Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott
eben ihre eigene Schönheit«,
verbesserte sie sich.
In ihrer Art gefielen sie Dott
auch recht gut. Sie waren ja Nebelkrähen wie Cornix und hatten das gleiche
Federkleid wie er, aschgrau, und Kopf und Flügel tiefschwarz. Dott spürte,
welch eine unbändige Kraft in den Jungen war, wenn sie vor lauter Übermut gegeneinander
losfuhren oder sich über ein Grasbüschel warfen, um es mit dem Schnabel zu
zerhacken, daß die Erde nach allen Seiten spritzte. Dann erschienen sie der
Kleinen sogar gewaltig und gefährlich.
Dott mußte zugeben, daß sie sich in der
letzten Zeit große Mühe gaben, höflich und behutsam mit ihr umzugehen.
Dieser Gedanke tat der kleinen Dott
recht gut, und darum schaute sie auch voll Freude auf, als sie vom Walde her
ihre Begrüßungsschreie hörte. Dann aber wußte sie nicht, ob sie lachen oder
aufspringen und davonlaufen sollte! — Jeder von ihnen hatte ihr ein Geschenk
mitgebracht — aber was für Geschenke! Corvus Hartfuß legte eine
fettglänzende Schnecke vor ihre Füße, Kroa Leichtfuß ließ gleich einen ganzen
Haufen Würmer und Käfer aus ihrem Kropf ins Gras fallen, Krai Topfgucker aber
hatte ein widerliches Gemisch von Eiweiß und Eidotter in seinem weitgeöffneten
Schnabel und flog auch gleich auf sie zu, so daß der Eierschaum auf ihr
Röckchen tropfte. —
»O pfui, Krai!« entfuhr es der Kleinen,
während sie sich weit zurückbeugte, »brrr! Wie ekelhaft!« Sie schüttelte sich
vor Widerwillen.
Als sie jedoch merkte, wie bestürzt die
drei vor ihr standen, begriff sie, daß sie ihre neuen Freunde gekränkt hatte.
»Ekelhaft?« stieß Krai hervor, nachdem
er das Ei wieder in seinen Kropf hinuntergeschlungen hatte, »unsere guten
Speisen sind ekelhaft?«
»Ach, entschuldigt doch bitte!« rief
die Kleine. Und plötzlich nahm sie Krai Topfgucker um den Hals, obgleich er
schrecklich wild roch und ihm die Eierschalenreste noch in den Schnabelecken
klebten. »Als Krähenspeise muß es sicher ganz wunderbar sein!«
Dott hatte nun auch die jungen Krähen
in ihr Herz geschlossen.
Sie konnte nun nichts anderes tun, als
die Gedanken der Jungen auf etwas anderes zu lenken. »Ich habe mich so gefreut,
als ich euch kommen sah!« begann sie darum schnell. »Ich wollte euch nämlich
schon lange etwas fragen. Könnt ihr mir wohl sagen, warum Mutter Kra am Anfang
so unzufrieden mit mir war? — Ich habe doch gleich gemerkt, daß sie gar nicht
so sehr gern mit mir geflogen ist!«
»Das kannst du glauben!« rief Krai
Topfgucker, und dabei glühte etwas in seinen Augen, das die Kleine an Cornix
erinnerte. »Und nicht nur Mutter Kra! Hunderte von Krähen waren darüber genauso
ärgerlich wie sie!«
»Und du kannst sicher sein, daß wir
alle einen schönen Zorn auf dich hatten, als wir hörten, daß wir hinter dir und
Pica-Pica herjagen sollten, um dich zu befreien«, setzte Corvus Hartfuß hinzu,
während er wie in Gedanken nicht nur seine Schnecke, sondern auch die
Leckerbissen, die Kroa Leichtfuß der Kleinen mitgebracht hatte,
hinunterschlang.
Die kleine Dott schaute verblüfft auf
die jungen Krähen. — »Aber was habe ich euch denn getan, daß ihr mich alle nicht
leiden könnt?« fragte sie, während ihr die Tränen in die Augen schossen, so
gekränkt fühlte sie sich nun selbst.
»Du?« lachte Krai Topfgucker, »du hast
nicht einmal so viel Geduld gehabt, das Ende des Reiherthings abzuwarten, so
daß dich die erste beste Elster wegschnappen konnte!«
»Wenn Gurian und Cornix eine Sache
führen, dann soll man ihnen nicht vorgreifen«, erklärte Corvus Hartfuß in
seiner belehrenden Art. »Aber du kannst wohl verstehen, daß wir alle nicht «
sehr begeistert sind, daß Cornix gerade jetzt im Herbst außer Landes ist, kurz
bevor sich unser Stamm um den Knesen sammeln will. Es gibt genug Krähen bei
uns, die schon heimlich davon sprechen, daß Cornix bald zu alt für einen
Krähenfürsten sein wird, und daß sie sich nach einem neuen Knesen umschauen
sollten.«
»Und die Stärksten fangen auch schon
an, miteinander zu kämpfen, um herauszubekommen, wer als Nachfolger in Betracht
kommt«, unterbrach ihn wieder Krai. »Cornix muß sich darauf gefaßt machen, bei
seiner Heimkehr einen harten Kampf zu kämpfen!«
Und wieder bemerkte die kleine Dott das
scharfe Glänzen in den Augen Krais, das sie an Cornix erinnerte.
»Aber was soll ich denn tun, damit
Cornix um meinetwillen nichts Böses geschieht!« rief sie in plötzlicher Angst
um ihren treuen Freund.
»Du?« schrien Krai und
Weitere Kostenlose Bücher