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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Soldaten, die das Terrain sicherten. Es waren keine Kinder, keine Greise, sondern motivierte Männer mit argwöhnischem Blick. Nikolas räusperte sich. »Ich suche Obersturmbannführer Benert!«, schrie er ihnen entgegen. »Ich muss ihn in dringender Angelegenheit sprechen.« Obwohl er selbst nicht glauben wollte, dass er überzeugend wirkte, versuchte er doch geradezustehen und einen schneidigen Ton an den Tag zu legen.
    Mit fragendem Gesichtsausdruck wandte sich der Ranghöchste an ihn. »Benert? Ist mir nicht bekannt. Ist der Herr Obersturmbannführer hier stationiert?«
    »Soll heute eingetroffen sein«, schoss es aus Nikolas heraus.
    Sogar durch die dicken Betonwände konnte er die Detonationen in der Ferne spüren. Die ersten Bomben fielen und es würde nicht mehr lange dauern, bis sie auch hier bersten würden. Leichte Vibrationen hüllten den Raum in eine hauchzarte, weiße Staubschicht. Er stellte er sich vor, wie die Soldaten der Royal Air Force in schwindelerregender Höhe und bei unmenschlichen Temperaturen in ihren Avro-683-Lancastern saßen. Wie sie den behandschuhten Finger auf den Abwurfknopf hielten und konzentriert durch die Zielerkennung starrten – auf sie hier unten starrten.
    »Also, ist er hier?« Nikolas bemerkte, wie ein ziehendes Gefühl seine Beine hochkroch. Er musste sich konzentrieren, damit ihn sein Gesicht nicht entglitt und er die Angst nach draußen trug.
    »Ist es wichtig?«
    »Sehr sogar.«
    »Dann warten Sie hier«, hielt ihn der Mann an und klopfte mit der Faust gegen die Stahltür, die von dem Raum abging. Der Durchgang öffnete sich nach wenigen Sekunden. Auf der anderen Seite warteten eine Handvoll Männer mit automatischen Gewehren. Durch einen eiligen Blick konnte Nikolas erkennen, dass eine Treppe nach oben und eine nach unten in den Schutzraum des Gebäudes führte. Selbst in höchster Gefahr schaffte es der Soldat noch zu grüßen und ging durch die Schleuse. Als die Stahlbarriere wieder in die Halterung fiel, war es wie ein Zeichen, das Rohn aus seiner gespielten Langweile riss. Ohne auch nur den Anflug einer Regung in seinem Gesicht zu zeigen, zog er seine Pistole und drückte ab. Der Soldat hatte nicht einmal die Chance zu bemerken, dass er gerade erschossen wurde. Desinteressiert hatte er den Kopf gesenkt und rieb den Spann seiner Schuhe an der Hose sauber. Die Kugel drang am Haaransatz ein. Nikolas hatte das Gefühl, als klebte das Blut bereits an der nackten Betonwand, als der Klang des Schusses von dem engen Raum schmerzend zurückgeworfen wurde. Als hätte man bei einer Marionette die Fäden durchgeschnitten, klappte der Soldat zusammen. Aus kurzer Entfernung schoss Rohn dem zweiten Mann ins Gesicht. Metallisch klirrte das Projektil gegen die Stahlwand und wurde mit Funkenschlag im Raum herumgeschleudert, sodass Nikolas erschrocken die Arme schützend über seinen Kopf hielt und niederfiel. Er war froh, dass die beiden so zusammengesunken waren, dass man ihre Gesichter nicht sah. Sie lagen nur wenige Armlängen entfernt. Sein Atem war so schnell, dass er Mühe hatte, ihn zu kontrollieren. Schnell breitete sich eine Blutlache von den Männern aus und floss auf ihn zu. Als wäre das Blut giftige Säure, schreckte er zurück, bis er von Rohn wieder auf die Füße gezogen wurde. Seine Beine zitterten, weigerten sich, das Gewicht seines Körpers weiterzutragen, als bräuchten sie eine Pause, das Gesehene zu verarbeiten.
    »Hier, nimm den Rucksack. Wenn sich die Tür öffnet, ziehst du an den beiden Schlaufen und wirfst ihn rein, aber kräftig!«
    Er duldete keinen Widerspruch. Der Feldwebel nahm vor der Stahltür Aufstellung und wies Nikolas an, sich hinter der Barriere zu postieren. Nikolas umklammerte den Rucksack vor seiner Brust wie eine Kostbarkeit, während sein Blick auf den toten Soldaten klebte.
    Geräuschlos öffnete sich die Schleuse.
    »So, meine Herren, ich habe mal nachgefragt …«, weitere Worte konnte der Soldat nicht mehr aussprechen. Nikolas sah nicht, wie er nach hinten fiel. Er konzentrierte sich völlig auf Rohns feuernde Waffe – das Zurückschnellen des Schlittens und das Herausdrücken der Patronenhülsen. Einige Projektile prallten ab und flogen unkoordiniert, sodass Rohn in Deckung ging.
    »Jetzt!«, rief er aus Leibeskräften.
    In einer Bewegung zog Nikolas an den Schlaufen und wuchtete den Rucksack durch die Schleuse. Dann warf er sich gegen das Stahltor und hielt mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft das Drehkreuz fest. Doch

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