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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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schon blinken unter der Kleinen
die Seen von Rheinsberg auf, Seen, die dunkel aus den Wäldern heraufschauen,
und Seen, die wie riesige Spiegel in der offenen Landschaft liegen. Und als
Dott sah, wie sich die Wälder und Schlösser und Städte und Dörfer in ihnen
spiegelten und wie schön ihre märkische Heimat war, da begann sie vor Freude
laut in den Wind hineinzusingen.
    Als sie aber nach einiger Zeit wieder
zur Erde schaute, da lag auch schon die schöne Seenlandschaft hinter ihnen, so
schnell flog Gurian. Da unten aber sah Dott wieder ein Bruchland liegen, voll
von Sümpfen und Mooren, größer, als sie je eines gesehen hatte.
     

     
    »Was ist denn das schon wieder für ein
ödes Land, Gurian!« klagte sie.
    »Ihr Menschen nennt es das Große Luch
zwischen Havel und Rhin«, sagte Gurian. »Für uns aber ist es seit uralten
Zeiten die Heimat der Vögel gewesen.« Dabei senkte er sich so tief hinunter,
daß sie alles deutlich erkennen konnte. »Auch das Luch hat sein Geheimnis,
Menschenkind«, fügte er hinzu. »Ich glaube, es würde sich lohnen, wenn du es
entdecken würdest.«
    »Das Geheimnis kenne ich«, dachte Dott. Sie hatte kein
Verlangen, Frau Hucke zu begegnen, die nachts aus ihrer Kiepe auf dem Rücken
Laken und Tücher über das Moor breitet, damit die Wanderer danach greifen und
im Moor versinken. Oder etwa gar den Aufhockern, den armen Seelen der im Moor
Verirrten! — Sie war gar nicht sicher, ob sie nicht vor ihnen davonlaufen
würde, statt ihre Bitte zu erfüllen und sie auf ihrem Rücken bis zur Kirche zu
tragen, damit sie dort Ruhe fänden! —
    Sie waren schon eine Weile über das
Luch dahingeflogen, als Dott merkte, daß sie nicht mehr allein waren. Von
überallher sah sie kleine Gruppen von Reihern auf sie zufliegen, und als Gurian
sich zur Erde senkte, landeten auch sie zusammen mit ihm mitten im Luch, und
immer neue Reiher, alte und junge, kamen dahergeflogen und drängten sich um
Gurian zusammen.
    Gurian hatte nie mit der kleinen Dott
darüber gesprochen, daß er der Leitvogel der märkischen Reiher war. Ihre
Freunde unter den Tieren hatten überhaupt nicht die Gewohnheit, viel über sich
selbst zu sprechen. Darum war die Kleine nun nicht wenig verwirrt, als sie zu
ahnen begann, wer Gurian war, und sie fragte sich besorgt, ob nicht auch für
sie selbst nun alles anders werden mußte!
    Dott war mit Gurian auf einem großen
Stein gelandet, und dort blieb sie auch neben ihm sitzen, während die Eltern
ihre Jungen vor Gurian hinführten. Denn die Zeit war gekommen, daß Gurian, der
Leitvogel, die Reiherjungen auf einem Probeflug bis in die Tiefebenen Ungarns
führen mußte, bevor sie im Herbst die große und gefährliche Reise nach Afrika
antraten.
    Dott durfte dabei sein, als die jungen
Reiher vor Gurian zeigten, ob sie stark und geschickt genug für den großen
Sommerflug waren. Und was die Kleine nun zu sehen bekam, das war gewiß etwas,
um das sie jedes Kind im Dorf beneidet hätte. Sie selbst aber wußte nicht, ob
sie sich freuen oder ärgern sollte. Die jungen Reiher waren es ja, mit denen
sie nun den Flug mit Gurian teilen mußte. Und um ihretwillen würde nun wohl
bald der Tag kommen, an dem sie einsam zurückbleiben und Gurian und seinem
Schwarm nachblicken würde! —
    Verdrossen hockte Dott zu Füßen
Gurians, während die Jungen ihre Geschicklichkeit in allen Reiherkünsten
erweisen mußten, in Angriff und Abwehr mit dem plötzlich vorgeschnellten,
lanzenartigen Schnabel und im gleichmäßigen Hinaufschrauben in großen Kreisen,
immer höher hinauf, bis sie von unten nicht größer als Schwalben erschienen, im
Fliegen in einer schrägen Reihe in ganz gleichen Abständen, ohne auch nur um
die Breite eines Schnabels aus der Reihe zu geraten, und im Tiefflug dicht über
der Erde, ohne ein Zweiglein oder einen Grashalm mit den Schwingen zu streifen.
Diese Übungen waren kein Spiel. Leben und Tod des ganzen Schwarmes hing von der
Geschicklichkeit und Zuverlässigkeit jedes einzelnen Reihers ab.
    Bei einer Übung aber meinte
Dott, daß sie auch mitmachen könnte: beim Schleichgang mit dem plötzlichen
Erstarren mitten im Schreiten. Eine solche Fertigkeit könnte auch für sie
selbst einmal nützlich sein!
    In einem plötzlichen Entschluß sprang
Dott vom Stein und lief zu den Jungen hinüber. Und dann schritt sie hinter
ihnen her, lauernd, mit langen Schritten und plötzlich erstarrend wie sie. Aber
selbst in ihrer Eichhörnchengröße konnte sie es nicht vermeiden, daß irgend
etwas

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