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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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Kavallerie wenig entgegenzusetzen haben. Und selbst wenn das Kräfteverhältnis ausgeglichener wäre, wären die Franken immer noch Narren, wenn sie ihre sichere Festung ohne einen triftigen Grund verlassen würden.«
    »Wir könnten ihnen einen Grund liefern«, sagte ein großer, düsterer Türke, der unter dem Spitznamen Al-Aboos, »Der Stirnrunzler«, bekannt war. »In der Stadt gibt es schließlich Frauen und Kinder …«
    Salim schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Ich werde nicht die Schwachen und Unschuldigen benutzen, um mein Ziel zu erreichen; solche Methoden sind etwas für Männer wie Arnat. Außerdem wisst ihr ja, was mein Vater dazu sagen würde, und mein Vater darf an dieser Mission nichts auszusetzen finden.«
    Alle nickten zustimmend, sogar Al-Aboos, aber Bilal sah ihnen an, dass sie nichts verstanden. Er war der Einzige, der ganz genau wusste, wie sehr Salim sich nach der Anerkennung seines Vaters sehnte. Zwar behagte ihm sein Plan immer noch nicht, aber er konnte es nicht ertragen, Kummer und Zweifel über Salims Gesicht huschen zu sehen.
    »Ich weiß vielleicht einen Weg, wie wir sie herauslocken können«, ergriff er das Wort. »Einen Weg, der nur diejenigen in Gefahr bringt, die ihr Schwert gegen uns erheben.« Augenblicklich konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der umara auf ihn. Er holte tief Luft und fuhr fort: »Obwohl die Franken Sarazenen als Ungläubige betrachten, respektieren sie sie auf eine gewisse Weise, weil sie an ihrem Ehrenkodex festhalten, und das nötigt ihnen Bewunderung ab. Aber Beduinen sind für sie keine Sarazenen. Die Nomadenstämme setzen sich ihrer Meinung nach aus gesetzlosen Teufeln zusammen, denen man nicht trauen kann; im einen Moment sind sie Verbündete, im nächsten Räuber, die ihre Städte und Dörfer plündern, ohne Erbarmen zu zeigen, und die keine Ehre kennen ….und in gewisser Hinsicht treffen diese Ansichten sogar zu, denn eine Horde Beduinen-ghuzat  würde jetzt nicht hier sitzen und darüber diskutieren, wie sie die Soldaten aus ihrer Festung locken und zugleich Frauen und Kinder verschonen könne. Für einen ghazi stellen Frauen einen Teil der Beute  dar. Wenn wir die Franken also davon überzeugen könnten, dass sie es mit ghuzat zu tun haben …«
    Bilal hielt inne, als ihm bewusst wurde, dass alle Augen auf ihm ruhten. In vielen war kalte Eifersucht aufgeglommen, doch Salim schien dies nicht zu bemerken.
    »Wie viele ghuzat bräuchte es denn, um die Garnison zu stürmen?«, fragte er.
    Bilal zuckte die Achseln. »Wenn wir den Zeitpunkt geschickt wählen, nur sehr wenige. Kurz vor Tagesanbruch zum Beispiel sind die Soldaten noch schlaftrunken und verwirrt und somit schwerlich im Stande, unsere Zahl richtig einzuschätzen. Wenn wir großes Glück haben und genug von ihnen in einen Kampf verstricken können, gelingt es uns vielleicht sogar, die Festung einzunehmen, ehe sie merken, was wir wirklich im Schilde führen …«
    Wieder brach Bilal ab. Er konnte immer noch kaum glauben, dass er diesen Plan ersonnen hatte, doch Salims anerkennendes Lächeln löschte seine Zweifel schließlich aus.
     Am nächsten Morgen hatten alle Männer kurz vor Anbruch der Dämmerung ihre Positionen eingenommen. Salim und der Hauptteil des  saqa verbargen sich hinter einem tal direkt hinter der Festung. Sie hatten alle Vorkehrungen getroffen, um nicht bemerkt zu werden; sie trugen schwarze Tuniken und so wenig Metall am Leib wie möglich und hatten alle Teile des Zaumzeugs ihrer Pferde, die klirren oder knarren konnten, mit Lappen umwickelt. Bilal wartete mit vier mehr oder weniger wie Nomaden gekleideten Reitern am Rand der Wüste, die an das am stärksten bevölkerte Stadtviertel grenzte. Sie hielten nach Salims Signal Ausschau, dem Zeichen zum Angriff, und endlich kam es; ein lodernder Feuerpfeil, der zum grauen Himmel emporschoss.
    »Seid ihr bereit?«, wandte sich Bilal an seine Gefährten. Als sie  nickten, stieß er Anjum die Fersen in die Flanken, und die Stute galoppierte in die Dunkelheit hinaus. Wie schwarze Geister jagten sie durch die Stadt. Funken stoben von den über die gepflasterten Straßen trommelnden Hufen auf, die Flammen ihrer Fackeln wehten wie Kometenschweife hinter ihnen her. Sie rührten keine Frau und kein Kind an - Salim hatte von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen, dass jeder, der gegen diesen Befehl verstieß, mit dem Leben dafür bezahlen würde - doch mehr als einer der männlichen Einwohner der Stadt versuchte sich ihnen in den

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