, warum er zugelassen hat, dass es in der Nähe dieser Horde rajjalah aufgestellt wird - sie stinken schlimmer als Schweine … Dies sind die Rennkamele meines Vaters, sie hausen besser als meine Mutter daheim, und ich frage mich, was sie wohl für ihn tun, was Mutter nicht tun kann? … Hier haben wir das Zelt eines reichen amir aus Jassirah - purpurrote Seide, hält er sich vielleicht für den Kalifen höchstpersönlich?«
    Aber während sie zwischen den Zelten entlangschlenderten, kehrte Bilals Furcht allmählich zurück. Gegen seinen Willen zog seine letzte Begegnung mit de Ridefort vor drei Tagen in einem flachen, namenlosen Wadi in der Nähe von Kerak noch einmal an ihm vorbei. Bilal hatte dort in der Woche gelagert, bevor Numair gekommen war, um ihn nach Ras al-Mai zu bringen. Nachmittags hatte ihn der Templergroßmeister in die Feinheiten seiner Pflichten eingeweiht und ihn auch im Umgang mit dem Schwert unterwiesen. Darauf hatte er trotz Bilals Geschick im Kampf mit einem Speer mit der Begründung bestanden, keiner seiner Söhne würde in eine Schlacht ziehen, ohne mit allen Möglichkeiten zum Überleben gerüstet zu sein. Bilal wunderte sich über diese Bemerkung, denn sein Tod würde für de Ridefort eine Reihe von Problemen lösen. Aber da er nichts Besseres  zu tun hatte, übte er, bis er mit der Waffe einigermaßen umgehen konnte.
    In der Nacht, in der Numair endlich von seiner Reise zurückgekehrt war, hatte de Ridefort sie in dem Wadi getroffen und ihnen Rüstungen, Geld, Kleider und einen Krug Wein ausgehändigt, den Numair sofort für sich beansprucht hatte, obwohl er bereits sichtlich angetrunken gewesen war.
    »Auf den Sieg!«, grölte er, hob den Krug, nahm einen Schluck und wischte sich mit der Hand den Mund ab, bevor er ihn an Bilal weitergab. Bilal nippte nur daran und hielt den Krug dann de Ridefort hin, der überhaupt nicht davon trank, sondern Numair nur mit den kalten Augen eines Jagdfalken betrachtete.
    »Bilal, kleiner Vetter«, fuhr Numair dann fort. »Du musst mit mir auf unser künftiges Königreich trinken. Generationen später wird man uns besingen - als …«
    »Genug«, unterbrach de Ridefort mit eisiger Autoriät, woraufhin Numair ihn mit einer Verblüffung ansah, die rasch in Zorn umgeschlagen wäre, wäre er nicht so betrunken gewesen. Obwohl Bilal eher das Gegenteil vermutet hätte, machte Wein ihn umgänglicher. »Es bringt Unglück, von einem Sieg zu sprechen, den wir noch gar nicht errungen haben, und dein junger Vetter hier muss seine Fähigkeiten erst noch unter Beweis stellen, ehe er in Liedern besungen wird.«
    Numair zündete sich eine banj-Pfeife an. »Oh, keine Sorge, das wird er schon.«
    Bilal gefielen weder die Schlussfolgerungen, zu denen diese Worte unweigerlich führten, noch die Art der beiden Männer, über ihn zu sprechen, als sei er gar nicht da. Er zog sich in sein Zelt zurück, fand aber keinen Schlaf, und so lag er ruhelos da, während Numair und de Ridefort Pläne schmiedeten, und bemühte sich erfolglos, nicht an Khalidah zu denken. Erinnerungen an ihre gemeinsame Kindheit  suchten ihn heim, und besonders das letzte Bild von ihr hatte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt: wie sie sich gegen Abd al-Hadis Gefolgsmann zur Wehr gesetzt hatte, bevor dieser ihn niedergeschlagen hatte. Wieder hörte er den in der schwarzen Stille der Wüste verklingenden Hufschlag und verspürte die hilflose Wut, die ihre Flucht

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