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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Sie hier sind, noch nie Urlaub eingereicht.« Das Zungenschnalzen durchschnitt die Stille, die sich über den Raum gesenkt hatte. »Ich werde das Schriftliche erledigen. Vielleicht könnten wir wirklich ein paar Tage ohne Sie auskommen.«
    Das Spiel war so einfach zu durchschauen. Sollte Luger eben ein paar Tage Spaß haben, es würde nichts ändern. Wenn das der Preis war, so bezahlte Nikolas ihn gern.
    »Danke, Herr Hauptsturmführer.« Du verdammtes Arschloch, setzte er in Gedanken hinzu.
    Mit einer abwertenden Handbewegung wies ihn sein Chef an, das Büro zu verlassen. Gerade als er die Tür schließen wollte, hörte er erneut die tiefe Stimme des Mannes.
    »Als ob das einen Unterschied machen würde …«
     
    Lisa hatte die Nachricht genau so aufgenommen, wie er vermutet hatte. Mit einem Schulterzucken. Sie hatte Erik lediglich ein paar Mal gesehen und nicht sonderlich viel mit ihm geredet. Als sie hingegen erfuhr, dass er von Luger die Genehmigung hatte, ein paar Tage nach Hause zu fahren, huschten ihre Mundwinkel für einen Moment nach oben. Natürlich …
    In euphorischer Vorfreude, dass sie sich nicht mehr die Mühe machen musste, irgendwelche fadenscheinige Ausreden zu erfinden, hatte sie ihn sogar umarmt und ihr herzliches Beileid ausgedrückt. Die erste, wirkliche Berührung seit langer Zeit. Was für einer schrecklichen Maskerade sie sich doch bediente. Und er saß im Publikum dieses Schauspiels und spendete auch noch Beifall. Liebevoll, beinahe warmherzig half sie ihm, den Koffer zu packen, und drückte ihm, als Krönung dieser grotesken Komödie, sogar einen Kuss auf die Wange. Mit jeder Sekunde wurde ihm mehr bewusst: Sie würde sofort Lugers Nummer wählen, sobald er die Wohnung verlassen hatte. Doch noch erschreckender als die Gewissheit, dass seine Verlobte in dieser Nacht Sex mit ihrem Liebhaber genießen würde, war die Erkenntnis, dass es ihm nicht egal war.
    Die Wolken hingen bleigrau und schwer über Paris, als die Uhren zur 15. Stunde schlugen. Dick eingepackte Menschen flanierten über die Straßen oder versuchten dem immer dichter werdenden Verkehr auszuweichen. Doch das interessierte den Kriminalkommissar nicht. Mit den Handschuhen verbissen sich seine Hände in das Lenkrad, während er noch einmal hochsah. Mit jedem Herzschlag wuchs der Hass, bis seine Lippen zu zittern begannen und seine Fingerknöchel schmerzten. Der Zorn schien ihn fast zu erdrücken und lastete schwer auf ihm. Er richtete sich jedoch nicht gegen Lisa, die er hier in dieser Millionenstadt allein ließ, noch nicht einmal gegen Luger, der sich die Möglichkeit nicht entgehen ließ, mit einer wunderbaren Frau zu schlafen. Sondern gegen sich selbst und seine Unfähigkeit, etwas dagegen zu unternehmen. Raubbau an der eigenen Seele. Durch das Fenster konnte er Lisas Silhouette erkennen – mit dem Telefonhörer am Ohr. Trotzdem drehte er den Schlüssel um und ließ den Motor aufheulen.

Kapitel 3
     
    – Eine zufällige Begegnung –
     
    Die Dunkelheit hatte die Stadt bereits in ihrer kühlen Umarmung eingeschlossen, als er in Düsseldorf eintraf. Die ständigen Kontrollen hatten ihn viel Zeit gekostet, doch die Kriminalmarke und sein Ausweis öffneten so manchen Schlagbaum ein wenig zügiger. Wie Paris war auch dieser Landstrich von den Alliierten Bombenangriffen weitestgehend verschont geblieben. Selbst die ›Große Woche‹, diese fünf Tage des Dauerbombardements gegen ausgewählte Rüstungsanlagen im letzten Monat, hatte hier nur wenige Spuren hinterlassen. Straßen waren weiterhin intakt und die Infrastruktur funktionierte. Doch als er von Westen her den Stadtteil Oberkassel passierte und über die Skagerrak-Brücke in die Innenstadt einbog, fragte er sich, wie lange man noch unbehelligt zwischen den beiden Städten pendeln konnte. Als er das Ortsschild las, fuhr ihm ein Schauer über den Rücken, den er abzuschütteln versuchte. Je näher er dem Zentrum kam, desto mehr veränderte sich das Bild. Die würdige Altstadt mit ihren geweißten Fachwerkhäuser, den urigen Brauereien und der rauschenden Straßenbahn, die ihr helles Klingeln über den Markplatz warf, war einem Trümmerfeld gewichen. Der glänzende Dienstwagen wirkte wie ein Fremdkörper, auch wenn viel zu junge Arbeiter der HJ und viel zu dürre BDM-Mädchen den Schutt bereits von der Straße geräumt und mit Aufbauarbeiten begonnen hatten. Fuhr man ein paar Straßen weiter, dorthin, wo keine Bomben gefallen waren, bot sich wiederum ein anderes Bild.

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