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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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ihnen. Aber hinter ihnen in den Tälern, aus denen sie soeben gekommen
waren, da dröhnte und grollte es nun, daß die Felsen klirrten.
    »Wir sind mitten durch die
Gewitterwolke hindurchgeflogen!« dachte die kleine Dott schaudernd.
    »Schau dich um!« sagte Cornix, als er
sich mit den Krähen ins Gras fallen ließ.
    Sie befanden sich auf der Höhe des
Kammes, und die Kleine konnte von hier aus nach Süden in die Seitentäler
hineinblicken. Da unten aber war es jetzt schwarz von Wolken. Hin und her
wallten sie zu Füßen der kleinen Dott.
    »O Cornix!« schrie da die Kleine. »Wir
stehen ja über den Wolken! Über den Wolken soll ich doch das Mittel suchen —
bei dem Alten, der mächtiger ist als... Ach, ach, Rübezahl selbst ist ja der
Alte! Und nun habe ich alles verdorben!«
    Die Kleine war so betrübt, daß sie sich
ins Gras fallen ließ. Wie sie aber so traurig vor sich hinstarrte, da hörte sie
ein leises Grollen hinter sich wie ein Lachen aus tiefem Felsengrund. Ganz
still saß die Kleine da, sie wagte nicht einmal, sich umzudrehen.
    »Schau und nimm!« hörte sie nun die Stimme
Rübezahls. »Wenn man ein guter Geist ist, so soll man auch ein guter
Geist sein!« wiederholte er ihre Worte. Dann hörte sie wieder das dröhnende,
gute Lachen aus dem Grunde, und dann war alles still.
    Die Kleine erhob sich langsam und
drehte sich um. Da sah sie erst, daß direkt über ihnen, ganz nahe, der schwarze
Kegel der Schneekoppe stand, der ureigenste, geheimnisvolle Berg Rübezahls.
Unten aber, im Gras, da war ein heller Schein, ein kleines blaues Flämmchen,
das dort auf und nieder hüpfte. Als sie aber behutsam näherkam, da wurde es zu
einer blauen Blume, die an der Spitze eines unscheinbaren Kräutleins blühte.
    Schon wollte sie sich niederbeugen, um
sie zu pflücken, als Cornix mit einem Satz an ihre Seite sprang und sofort
damit begann, Erde und Steine mit seinem Schnabel zur Seite zu schleudern. Und
als er das Pflänzchen mit der ganzen Wurzel vorsichtig aus der Erde gehoben
hatte und die Kleine es endlich in ihren Händen hielt, da strömte ihr ein
wunderbar starker Duft entgegen.
    »Das Mittel aus Erde, Sonne und Regen!«
sagte die kleine Dott zu sich selbst. »Die Springwurzel aus Rübezahls Garten,
mit der man die Kranken nur zu berühren braucht, damit sie gesund aus ihrem
Bett springen!« An alle Sagen über Rübezahl hatte sie gedacht, nur an die mit der
Wurzel nicht! Rübezahl aber hatte sie ihr geschenkt!
     
     
     

Am Zobtengebirge
     
    Aber wo war Gurian mit seinen Reihern?
— Die kleine Krähenschar hatte das ganze Riesengebirge und das Glatzer Bergland
überflogen, ohne die Spur Gurians und seines Reiherschwarms zu finden. Seit der
Reiherversammlung am Bylegurer See waren nun schon mehrere Tage vergangen. So
sehr aber Gurian auch in Sorge um das kleine Menschenkind war, mußte er seinen
Flug mit den jungen Reihern doch fortsetzen, überlegte Cornix.
    Er wußte nur, daß Gurian die Donau, die
große Heerstraße der Vögel nach Ungarn, erreichen mußte, und daß er, bevor er
nach Süden zur Donau abbog, Cornix und die kleine Dott am Altvater, dem letzten
der großen Berge in der Sudetenkette, erwarten wollte — wenn es der kleinen Krähenschar
nicht gelingen sollte, schon vorher zu den Reihern zu stoßen.
    Darum beschloß Cornix, nun selbst im
Bereich der Oder in Oberschlesien nach Gurian zu forschen. Mutter Kra aber
sollte mit Dott und den jungen Krähen am Siling im Zobtengebirge nach Gurian
Ausschau halten und Cornix erwarten.
    So geschah es, daß die kleine Dott auf
Mutter Kras Rücken aus dem Glatzer Bergland durch die Goldene Pforte hindurch
in die schlesische Ebene hineinflog. Hinter ihnen lag nun die Kette der
Sudeten, vom Isergebirge bis zum Glatzer Bergland, Wall hinter Wall, Gipfel
neben Gipfel. Aber auch vor dem Gebirgswall konnte das Land nicht gleich zur
Ruhe kommen. Es hob und senkte sich in Hügelwellen. Hinter diesen allen aber
sah Dott einen Berg, hoch und breit wie eine Felseninsel im Ozean.
    »Was ist denn das für ein großer Berg,
der so ganz allein vor dem Gebirge steht?« fragte Dott, denn nun durfte sie ja
auch Mutter Kra alles fragen, was ihr gerade in den Sinn kam.
    »Das ist der uralte Heilige Berg, auf
dem die Völker durch die Jahrhunderte hindurch Opferfeuer brannten«, krächzte
Mutter Kra. »Gora sobotka ist das, der heilige Berg der Slawen, den ihr heute
den Zobten nennt. — Das ist der Berg, zu dessen Füßen einst die germanischen
Silingen lebten, die Wandalen.

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