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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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irgendein Geheimnis ging.
    »Jetzt werde ich die Mütze abnehmen.
Bitte sage mir, ob du mein Spiel hörst«, rief er hastig und riß das Mützchen
vom Kopf.
    »Huuh!« schrie die kleine Dott auf. »O,
entschuldige«, beruhigte sie ihn gleich, »es ist wirklich gar nicht so schlimm!
Ich graue mich nicht ein bißchen vor Kobolden, ich bin sie ja gewohnt.«
    »So ist das also«, sagte Klaus, »wenn
ich die Kappe abnehme, bin ich häßlich wie ein Kobold. Aber warte einmal,
kannst du jetzt mein Spiel hören?« Und er setzte die Geige ans Kinn und
spielte. Und er spielte so schön, daß der kleinen Dott die Tränen in die Augen
traten.
    »Ja, ich höre, wie du spielst!« rief
sie. »Du spielst so schön, daß man gar nicht mehr sieht, wie häßlich du bist!«
    »Danke schön«, sagte er und verzog den
Mund. »Jetzt weiß ich Bescheid: Wenn ich mein Menschengesicht habe, hört
niemand mein Spiel. Und wenn man mich hört, hab ich den Kopf eines Kobolds.«
Und er warf sich ins Gras und weinte bitterlich.
    »Darüber brauchst du doch nicht so
traurig zu sein«, tröstete ihn die kleine Dott. »Ich bin selbst verzaubert und
weiß, wie das ist. Alle Geschöpfe sind verzaubert und seufzen nach
Erlösung, hat das Feuermännchen gesagt. Also kann man erlöst werden,
wenn man verzaubert ist. Man darf nur nicht nachlassen, danach zu suchen! Aber
wie bist du denn verzaubert worden?« fragte sie. »Das mußt du mir schnell
erzählen, denn Cornix kann jeden Augenblick nach mir rufen.«
    Der Junge richtete sich aus dem Gras
auf und wischte mit seinem Ärmel über das Gesicht. Die Kleine sah ihn prüfend
an, und dann setzte sie sich dicht neben ihn.
    »Du solltest deine Kappe wieder
aufsetzen, damit dich niemand von der Straße aus sieht«, sagte sie.
    Als der Junge die Tarnkappe wieder
aufgesetzt hatte, saßen die beiden Kinder eine Zeitlang etwas verlegen
nebeneinander im Gras. Die Sonnenstrahlen blitzten auf dem Fluß, der eilig und
mit kleinen Wellen an ihnen vorüberzog. Lange Züge von Schleppkähnen glitten
lautlos vorbei, und oben auf der Straße eilten die Menschen geschäftig hin und
her.
    Die kleine Dott hatte viele Fragen zu
stellen, und es dauerte nicht lange, da hatte sie alles über das Leben des
Jungen daheim mit der Mutter und den Geschwistern, über seine Geige und sein
ganzes Abenteuer erfahren.
    Als die Kleine aber gerade beginnen
wollte, dem Jungen von ihren eigenen Erlebnissen zu erzählen, da hörten sie ein
Krächzen hinter sich.
    »Cornix ruft!« erklärte Dott ihrem
Freunde. Sie stand sogleich auf. »Ich muß jetzt fort«, sagte sie, und auch der
Junge erhob sich und blickte sie an.
    »Lebwohl, Klaus«, sagte Dott. Sie wußte
nicht recht, wie sie sich beim Abschied verhalten sollte. Sie erkannte
plötzlich, wie schwer nun alles für Klaus werden mußte. Er war ja ganz allein.
Er hatte nicht wie sie die Tiere zu Freunden, denn er verstand nicht ihre
Sprache. Er hatte keinen Gurian und keinen Cornix, die ihm helfen konnten. Er hatte
gar nichts anderes als seine Geige, und die konnte außer ihm niemand hören.
    »Wohin willst du gehen?« fragte sie.
    »Irgendwohin«, erwiderte Klaus.
    »Irgendwohin, das ist traurig«, sagte
Dott nachdenklich. Sie dachte daran, wie sie im Anfang ihrer Reise ganz allein
»irgendwohin« gewandert war.
    Da fiel ihr etwas ein: »Ich fliege mit
den Reihern in den Spreewald und von da immer weiter nach Osten. Schau immer
nach den Reiherzügen aus! Im Osten warte ich auf dich. Dann wollen wir beide
zusammen danach suchen, wie wir erlöst werden können. — Ich muß mich jetzt
wieder klein machen, Klaus. Lebwohl, lebwohl!«

Der rote Adler
     
     
     

Der Schatz und die zwölf Tonnen
     
    Cornix ruderte mit seinen starken
Schwingen kräftig durch die Luft, und auf seinem Rücken saß die kleine Dott.
    Gurian hatte seinen Schwarm nach Osten
bis über die Oder geführt. Als auch Cornix dort landete, ließ er die Kleine auf
einem Sandhügel absteigen und machte sich sogleich ohne eine Erklärung davon.
    Die Reiher hatten sich an der Oder
länger aufgehalten, als gut war. Die Jungtiere hatten noch tüchtig üben müssen,
denn ein einziger ungeschickter Reiher konnte den ganzen Schwarm in Gefahr
bringen. An diesem Tage konnte Gurian darum auch die Jungen erst in der
Dämmerung zu einem neuen Schlafplatz führen.
    Die Jungen flogen eng hintereinander,
um sich nicht zu verlieren, und Gurian flog mit der Kleinen auf dem Rücken an
ihrer Spitze.
    Nach einiger Zeit aber begann es zu
regnen. Die

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