Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wunder wie diese

Wunder wie diese

Titel: Wunder wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Buzo
Vom Netzwerk:
ständig berührten, war, wenn einer von uns aufs Klo musste. Dieses verzweifelte Aneinanderklammern beruhte auf Gegenseitigkeit. Sie muss sich mit aller Macht an mir festgehalten haben, weil sie genau wusste, dass sie bald zu Brad zurückkehren würde. Weil sie überlegen musste, wie um alles in der Welt sie das durchziehen soll.
    Im Nachhinein fällt mir auf, dass Bernadette ein bisschen irritiert schien und sich über unsere Pärchenhaftigkeit amüsierte. Einmal stand sie mit Michaela in der Küche. Ich hörte sie gerade fragen: »Hast du in letzter Zeit mal mit Brad gesprochen?«, worauf Michaela antwortete: »Äh ja, letzte Woche.« Beide zuckten kaum merklich zusammen, als ich eintrat.
    »Wer ist denn Brad?«
    »Ein Freund zu Hause«, entgegnete Michaela, ohne zu zögern.
    »Gibt es tatsächlich Leute, die so heißen?«
    »Mindestens einen.« Sie lächelte, aber sah mir dabei nicht in die Augen. »Tee?«
    Bei dem Konzert waren wir eines dieser typischen Paare, die einem immer bei Gigs begegnen. Sie stehen ungerührt von den Pöbeleien der anderen da, selbstvergessen inmitten des Heers von hampelnden Besoffenen. Meist steht der Typ hinter der Frau, die Arme um sie gelegt, und stützt und beschützt sie quasi vor den Massen. Von Zeit zu Zeit flüstern sie sich gegenseitig was ins Ohr. Der Typ trommelt mit seinen Fingern oftmals den Takt auf den Hüften der Frau mit. Und natürlich werden sie nach dem Konzert sofort zu Hause übereinander herfallen. Wie dem auch sei – ein paar Monate lang war ich Teil eines dieser typischen Paare.
    Später in jener Nacht bin ich auf dem staubigen Boden in Bernadettes Zimmer aufgewacht und hab Michaela dabei ertappt, wie sie mich auf den Ellbogen gestützt beim Schlafen beobachtete.
    Allein, allein und ganz allein
Auf weiter, weiter See.
    28. Februar
    Ed war gestern auf der Arbeit ausnahmsweise mal etwas besser drauf und ich habe die Gelegenheit ergriffen, ihm ein paar Vorschläge zu machen. Erstens, er sollte etwas weniger Gras rauchen. Zweitens, er sollte mal mit der kleinen Amelia ausgehen. Sie ist nicht mal drei Jahre jünger als er und dazu noch eine Superbraut, das habe ich ihm versucht nahezulegen. Sie ist clever, sie hat Sinn für Humor, sagte ich. Sie ist süß und sie nimmt kein Blatt vor den Mund, sagte ich. Du wirst dich gut mit ihr verstehen, sagte ich.
    Ed zuckte nur mit den Schultern und gab ein paar unverbindliche Geräusche von sich.
    »Was? Was?«, drängte ich. »Warum denn nicht?«
    Er stellte die Kiste mit Kassenbonrollen ab und wandte sich mir zu. »Chris. Sie ist wirklich sehr nett, aber ich bin ein nicht mal halb so großer Fan wie du.« Na ja, ist schließlich sein Leben. Ich hab’s wenigstens mit Deli-Georgia probiert.
    3. März
    Okay. Bestandaufnahme: Ich arbeite nur noch fünfzehn Stunden die Woche, sodass sich die Uniarbeit mehr oder minder gut anlässt. Heute Morgen habe ich erst um elf angefangen. Bis ich meinen Hintern aus dem Bett hievte, waren alle anderen schon weg. Auf dem Tisch lag eine Zeitschrift. Ganz zufällig war ein Artikel aufgeschlagen mit der Überschrift: »Werden Ihre Trinkgewohnheiten zum Problem?« Mum und Zoe stecken unter einer Decke.
    Werfen wir mal einen Blick auf das Feld:
    Kathy – seit etwa drei Jahren ist der Kathy-Virus immer wieder mal mehr, mal weniger am Abklingen. Vielleicht werde ich dieses Jahr eine endgültige Entscheidung treffen und sie endlich mal eindeutig anmachen. Mal sehen, was dann passiert. Kathy ist selbstverständlich das Recht vorbehalten, mir eine Abfuhr zu erteilen. Aber wenigstens weiß ich dann, dass ich nicht kampflos aufgegeben habe.
    Stella, die Meisterbrauerin – die hübsche Chemieingenieurin. Obwohl ich gesehen habe, dass Rohan und sie auf der Einweihungsparty ziemlich eng beieinanderstanden. Vielleicht sollte ich erst mal mit ihm darüber sprechen, bevor ich ihn nach ihrer Nummer frage.
    Die abgedrehte kleine Sveta Tarasova, sechzehnjährige Kassiererin – immerhin völlig legal. Hat umwerfende Beine. Hab sie selbst ausgebildet. Sie ließe sich bestimmt nach ein paar Einladungen zum Kaffee von mir flachlegen. Sie schauen alle so bewundernd zu mir auf, die Kleinen. Ich errege sie. Ich wünschte, ich würde auf die Kathys und Michaelas auch so unwiderstehlich wirken.
    15. März
    Gestern Nacht hat es in der Tip-Top-Eisfabrik gebrannt. Tausende sind ohne Arbeit. Man munkelt was von Brandstiftung.
    18. März
    Sonntagabend. Onkel Jeff war schon da, als ich von der Arbeit nach Hause kam, und

Weitere Kostenlose Bücher