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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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Menschenkind, könnten wir vielleicht
auch von der Gegenwart und Zukunft sprechen. — Hört alle zu! Gurian und seine
Reiher haben Oberschlesien und den Altvater noch nicht erreicht. Wir können ihn
vielleicht noch im Seenbereich der Bartsch einholen.«
    Cornix schaute auf die Kleine. »Es ist
jetzt an der Zeit, Dott, daß wir die Springwurzel aus Rübezahls Garten in die
Prignitz schicken. — Du, Kroa Leichtfuß, wirst das Heilkraut zum Kerstinghof
bringen!« Cornix schaute wieder auf die Kleine.
    Behutsam nahm Dott die Springwurzel aus
ihrem Beutel. Sie duftete so stark wie am Tage zuvor.
    Feierlich trat Dott auf die junge Krähe
zu und übergab ihr das wunderbare Kraut.
    »Du mußt das Pflänzchen ganz dicht
neben das Gesicht des Schwesterchens legen«, sagte sie. »Niemand darf dich
dabei sehen, Kroa, und du mußt so vorsichtig und freundlich sein, wie du nur
kannst, damit sich das Mummele nicht fürchtet! Es ist ja noch so klein, wenn es
dir selbst auch groß erscheint!«
    Wenn die kleine Dott schon nicht selbst
mitfliegen konnte, dann war es gut, daß Kroa Leichtfuß, die Sanfteste unter
ihren Krähenfreunden, dem Mummele das Kraut in sein Schlafkörbchen legte.
    Cornix hatte auch nicht vergessen, daß
Dott den jungen Klaus im Osten erwarten wollte, um ihm zu helfen. Bis jetzt
aber hatte er kein Wort geäußert, wie er sich das vorstellte.
    Jetzt aber, nachdem Dott das Heilkraut
Kroa Leichtfuß übergeben hatte, wandte sich Cornix an die jungen Krähen. »Ihr,
Akar Sturmgeschwind und Corvus Hartfuß, macht euch auf, den Jungen zu suchen,
der die Tarnkappe der Unterirdischen auf dem Kopf trägt und auf einer stummen
Geige spielt. Erkundigt euch überall nach ihm, beschützt ihn, wenn es nötig
ist, und führt ihn flußaufwärts an der Oder nach Süden. Dort werden wir ihn
erwarten!«
    Wieder schaute Cornix auf die kleine
Dott, und wieder fühlte sie, daß er etwas von ihr erwartete. Nach einigem
Nachdenken wandte sie sich an die Krähen, die nach Klaus suchen sollten, und
übergab ihnen das Taschentüchlein, das sie einst auf Burg Lenzen von Gisela
erhalten hatte. — »Gebt dem Jungen das Tüchlein«, sagte sie, »dann wird er euch
gewiß folgen.«
    »Auf nun und fort!« rief Cornix, und
davon stürmten die drei jungen Krähen. Und nachdem sich Dott auf Cornix’ Rücken
zurechtgesetzt hatte, erhob sich auch diese kleine Schar: Cornix, Mutter Kra,
Grimm Blauflügel, Krage Eisenschnabel und Krai Topfgucker, um Gurian im großen
Seenbereich der Oder zu suchen.

Mutter zweier
Völker
     
     
     

Ein merkwürdiges Gespräch
     
    Mutter Kra war die Älteste ihres
Stammes. Sie war noch älter als Cornix, und man konnte es auch sehen! Ihre
Klauen waren borkig und an einigen Stellen des Kopfes hatte sie kahle Stellen.
Das Schutzhäutchen des linken Auges folgte nicht immer ihrem Willen, oft blieb
es über dem unteren Teil ihres großen, moorbraunen Auges stehen. Wenn man so
alt ist wie Mutter Kra, das heißt, weit über hundert Jahre alt, dann hat man
sehr viel gesehen und gehört und erlebt und gedacht. Darum wußte auch Mutter
Kra weit mehr zu erzählen als die anderen Krähen ihres Stammes. Und deshalb
konnte Mutter Kra auch alle Fragen des Menschenkindes beantworten.
    »Was ist das für eine Stadt mit den
vielen himmelragenden Türmen?« fragte Dott.
    »Ihr Menschen nennt sie Liegnitz, die
Stadt der berühmten Gemüse- und Blumengärten«, krächzte Mutter Kra. »Wir Krähen
aber werden sie für alle Zeiten die Stadt der großen Mongolenschlacht nennen!
Merk gut auf, Menschenkind! Hier haben die schlesischen Eisernen Ritter die
kleinen Reiter aus Asien geschlagen, vor siebenhundert Jahren, als diese von
Osten dahergefegt kamen. Zwei Tage und zwei Nächte hat die Schlacht gedauert.
Und dann lagen sie hier auf der Walstatt: neben unzähligen erschlagenen
Mongolen dreißigtausend schlesische Kämpfer; Deutsche und Polen, Ritter, Bauern
und Bergleute, zusammen mit ihrem Herzog, Heinrich dem Frommen; tot, von den
kleinen Reitern ausgeplündert und verstümmelt.«
    Der kleinen Dott lief ein Schauer über
den Rücken. Daß durch die berühmte Schlacht bei Liegnitz das Abendland vor den
Mongolen gerettet wurde, das hatte sie schon in der Schule gelernt. Aber etwas
war ihr unklar. Wie konnte Herzog Heinrich die Mongolen besiegen, wenn sein
ganzes Heer von ihnen erschlagen worden war?
    »Die Mongolen konnten sich an ihrem
Sieg nicht freuen«, knarrte Mutter Kra. »Vor dreißigtausend Gefallenen mußten
dreihunderttausend

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