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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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Möglichkeit, dass es den Dschinn bestimmt ist, an Saladins Seite zu kämpfen? Dass darin der Sinn unserer Reise liegt?«
    Sulayman seufzte. »Auch die Antwort hierauf dürfte wesentlich komplizierter sein.«
    »Aber wenn sie sich tatsächlich entschließen sollten, sich an dem Dschihad zu beteiligen … können wir es überhaupt schaffen, rechtzeitig zurückzukehren?«, beharrte Khalidah.
    »Saladin hält sich an die traditionellen Zeiten für eine Schlacht«, entgegnete Sulayman. »Vor dem Sommer wird er die Franken nicht angreifen. Wenn wir weiterhin so gut vorankommen wie bisher, erreichen wir Qaf rechtzeitig, um Mitte des Sommers wieder dort zu sein. Aber das heißt, dass wir dort nicht lange bleiben dürfen.«
    Falls wir Qaf überhaupt finden, dachte Khalidah, behielt aber ihre Bedenken für sich. »Sulayman?«
    »Ja?«
    »Danke.«
    »Wofür?«
    Sie hatte ihm dafür danken wollen, dass er ihr bewiesen hatte, wie viele ungeahnte Fähigkeiten in ihm schlummerten und dass ihr  Vertrauen in ihn gerechtfertigt gewesen war, doch alles, woran sie denken konnte, war sein Fieberdelirium und ihre quälende Angst, er könne sterben. Sie vermochte nicht in Worte zu fassen, was sie bewegte, aber er schien es ihr vom Gesicht abzulesen, denn er streckte ihr stumm eine Hand hin. Khalidah legte die ihre hinein und umschloss sie so fest, wie sie es getan hatte, als sie fast sicher gewesen war, ihn zu verlieren.
    Und er spreizte ihre Finger wie die Blütenblätter einer Lotosblume und küsste sacht ihre Handfläche.
     Kurz vor Tagesanbruch begann die Erde zu beben, zuerst so schwach, dass Khalidah davon nur halb erwachte. Dann begannen Gesteinsbrocken herabzuprasseln wie gefrorener Regen, und Sulayman zerrte sie hastig aus der Höhle. Überall ringsum riss die Erde kreischend und stöhnend auf; die gespenstischen Laute übertönten sogar das entsetzte Wiehern der Pferde. Es gelang ihnen nur, sie einzufangen, weil die Tiere zu verängstigt waren, um zu wissen, wo sie hinlaufen sollten. Khalidah schlang ihre Schärpe um Zahirahs Hals und hielt sie mit aller Kraft fest, als die Stute sich aufzubäumen und wie wild nach allen Seiten auszukeilen begann. Sie wusste nur zu gut, dass Sulayman und sie ohne die Pferde verloren waren.
    Das Erdbeben schien kein Ende nehmen zu wollen, obgleich es in Wirklichkeit nur wenige Sekunden gedauert haben konnte. Als alles vorbei war, versuchte Khalidah, selbst am ganzen Leib zitternd, ihre Stute zu beruhigen und rief dabei verzweifelt nach Sulayman. »Hier!«, erscholl endlich die Antwort, und als Khalidah Zahirah in Richtung seiner Stimme führte, fand sie ihn ein Stück weiter unten im Tal, wo er mit einer Hand die Zügel des Ponys hielt und mit der anderen Asifa beruhigte.
    »Ist dir etwas passiert?«, erkundigte er sich besorgt.
    »Nein.« Khalidah schüttelte den Kopf. Einen Moment lang standen  sie beide reglos da und lauschten in die Stille. »Wird es zurückkommen?«, fragte Khalidah schließlich verzagt.
    »In dieser Stärke nicht«, erwiderte Sulayman. »Aber manchmal kommt es noch Tage später zu leichten Nachbeben.«
    »Was sollen wir denn jetzt tun?«
    Er seufzte. »Die Nacht im Freien verbringen. In der Höhle sind wir nicht sicher, sie könnte so stark beschädigt worden sein, dass sie über unseren Köpfen einstürzt. Morgen sehen wir dann, was von unserem Gepäck übrig geblieben ist.«
    Als sich die Pferde endlich halbwegs beruhigt hatten, legten sie ihnen Fußfesseln an und streckten sich neben einem Felsen aus, der ihnen einen notdürftigen Schutz vor dem Wind bot. Trotz der tröstlichen Nähe von Sulaymans Körper fand Khalidah in dieser Nacht keinen Schlaf, und als die Sonne aufging und sie sein Gesicht betrachtete, wusste sie, dass auch er kein Auge zugetan hatte. Er strich mit einer Hand über ihr struppiges Haar, dann standen sie auf, um nach den Pferden zu sehen.
    Asifa und dem Pony war nichts geschehen, obwohl die graue Stute in ihre frühere Nervosität zurückverfallen war und nicht zuließ, dass Sulayman ihren Kopf berührte. Zahirah hatte eine lange Schnittwunde am rechten Hinterbein davongetragen. Sie fühlte sich zum Glück kühl an, war aber ziemlich tief.
    »Zuhause wüsste ich, wie eine solche Wunde zu versorgen ist«, meinte Khalidah resigniert. »Aber hier …«
    »Können wir nichts anderes tun als ihr Bein zu verbinden und weiterzureiten«, beendete Sulayman den Satz für sie. »Komm, lass uns nachsehen, ob wir irgendetwas finden, was sich als

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