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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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hören Sie auf mit diesem Untergrundboss. Ein Hirngespinst, Brandenburg!« Er tippte sich aggressiv mit dem Zeigefinger gegen die Stirn und schmetterte die Worte so laut, dass man sie noch auf der Straße hören müsste. »Dieser Pâquerette existiert nur in Ihrer Fantasie. Die Résistance operiert in kleinen Zellen, voneinander unabhängig und ganz bestimmt nicht geführt von einer mysteriösen Figur. All die Empfehlungen aus Düsseldorf scheinen nicht Ihren Verdiensten, sondern den Verbindungen Ihres Vaters geschuldet zu sein.«
    Er trat noch ein wenig nähern heran, sodass Nikolas seinen Atem auf der Haut spürte. »Und ich bin längst nicht mehr der Einzige, der das so sieht. Von Stülpnagel hat sich nach den Fortschritten in diesem Fall erkundigt und dreimal dürfen Sie raten, was ich ihm melden werde.« Langsam trat Luger zur Seite und brüllte die Soldaten an, das Gebäude zu durchsuchen. Seine Sätze brannten sich in Nikolas’ Gehirn. Carl-Heinrich von Stülpnagel. Der Militärbefehlshaber Frankreichs. Faktisch der Machthaber über Wirtschaft und Verwaltung, nur Berlin verpflichtet. War die Sache bereits so hochgekocht?
    Nikolas nahm seinen Hut ab, fuhr sich über das unrasierte Kinn und die mittellangen dunklen Haare, die sich sofort zu einem Scheitel formten. Einige Momente genoss er den Regen, der gedämpft auf das Dach trommelte. Wie lange hatte er nicht mehr ausschlafen können? Wann hatte er das letzte Mal gegessen? Diese Zelle trieb ihn noch in den Wahnsinn.
    Sein Atem ging schwer, als er sich an den Tisch lehnte und die Soldaten beobachtete, wie sie die Halle durchsuchten. Luger stand etwas abseits und scheuchte die SS-Männer von einer Seite des Raums zur anderen.
    »Herr Hauptsturmführer!«
    Sofort schoss sein Blick zu einem jungen Soldaten, der mit einer Hand eine Karte triumphierend in die Höhe reckte und mit der anderen wieder in die Kiste griff, in der er den Lageplan gefunden hatte. Luger und die anderen Männer stampften auf den Mann zu, die Augen zu Schlitzen verengt.
    »So dumm kann Pâquerette nicht sein. HALT!«
    Zeitverzögert detonierte der Sprengsatz. Die Druckwelle schleuderte Nikolas mehrere Meter nach hinten. Als hätte eine unsichtbare Faust mit voller Wucht gegen seinen Leib geschlagen. Mit einem Mal loderte ein meterhohes Feuer an der Stelle, wo eben noch der junge Soldat gestanden hatte, und erhellte den Raum. Der beißende Rauch war allgegenwärtig. Sengende Hitze durchfuhr seine Glieder. Der Geruch von verkohltem Holz erfüllte die Luft, drang tief in seinen Hals und vermischte sich mit dem unbeschreiblichen Gestank von verbranntem Menschenfleisch. Er öffnete die Augen einen Spaltbreit. Alles verschwamm, nur die tanzenden Flammen drangen in seinen Blick, schwarze Männer im Rot des Feuers.
    Augenblicklich war alle Kälte aus seinem Körper verschwunden und sein Herz pumpte das rauschende Blut durch die Adern. Es verging einige Zeit, bis das Pfeifen in seinen Ohren nachließ und an dessen Stelle die spitzen Schreie der Männer traten.

Kapitel 2
     
    – Eine bröckelnde Illusion –
     
    Nikolas dröhnte der Kopf, während er erschöpft den Schlüssel zu seiner Wohnung umdrehte. Jede Bewegung schmerzte und jedes Geräusch war zu laut. Nach einer kurzen Untersuchung durch die Amtsärzte durfte er gehen. Neben dem Soldaten, der die Explosion ausgelöst hatte, waren noch zwei weitere ihren Verletzungen erlegen. Wie durch ein Wunder hatte Luger überlebt. Nikolas ertappte sich dabei, wie er sich einen anderen Ausgang wünschte, verdrängte den Gedanken aber schnell.
    Die Wohnung im dritten Stock an der Rue Lambiston war hell erleuchtet. Er ließ Hut und Mantel auf den Boden fallen und ging in die Küche. Lisa stand in Büstenhalter und Slip an die Wand gelehnt und aß einen Apfel. Ihre langen blonden Haare waren zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden, der bei jeder ihrer Bewegungen mitwippte. Das schmale Gesicht hatte einen dunklen Teint, als wäre sie jeden Tag in der Sonne. Doch aus ihren hellblauen Augen sprach Kälte.
    »Habe einen Anruf bekommen«, sagte sie ohne vorherige Begrüßung und mit vollem Mund. »Die Ärzte wussten nicht, ob sie dich die Nacht über dabehalten sollen, und haben vorsichtshalber angerufen.«
    Nikolas nickte wortlos. Er wusste, dass sie nicht hier sein wollte. Zumindest nicht mehr. Es war nicht wie damals, in Düsseldorf, als er der herausragende Ermittler war. Sein Vater meinte, dass sie eine gute Partie wäre und er sie bald heiraten sollte.

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