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Wunder wie diese

Wunder wie diese

Titel: Wunder wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Buzo
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schlafe die Pause hindurch, bis Penny mich sanft für Chemie weckt.
    Jeremy ist an der Service-Theke, als ich zur Arbeit komme. Ich stehe genau neben ihm und sehe auf den Dienstplan. Er würdigt mich keines Blicks noch spricht er mit mir und ich bin mir nicht sicher, was ich sagen soll, wenn überhaupt etwas.
    »Hey, weißt du, ob Chris schon da ist?«, traue ich mich zu fragen.
    Sein Blick streift mich für den Bruchteil einer Nanosekunde mit einer Mischung aus Mitleid und Missfallen, dann schüttelt er kaum merklich den Kopf. So wird es also in Zukunft zwischen uns laufen.
    Ich gehe zum Umkleideraum, um meinen Rucksack abzustellen, und frage mich, ob Chris die Kathy-Sache vielleicht zu sehr aus der Bahn geworfen hat, um zur Arbeit zu kommen. Überlege, ob Ed ihm wohl von der Sache von mir und Jeremy erzählt hat, bis ich seine pampige Stimme an der Tür höre.
    »Du!«
    Oh, oh. Ich wende mich dem Objekt meiner Begierde zu.
    »Hey«, sage ich. »Wie geht’s dir?«
    »Du!«
    »Was denn?«
    Er steht immer noch auf der Schwelle. »Du weißt genau, was.«
    Verdammt.
    »Denkst du vielleicht, so benimmt man sich, Kleine, wenn man bei jemandem eingeladen ist?«
    »Ich –«
    »Haben dir deine Eltern keine Manieren beigebracht?«
    Ich lass den Kopf hängen und bring es nicht fertig, ihn anzusehen, obwohl er jetzt direkt neben mir steht.
    »Ich sollte sie anrufen und ihnen erzählen, wie sehr ihre Tochter außer Rand und Band ist. Mit ihren kaum fünfzehn Jahren: besoffen und zügellos.«
    Ich gebe meine reuevolle Haltung auf und gehe auf Konfrontationskurs.
    »Warte mal –«
    »Ist das etwa die Kleine, die wir kennen? Hört mal alle her, hier kommt sie, bereit, euch rücklings die Esstische zu polieren. Wie geleckt, wie es so schön heißt –«
    »Hey!«
    Er legt die Hände um den Mund und ruft: »Nehmt euch in Acht. Die Kleine ist gelandet!«
    Er genießt es, er genießt es regelrecht.
    »Ich dreh dir für fünf Minuten den Rücken zu und schon treibst du es mit dem kleinen Jeremy auf Biancas Esstisch. Die müssen noch dadrauf essen, weißt du?«
    »Ich habe es nicht mit ihm…« Ich bringe es nicht über die Lippen.
    »Aber du hättest es mit Sicherheit getan, wenn ich Ed nicht gebeten hätte, dich im Auge zu behalten.«
    Ich erröte bei der (verschwommenen) Vorstellung von Ed, der dazwischenkam.
    »Ausgerechnet Jeremy Ich-kann’s-nicht-fassen Horan. Ich hasse ihn.«
    »Na dann pass besser auf, dass er’s nicht mit dir treibt.«
    »Du bist eine Schande, Kleine! Hörst du mich? Eine Schande.«
    Ich konzentriere mich darauf, meinen Schlips zu binden, und sage gar nichts.
    »Hörst du mich?«
    »Ja!«
    »Was bist du?«
    »Eine Schande.«
    »Qué?«
    »Schande!«
    »Verdammt richtig.«
    Es scheint ihm zu gefallen.
    »Wusstest du, dass Jeremy eine Freundin hat, der kleine Wichser.«
    »Nein, wusste ich nicht…«
    »Wie konntest du das nicht wissen? Sie hängt doch immer hier rum. Die Dünne in der St.-Lawrence-Uniform.«
    »Für mich sehen die alle gleich aus.«
    »Er trägt seine Baseballmütze falsch rum und du hast dir von ihm die Zunge in den Hals stecken lassen!«
    Jetzt reicht’s mir. Ich würde am liebsten sagen: Mach mal halblang. Wie meine Großmutter immer zu sagen pflegte.
    »Also, ich sag dir mal was: Ich bin absolut entsetzt, Kleine.«
    Ich reagiere nicht darauf, was ihn noch mehr in Rage bringt.
    »Was bin ich?«, schreit er und versperrt mir den Weg zur Tür.
    »Entsetzt«, sage ich.
    »Genau. Ich bin entsetzt!«
    »Na dann, viel Spaß noch dabei.« Ich drücke mich an ihm vorbei, gehe zu den Kassen hinüber in dem Wissen, dass mir die passende Antwort heute Abend einfallen wird, während ich meine Bluse für morgen bügle.
    Es besteht kein Zweifel daran, dass es Ed war, der Chris alles erzählt hat – Chris und er sind immerhin Kumpels. Chris reitet den Rest der Woche weiter auf dem »Esstisch-Politur-Vorfall« herum, wie er es zu nennen pflegt. Mit Kathy spricht er gar nicht, soweit ich das mitkriege.
    Als ich am Mittwoch zur Arbeit komme, glucken Chris und Bianca zusammen an der Service-Theke. Bei meinem Anblick grinsen sie blöd.
    »Na, wenn das nicht unsere Kleine ist«, ruft er aus, während ich an ihm vorbeihaste. »Wie geht’s denn, Sportsfreundin?«
    Ich flüchte in den Umkleideraum.
    »Du bist noch immer eine Schande, Kleine. Ist das klar?«
    Ich gebe mir große Mühe, jeglichen Blickkontakt zu vermeiden, ganz besonders mit Jeremy. Als seine Freundin kommt, sehe ich rasch zur Service-Theke

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