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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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durch die offenstehende Küchentür in den Garten hinaus.
    Da sah sie die Mutter neben Vater
Gnilica auf der Bank sitzen. In den Armen hielt sie das Mummele. Das aber hatte
ein spitzes Gesichtchen bekommen, und das Köpfchen lag müde an der Brust der
Mutter.
    »Leg ihr die kokotowe mloko auf«, sagte
der Schäfer und beugte sich über die kranke Kleine. »Du weißt, das Schellkraut,
das überall an den Mauern wächst«, erklärte er der Mutter. »Du mußt die Blätter
zwischen den Händen zerreiben und frisch auf die Füße des Kindes legen. Dein
Kind kann noch gesund werden, Mala, aber laß es nicht wieder draußen, wenn die
Sonne untergeht, denn der Nebelgeist hat sie berührt.«
    Die Kleine erschrak. »Da bin ich ja
schuld daran, daß Gerd sie in der Johannisnacht durch die Nebelwiese getragen
hat!« dachte sie. Während der Reise war ihr dieser Gedanke noch gar — nicht
gekommen.
    »Du meinst es gut, Vater Gnilica«,
hörte sie nun die Mutter müde antworten. »Aber es müßte schon ein Wunder
geschehen, wenn mein Kind noch gesund werden soll.«
    »Ein Wunder müßte geschehen!«
wiederholte Dott die Worte der Mutter. »Ei, ich lebe ja selbst in einem Wunder!
Sollte ich vielleicht darum verzaubert sein, um dem Schwesterlein helfen zu
können?«
     
     
     

Der Abschied
     
    Es war am Mittag desselben Tages, als
Cornix sich vor dem Reiher und der kleinen Dott auf dem Runenfelde niederließ.
Der kleinen Dott war es recht schwer ums Herz, denn von seinen Worten würde es
abhängen, ob Gurian ihr Reisegefährte bleiben konnte. Sie hatte ihn zu lieb
gewonnen, als daß sie ihm nicht wünschte, er möchte die Seinen wiederfinden.
Aber der Gedanke war ihr doch recht bitter, daß sie nun vielleicht wieder ganz
allein Weiterreisen sollte.
    »Das Geschick der Deinen war nicht
schwer zu erkunden«, begann Cornix seinen Bericht. »Für einen, der es nicht
verachtet, mit den Haustieren zu verkehren, ist es leicht, etwas über das
Treiben der Menschen zu erfahren.«
    Gurian schlug ein wenig ungeduldig mit
den Flügeln.
    Cornix aber beeilte sich nicht. Er
wußte, wie er die Nachricht dem stolzen Vogel übermitteln mußte.
    »Ruanda ist nicht mehr«, sagte er
ruhig, »alle deine Jungen sind nicht mehr.«
    Gurian warf ihm einen scharfen Blick
zu, dem Cornix jedoch ohne zu blinzeln standhielt.
    »Sei bedankt und lebwohl«, sagte er und
hob die Kleine auf den Rücken. »Mein Weg geht zu den Reihern meines Stammes,
von den Seen des Havellandes zum Strom im Osten und bis zum schwimmenden Walde,
den die Menschen den Spreewald nennen.«
    »Lebwohl!« rief Dott dem Knesen zu, als
er, auf einem Stein hockend, unter ihnen verschwand.
    »Lebt wohl!« rief sie, als die Städte
und Dörfer an der großen Landstraße hinter ihnen zurückblieben, die sie vor
einigen Tagen so mühsam entlanggewandert war.
    Als vor ihnen die dunklen Wäldermassen
im Osten auftauchten und weiter in der Ferne die blanken Spiegel der Seen, da
wandte sie sich noch einmal und blickte in die Prignitz zurück.
    Dann aber richtete sie sich gerade auf
und schaute hinein in die große Mark Brandenburg, der unbekannten, lockenden
Ferne entgegen.

Über den
Dächern der großen rauschenden Stadt
     
     
     

Große Erwartungen
     
    Die kleine Dott hat es nicht mehr
nötig, sich an den Federn Gurians festzuhalten. So genau kennt sie schon alle
Bewegungen des Reihers, daß sie sich sofort jeder Veränderung seines Körpers
anpassen kann. Sie hat ja auch genau die Größe, in der sie bequem auf dem
schmalen Vogelrücken Platz findet. Zierlich und klein ist sie an allen Gliedmaßen,
und zierlich und klein sind auch Jäckchen und Rock, Schuhe und Beutel und
alles, was die Kleine an sich trägt.
    Die Wolken jagen über sie hin. —
Herrlich ist der Flug des Reihers! Gleichmäßig heben und senken sich zu beiden
Seiten des kleinen Menschenkindes die großen, schlanken Flügel. Dott fühlt, wie
ihr Haar hinter ihr wie eine Fahne flattert, aber so ruhig ist der Flug
Gurians, als stünde der Reiher auf einem Fleck in der Luft und als würde die
Landschaft unter ihnen fortgezogen — die großen, einsamen Wälder und dazwischen
das bestellte Land mit seinen Dörfern, jedes Dorf in seiner Art, einige in
einer einzigen langen Straße, andere in einem Haufen um die Kirche und wieder
andere in einem Kreis rund um einen großen Platz, wie in den alten wendischen
Ringburgen — aber alle ganz so, wie die Siedler aus Ost und West sie nach dem
Brauch der alten Heimat aufgebaut hatten.
    Aber

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