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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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Corvus nun
zugleich, und dann lachten sie, daß es gellte. Und selbst die schüchterne Kroa
Leichtfuß gluckste in sich hinein. »Glaubst du denn, daß irgend jemand etwas
für Cornix tun kann, wenn er selbst es anders bestimmt hat?«
    »Jeder Krähenhäuptling muß einmal
seinen großen Kampf kämpfen«, sagte Corvus Hartfuß würdevoll.
    »Und ich glaube, daß Cornix siegt!«
schrie Krai begeistert. Er hüpfte mit seinen langen Beinen ein paar seiner
seltsamen Abflugsprünge, und dann stürmte er davon.
    Gleich darauf schoß auch Corvus Hartfuß
fort. Nur Kroa Leichtfuß war zurückgeblieben. Vorsichtig stelzte sie etwas
näher und schaute zur kleinen Dott hinauf, dann aber flatterte sie auf den
Hügel und legte sich dicht neben der Kleinen ins Gras.
    »Mach dir nicht zu viel daraus«, sagte
sie, »es geschieht nichts in seinem Stamm, was Cornix nicht schon längst weiß!«
Und indem sie ihren Kopf an der Schulter der kleinen Dott rieb, fügte sie etwas
verlegen hinzu: »Und jetzt hat auch keiner von uns mehr etwas gegen dich, das
wollte ich dir nur sagen«, und mit diesen Worten hob sie sich aus dem Grase,
reckte ihre Flügel hoch über der kleinen Dott, schwang sie auf und nieder, daß
es um sie wirbelte, und warf sich von der Erde in die blaue Luft hinein.
    Das waren in der Tat große Neuigkeiten
für Dott. In Gedanken versunken stand sie auf, um ihre Sachen zusammenzupacken.
Gerade aber, als sie den Reisebeutel wieder über ihrem ganzen Hausrat
verschlossen hatte, kam plötzlich Cornix selbst auf sie zugebraust. Und wie sie
ihn nun so mächtig und stark vor sich stehen sah, mit seiner breiten Brust, den
todbringenden Greifkrallen und seinem klugen, scharfen und immer etwas
belustigten Blick, da schoß es heiß in die Augen der Kleinen vor Stolz und
Dankbarkeit.
    Aber sie sagte nichts über das, was sie
gehört hatte, sondern bat ihn nur, ihr doch in ihren verschiedenen
Schwierigkeiten und Aufgaben zu helfen. Und dann erzählte sie ihm alles von
ihrer Verabredung mit Klaus und von ihren Erlebnissen mit den Elstern.
    »Den Jungen wiederzufinden, wird nicht
schwer sein«, meinte Cornix, »wenn wir die schlesische Ebene nach Gurian
durchforschen, werden wir wohl auch deinen Freund nicht übersehen...«

Der Herr
der Berge
     
    Es war ein herrlicher Sommermorgen, an
dem die Krähen mit der kleinen Dott aufbrachen. Cornix mußte seinen Flug so
einrichten, daß er nach beiden Seiten hin in die schlesische Ebene und nach
Böhmen hinein — nach Gurian Ausschau halten konnte. Darum nahm er seinen Weg
nach Osten über die große Gebirgskette, die von der Elbe bis zur Oder hin
reicht.
    Silberweiß segelten die Wolken am
Himmel, unten aber über der Erde ruderte die kleine Schar des Cornix mit
festen, harten Flügelschlägen dem Isergebirge entgegen. Das lag vor ihnen wie
ein einziger ungefüger Block, breit, dunstig und blau wie Stahl. Wie sie aber
darauf zustürmten, da schob sich die Bergmasse auseinander, und eine Kuppe nach
der anderen reckte sich vor ihnen auf. Die Krähen mußten sich höher und höher
in den Himmel hinaufschwingen; immer reiner und kälter wurde die Luft, und
immer mächtiger schlugen sie die Schwingen.
    Die kleine Dott wußte nun, daß sie
gleich in das Reich Rübezahls, des Herrn des Riesengebirges, kommen würde. In
ihrem Sagenbuch hatte sie viele Geschichten über den mächtigen Geist der Berge
gelesen. Damals hatte sie sich sogar gewünscht, ihm einmal in seinem Reiche zu
begegnen und — wenn er gerade eine gute Stunde hatte! — sein Gast zu sein.
    Aber an solche Wünsche durfte sie jetzt
gar nicht denken. Sie war ja unterwegs, um Gurian einzuholen und das Mittel für
das Schwesterchen zu suchen. Und Rübezahl, das war ein Geist, bei dem man nie
wissen konnte, was bei einer Begegnung herauskam! Es konnte ihr ja ergehen wie
der Königstochter Emma, die er plötzlich in sein unterirdisches Reich
entführte, einfach aus Freude an ihrer Schönheit!
    »So schön wie die Königstochter Emma
bin ich ja nicht«, überlegte Dott. »Rübezahl wird mich gar nicht in seinem
Reich haben wollen!«
    Das beruhigte Dott ein wenig. Denn mit
der Rennefarre im Schuh, da konnte sie ja schnell — nein, sie wollte lieber gar
nicht an eine Begegnung mit Rübezahl denken!
    Im nächsten Augenblick aber schon
dachte sie doch wieder daran! Wie schwer mußte es doch sein, mit einem Geist
zusammen zu leben, der so empfindlich war, daß man nicht einmal seinen Namen
aussprechen durfte, und der sich, wenn ihm etwas nicht

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