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Wunder wie diese

Wunder wie diese

Titel: Wunder wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Buzo
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Einzigen, die mit den Kassierern rumhängen, hauptsächlich wegen ihres Alters und weil sie Chris und Kathy von der Uni her kennen. Ich glaube, Stuart ist genauso alt wie Chris und studiert Chemieingenieurwesen. Ich kann eigentlich gar nichts über ihn sagen, weil er noch nie mit mir geredet, mich noch nicht mal eines Blickes gewürdigt hat. Er kommt immer nur nach vorn, um mit Kathy zu quatschen. Manchmal nickt er Chris, Ed oder Bianca kurz zu. Er lächelt so gut wie nie und ist ein bisschen Furcht einflößend in seiner absoluten Selbstgewissheit. Das bisschen, was ich von ihm weiß, macht ihn zum genauen Gegenteil von Chris. Chris ist charmant, äußerst sozial und seine Sprache ist so gespickt mit Insiderwitzen, Sarkasmus und Selbstironie, dass man erst mal lernen muss, sie zu entschlüsseln. Stuart erscheint daneben geradezu geistig verkümmert. Er ist groß und kräftig, mit breiten Schultern – irgendwie attraktiv, wenn man auf harte Kerle steht. Und manche tun das. Liza hatte auch mal so eine Phase.
    Neulich abends, es war schon ziemlich spät, kam ein Kreischen von der Service-Theke. Kathy war total außer sich. Anscheinend war eine Maus unter einer Pyramide aus Vita-Weat-Knäckebrot-Packungen vorgehuscht. Drei Kassen weiter schloss Chris blitzschnell seine Kasse ab und wollte gerade rüber zur Service-Theke sprinten, als Stuart, der anscheinend die Regale neu bestückt hatte, aus Gang 1 hervortrat. Er stülpte gekonnt eine weiße Styroporkiste über die gemeine kleine Maus. Sicherheitshalber stellte er dann noch seinen Fuß samt Stahlkappenschuh auf die Styroporbox. Kathy seufzte erleichtert auf. Chris blieb wie angewurzelt stehen. Für einige Sekunden bildeten die drei ein interessantes Stillleben. Kathy war die Erste, die sich regte.
    »Danke, Chris, du kannst jetzt wieder an deine Kasse. Wir kommen schon klar.«
    Chris blickte von ihren grünen Augen in Stuarts und rührte sich keinen Zentimeter. Ein paar Späteinkäufer standen an meiner Kasse an.
    »Geh zu deiner Kasse zurück, Chris«, befahl Kathy und ließ die Service-Leiterin raushängen. »Die Kunden warten.«
    Chris machte kehrt und ging wieder an seine Kasse. Er warf mir im Vorbeigehen einen kurzen leeren Blick zu. Stuart kümmerte sich irgendwie um die Maus.
    Und jetzt auf der Party spielt Stuart Billard, während Kathy auf der Dachterrasse raucht. Ich quatsche mit Sveta über die Schule, da kommt Jeremy mit einer Flasche Weißwein an.
    »Wie läuft die Party, meine Damen?«
    Er schiebt sich zwischen uns und schenkt geübt drei Gläser Wein ein.
    Sveta sagt nichts. Also muss ich ran.
    »Super, gut geht’s uns.«
    »Zigarette?«, fragt er und kramt in seinen Taschen.
    »Nein!«
    Er hört auf zu kramen. »Na dann Prost, auf die Weihnachtszulage von Biancas Dad.«
    Sveta sagt immer noch nichts.
    »Prost«, antworte ich. Wir stoßen an und lassen den Blick über den Hafen schweifen. Vielleicht liegt’s am Wein, den ich nicht gewohnt bin, aber langsam kommt so etwas wie Entspannung über mich. Falls Sveta die Männer zwischen ihren Schenkeln zerquetscht, redet sie zumindest auf Partys nicht darüber.
    Wie sich herausstellt, ist Jeremy eigentlich ganz okay. Vor der Party wusste ich bloß, dass er in die Elfte auf der St. Pats geht und allen Minderjährigen der Gegend Zigaretten verkauft, wenn er donnerstagabends an der Service-Theke arbeitet. Ich wusste, dass darunter viele dürre Mädchen sind, die auf eine der Privatschulen gehen. Er macht ein irres Geschäft.
    Inzwischen plaudere ich sogar ganz locker über oberflächliches Zeug mit ihm. Das läuft recht gut, wenigstens für eine gesellschaftliche Niete wie mich. Er ist ziemlich nett. Irgendwie süß mit seiner Gangster-Art, finde ich. Ich frag ihn nach seiner Schule.
    »Na ja. Ich bin nicht so oft da.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich geh nur hin, wenn ich muss.«
    »Aber du musst doch jeden Tag da hin.«
    Er lacht und schenkt mir nach.
    Der einzige Zwischenfall ereignet sich, als Chris rüberkommt, mir das Glas aus der Hand nimmt und Jeremy ziemlich spitz zurechtweist, mir ein Glas Wasser zu holen. Er schaut Jeremy böse an. Dann beugt er sich zu mir herunter und sagt: »Mach mal langsam mit dem Wein, Ripley, sonst wird’s ein bisschen unübersichtlich.« Dann geht er wieder rein und unterhält sich mit Ed.
    Ich sehe, wie sich Stuart und Chris über den Billardtisch hinweg finstere Blicke zuwerfen. Jeremy kommt mit einem Glas Wasser für mich zurück und noch einer Flasche Wein.
    So gegen

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