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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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Fellen herum,
und gleich werde ich Fladenkuchen mit ihnen essen! Das hast du gut gemacht,
liebe Rennefarre!«
    An dem großen offenen Feuer in der
Mitte der Halle saßen drei Frauen mit Handarbeiten. Alle drei waren vornehm gekleidet
und trugen goldene Armreifen. Die Jüngste sprach gerade mit einer solchen
Heftigkeit, daß sie das Gewand, an dem sie stickte, von sich schob.
    »Das weiß ich, Mutter, daß alle Edlen
Eide auf diese Fahrt geschworen haben, bei Schildes Rand und Rosses Bug, bei
Schwertes Schärfe und Schiffes Bord«, hörte die kleine Dott sie sagen. »Ich
habe den Streitruf der trunkfrohen Männer gehört — Tosen war im Saal, es
stürzten die Bänke.«
    »Sie werden nüchtern halten müssen, was
sie im Rausch geschworen haben«, murmelte die alte Frau.
    »Und niemand war, der gegen die Fahrt
sprach?« fragte die Mutter der Kinder, die sich zu den Frauen setzte.
    »Hunnerich sprach dagegen. Reich müßten
wir sein an Mannen und wundscharfen Schwertern, wenn wir nicht zu eigenem
Verderben ausziehen wollten, sagte er. ›Wenn Gere nicht beißen noch Eisen, so
greift zu Steinen!‹ schrie da Hilderich. — Heim und Erde werden wir lassen
müssen, Mutter, finstere Nornen schufen lange Not uns Frauen!« seufzte die
junge Frau. »Du allein, Schwester, könntest das Los noch wenden. Drum rate ich,
sprich mit Gunthemund, deinem Gatten, daß er die Fahrt wenigstens
hinausschieben möge. Auf ihn hören die Fürsten alle und die Mannen!«
    Gespannt horchte die kleine Dott auf
jedes Wort.
    »Kennst du, Tochter, nicht den alten
Spruch?« begann nun wieder die alte Frau.
     
    »Weißt
du zu ritzen, weißt du zu raten?
    Weißt
du zu färben, weißt du zu fragen?
    Weißt
du zu beten und Opfer zu bringen?
    Weißt
du zu schlichten und weißt du zu scheiden?
    Besser
nicht raten als zuviel geraten!«
     
    »Die Fahrt ist beschlossen«, sagte nun
ruhig die Mutter der Kinder. »Zu spät zum Gespräch ist’s.«
    »Mir träumte: Einen Bären sah ich
kommen, der zerbrach die Pfosten der Halle!« fuhr da die junge Frau heftig auf.
»Bös heulten die Wölfe auf beiden Seiten!«
    »Wir fliehen nicht vor dem Tode«,
erwiderte stolz die Mutter der Kinder. »Niemand wendet der Norne Spruch.«
    »Wie sich’s auch treffen mag, vorwärts
führt Fürstengeschick«, sagte die alte Frau ernst und schaute ins Feuer. — Die
drei Frauen schwiegen, die Scheite knackten und sprühten Funken. Wie die Alte
jedoch so still in die Flammen blickte, da war es, als wenn ihre Augen
plötzlich schmal und scharf würden, so, als spähten sie in die Ferne; sie
beugte sich vor, als lausche sie.
    »Hört ihr das Rollen der Räder?« fragte
sie plötzlich. »Rinder stampfen, Staub wallt auf! Ich sehe einen Weg nach Osten
gewendet: große Höfe, üppiges Leben, Ehre überall von edlen Männern — unser Gut
wird glänzend! Ich sehe mehr! — Weiter nach Westen weist der Weg! — Heldenruhm
sehe ich, meerbeherrschende Schiffe, ein Reich fern im Süden — Fürsten fallen —
Rom erzittert — ich sehe...«
    »Was siehst du mehr, Mutter?« flüsterte
die jüngere Tochter und beugte sich begierig vor. Auch Dott lauschte so
gespannt, daß sie zu atmen vergaß.
    Aber kein weiteres Wort kam über die
Lippen der alten Frau.
    »Ich aber weiß, was wird!« brach es nun
aus der kleinen Dott. Jetzt mußte sie den Frauen sagen, was sie in der Schule
gelernt hatte. »Geiserich wird seine Wandalen nach Spanien führen! Ja, mit
seiner ganzen Flotte wird er das Mittelmeer beherrschen und Afrika erobern,
aber dann...«
    —Kaum aber war die kleine Dott so weit
gekommen, als plötzlich mit lautem Krachen die Scheite auf der Herdstelle
zusammensanken. Noch leuchtete die Glut, aber die Flammen verlöschten. Und dann
war nichts mehr um die kleine Dott als tiefe Nacht.
    Die Kleine öffnete erschrocken die
Augen. Da saß sie wieder hoch auf der Klippe des Zobtengebirges über der
reichen schlesischen Ebene mit ihren Dörfern und Städten. Rund um die Kleine
aber standen die Krähen, und gerade vor ihr Cornix, der mit schiefgeneigtem
Kopf dastand und prüfend auf sie niederschaute.
     
     
     

Auf der Fährte
     
    Als Dott die Krähen so besorgt um sich
stehen sah, versuchte sie, Vergangenheit und Gegenwart zusammenzubringen.
    »Ach Cornix«, sagte sie, »ich war
mitten unter den Wandalen, den Silingen — da unten am Zobten — siehst du?
Beinahe hätte ich Honigkuchen mit ihnen gegessen.«
    »Hm«, machte Cornix. »Wenn du wieder
ganz in unsere Zeit zurückgekehrt bist,

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