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Wunder

Wunder

Titel: Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Palacio
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man ersetzen«, antwortete sie. Sie legte das Käsesandwich auf einen Teller und stellte ihn vor mich auf den Tresen. »Milch oder weißen Traubensaft?«
    »Kakao. Darf ich?« Ich fing an, das Sandwich zu verschlingen. »Oh, kannst du ihn auf deine besondere Art machen, mit dem Schaum?«
    »Wie seid ihr, Jack und du, überhaupt an den Waldrand gekommen?«, fragte sie und goss die Milch in ein großes Glas.
    »Jack musste aufs Klo«, antwortete ich mit vollem Mund. Während ich redete, löffelte sie das Kakaopulver hinein und drehte dann einen kleinen Quirl ganz schnell zwischen ihren Handflächen. »Aber es gab eine riesige Schlange, und er wollte nicht warten. Also gingen wir zum Pinkeln in den Wald.« Sie schaute zu mir auf, während sie die Milch quirlte. Ich wusste, dass sie der Meinung war, dass wir das nicht hätten tun sollen. Der Kakao hatte jetzt ganz oben im Glas eine Schicht aus Schaum. »Das sieht gut aus, Mom, danke.«
    »Und was ist dann passiert?«, fragte sie und stellte das Glas vor mich hin.
    Ich trank einen tiefen Schluck von dem Kakao. »Ist das okay, wenn wir da im Moment nicht weiter drüber reden?«
    »Oh. Okay.«
    »Ich verspreche, ich erzähle dir alles später, wenn Dad und Via nach Hause kommen. Ich erzähle dir alles bis ins kleinste Detail. Ich will nur nicht die ganze Geschichte wieder und wieder erzählen, verstehst du?«
    »Absolut.«
    Ich aß mit zwei weiteren Bissen mein Sandwich auf und kippte den Kakao hinunter.
    »Wow, das Sandwich hast du ja praktisch eingeatmet. Möchtest du noch eins?«, fragte sie.
    Ich schüttelte den Kopf und wischte mir mit dem Handrücken den Mund ab. »Mom? Werde ich mir immer wegen solcher Mistkerle Sorgen machen müssen?«, fragte ich. »Auch wenn ich erwachsen bin, meine ich – wird das immer so sein?«
    Sie antwortete mir nicht sofort, sondern nahm meinen Teller und mein Glas, stellte sie in die Spüle und ließ Wasser darüberlaufen.
    »Es wird immer Mistkerle auf der Welt geben, Auggie«, sagte sie und schaute mich an. »Aber ich glaube ganz sicher, und Daddy glaubt das auch, dass es mehr gute Menschen auf dieser Welt gibt als böse, und die guten Menschen passen aufeinander auf und kümmern sich umeinander. So wie Jack für dich da war. Und Amos. Und diese anderen Jungs.«
    »Oh ja, Miles und Henry«, sagte ich. »Die waren auch sensationell. Das ist verrückt, denn Miles und Henry sind das ganze Jahr über nicht mal besonders nett zu mir gewesen.«
    »Manchmal überraschen uns die Menschen«, sagte sie und strich mir über den Kopf.
    »Ist wohl so.«
    »Möchtest du noch ein Glas Kakao?«
    »Nein, reicht mir«, sagte ich. »Danke, Mom. Eigentlich bin ich ziemlich müde. Ich hab letzte Nacht nicht gut geschlafen.«
    »Du solltest ein Nickerchen machen. Danke übrigens, dass du mir Baboo hiergelassen hast.«
    »Hast du meine Nachricht gefunden?«
    Sie lächelte. »Ich hab ihn in beiden Nächten mit in mein Bett genommen.« Sie wollte gerade noch etwas sagen, als ihr Handy klingelte und sie ranging. Sie fing an zu strahlen, während sie zuhörte. »Oh, du meine Güte, wirklich? Was für einen?«, sagte sie aufgeregt. »Ja, der sitzt direkt vor mir. Er wollte gerade ein Nickerchen machen. Willst du Hallo sagen? Oh, okay, dann bis gleich, in zwei Minuten.« Sie legte auf.
    »Das war Daddy«, sagte sie aufgeregt. »Er und Via sind nur einen Block entfernt.«
    »Ist er nicht bei der Arbeit?«, fragte ich.
    »Er ist früher gegangen, weil er nicht abwarten konnte, dich zu sehen«, sagte sie. »Also warte noch einen Moment mit deinem Nickerchen.«
    Fünf Sekunden später kamen Dad und Via durch die Tür. Ich rannte in Dads Arme, und er hob mich hoch und drehte mich im Kreis und küsste mich. Er ließ mich eine volle Minute lang nicht los, bis ich sagte »Ist okay, Dad.« Und dann war Via an der Reihe, und sie küsste mich komplett ab, wie sie es immer gemacht hatte, als ich noch klein gewesen war.
    Erst als sie damit aufgehört hatte, bemerkte ich den großen weißen Karton, den sie mit hereingebracht hatten.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Mach’s auf«, sagte Dad lächelnd, und dann schauten er und Mom einander an, als hätten sie ein Geheimnis.
    »Na los, Auggie!«, sagte Via.
    Ich öffnete den Karton. Darin war der süßeste kleine Hundewelpe, den ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Er war schwarz und flauschig, hatte eine spitze kleine Schnauze, leuchtende schwarze Augen und kleine Schlappohren.

Bär
     
    Wir nannten den Welpen Bär, denn

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