Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)
»Die müssen sofort explodieren. Also zieh den Stift auf mein Kommando!«
In der linken Hand hielt Nikolas die Granate, während Rohn mit seiner Hand gleich zwei zusammendrücken konnte. Keine 50 Meter waren es mehr zwischen den Posten und ihnen, als Rohn das Feuer aus seiner Walther eröffnete. Das Scharmützel mit den Widerständlern hatte beinahe die gesamte Aufmerksamkeit der Soldaten auf sich gezogen, nun erhoben sie die Gesichter aus dem Graben, als der Wagen heranschoss.
»Jetzt!«, schrie Rohn.
Die beiden Männer bissen auf die Stifte der Granaten, zogen sie heraus und ließen den Bügel los. Jetzt musste es schnell gehen. Krachend brach der Wagen durch den hölzernen Schlagbaum und schlitterte über eine kleine Erhebung. Für einen Moment meinte Nikolas, die Granate zu verlieren, konnte sie dennoch halten und schleuderte sie links aus dem Wagen heraus, während Rohn seine beiden in das MG-Nest warf. Das Fahrzeug hob für wenige Herzschläge vom Boden ab, es kam Nikolas vor, als würden sie eine Ewigkeit in der Luft verharren, bis sie wieder auf der Erde landeten. Das metallische Klirren der Schüsse in der Karosserie kündete von der Aufmerksamkeit, die sie auf sich gezogen hatten. Mit aufeinandermahlenden Zähnen duckte sich Nikolas, versuchte trotzdem der Straße zu folgen.
Nacheinander explodierten die Handgranaten und das MG verstummte endlich. Vereinzelte Schreie drangen schmerzverzerrt von der Pforte zu ihnen.
»Auf die Lagerhallen zu!«, rief Rohn und streckte sich wild gestikulierend aus dem Fahrzeug.
Die Gesichter der Résistance-Mitglieder waren mit Kohle schwarz gemalt. Schwer bewaffnet kamen sie in geduckter Haltung aus ihrem schützenden Unterschlupf. Claire bellte einer Gruppe Befehle entgegen, die sich daraufhin sofort aufmachte, um an der Pforte die übrigen Männern der Schutzstaffel auszuschalten.
»Warum sind hier so viele Soldaten?«, brüllte Rohn Claire entgegen. Sie war dick eingepackt in den grauen Wintermantel, lediglich ein Schal hing lose herab. Das automatische Gewehr wirkte zu groß für die zierliche Frau. Ein paar Männer versorgten jemanden, der schwer atmend auf dem Boden lag und rasselnd wieder und wieder etwas auf Französisch sagte. Daneben lagen vier Leichen in der Dunkelheit vor der Lagerhalle. Einen Moment hielt Claire inne, die toten Männer nicht aus den Augen lassend. Sie schien mit sich zu kämpfen, hatte nach kurzer Zeit dann doch die Oberhand über ihre Emotionen gewonnen. Schnaubend zuckte sie mit den Schultern, setzte sich auf den Rücksitz des Fahrzeugs. Neben ihr nahm Pascal Platz, einen anderen schweren Rucksack auf den Schoß nehmend. Er reichte Rohn eine MP 40 und mehrere längliche Magazine.
»Spielt keine Rolle«, sagte sie und deutete auf das Bürogebäude. Ihre Stimme war rau, durchzogen von Hass. »Uns rennt die Zeit davon.« Sie schrie den Verbliebenen noch einige Sätze zu, dann setzte sich der Wagen in Bewegung. Bevor sie das Gebäude erreichten, zischten Schüsse aus den Fenstern des mehrstöckigen Baus. Keine vereinzelten Pistolenschüsse, sondern das Rattern von automatischen Waffen. Nikolas fuhr Schlangenlinien und versuchte dadurch den Projektilen kein leichtes Ziel zu bieten, welche dumpf in den Boden vor ihnen aufschlugen.
»Merde! Jemand muss uns verraten haben«, keifte Claire spitz, während sie zurückschoss.
Rohn drehte sein Gesicht zu Nikolas. Dieser schüttelte heftig den Kopf.
»Wollt ihr mich verarschen? Wäre ich sonst hier?«
»Wer sonst hätte es sein können?«, fauchte sie weiter.
»Ich wäre doch sonst nicht hier!«, wiederholte Nikolas lauter.
Während er diese Worte rief, packte ihn eine böse Ahnung. »Martin«, flüsterte er. Diese Worte waren eigentlich nur für ihn selbst gedacht, doch Claire griff den Gedanken sofort auf.
»Der Docteur? Hast du ihm erzählt, was du vorhast?«
Er schüttelte erneut den Kopf, als würde er sich diese Überlegungen nicht erlauben. »Er war einfach dabei, als ich Eriks Frau besuchte … Ich denke nicht … Ich bin mir sicher, dass er nicht …«
»Hätte sich so freikaufen könnten«, warf Rohn ein, ständig die Pistole im Anschlag und ihre Angreifer im Auge behaltend. Unnachgiebig feuerten sie auf die Fenster des Gebäudes, bis Nikolas eine Vollbremsung an einer geschützten Stelle vornahm.
»Er war es nicht, er kann es nicht gewesen sein«, schrie Nikolas, als sie geduckt ausstiegen und Deckung suchten.
Mit den Rücken eng an die Häuserwand gedrängt, eilten sie zum
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