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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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nicht schlimm, dass er wieder da ist. Das muss dir keine Sorgen mehr …«
    Zackig schlug Nikolas die Hacken zusammen und legte die Akte auf den Tisch.
    »… ich muss aufhören.« Luger ließ den Hörer sinken. »Brandenburg! Was wollen Sie denn noch?«
    »Herr Hauptsturmführer, ich beantrage dringend die Festnahme von Claire Corbousiere!« Er schrie die Worte fast.
    Luger hatte die Uniformjacke abgelegt und saß auf seinem Schreibtisch. Das weiße Hemd hatte er aufgeknöpft und die Hosenträger von seinen Schultern gleiten lassen. Etliche Brusthaare quollen aus dem Ausschnitt. Auch er sah erschöpft aus. »Warum?«
    »Sie hat Informationen, die für den Fall von höchster Bedeutung sein könnten.«
    »Brandenburg, hören Sie auf damit! Es gibt keinen Fall mehr! Rohn ist der Fall, und der sitzt unten und wird in wenigen Stunden nach Berlin gebracht. Außerdem …« Sein Chef machte eine lange Pause und ließ sich ächzend auf den Stuhl fallen. »… Außerdem habe ich die Observation abbrechen lassen. Dachten Sie allen Ernstes, dass ich bei dem Personalmangel – den Sie übrigens mit verursacht haben –, eine kleine Französin beschatten lasse? Wachen Sie auf, wir haben wichtigere Aufgaben.«
    Du dummer, bornierter Vollidiot!
    Ohne sich abzumelden, rauschte Nikolas aus dem Büro. Seine Gedanken überschlugen sich. Er brauchte Zeit, um nachzudenken. Viel Zeit. Doch die hatte er nicht. Sein Blick fiel durch das Fenster. Er sah hinab, auf das Viertel und die Weite der Pariser Stadt. Bis zum Horizont konnte er die langen mehrstöckigen Gebäude erkennen. Von dem im Mondlicht schimmernden Häusern setzten sich nur die gelblichen Punkte in den Fenstern ab. Menschen, die nicht schlafen konnten oder wollten. Er öffnete das Fenster für einen Moment und sog die eisige Luft in sich hinein. Die Blätter rauschten im aufkommenden Wind. Er hatte Lust auf eine Zigarette, widerstand jedoch der Sucht. Irgendwo hinter diesen verwinkelten Häusern, zwischen den unzähligen Menschen, irgendwo war Claire, diese zierliche Französin, und sie wusste etwas. Aber es gab nur einen Mann, der ihn zu ihr führen konnte. Nikolas öffnete den ersten Knopf seines Hemdes und löste die Krawatte. Wie weit bist du bereit zu gehen? Es hing alles zusammen – irgendwie. Sein Verstand spielte ihm für einen Moment einen Streich, als er in der spiegelnden Fläche des Fensters das Antlitz Eriks erkannte.
    Wie weit bist du bereit zu gehen?
     
    Rohn saß noch immer stoisch auf seinem Stuhl und befühlte das zugeschwollene Auge. Die gröbsten Stellen des geronnenen Blutes hatte er weggewischt, sodass sein hartes Kinn und das wuchtige Gesicht jetzt besser sichtbar waren.
    »Und, Herr Kommissar? Was darf es sein? Die Uhr tickt.«
    Nikolas versuchte, sein Zittern zu verbergen. Mit gefalteten Händen setzte er sich ihm gegenüber. »Sie führen mich direkt zum Versteck von Claire Corbousiere und dafür bekommen Sie Ihre Freiheit. Das ist das Angebot?«
    »Genau, das ist es. Ich schaffe es allerdings nicht ohne dich. Du musst mir den kürzesten Weg aus diesem Gebäude zeigen. Bring mich einfach hier raus und den Rest erledige ich.«
    »Und wenn wir hier raus sind, was gibt mir die Sicherheit, dass Sie mich nicht am nächsten Baum aufknüpfen?«, entgegnete Nikolas nervös.
    »Du hast keine Garantie. Genau wie ich. Wer sagt mir, dass du mich nicht einfach über den Haufen schießt, wenn ich dich zu ihr geführt habe?« Der Mann breitete die Hände aus. »Berufsrisiko.«
    »Nehmen wir an, dass ich auf das Angebot eingehe. Wie wollen Sie hier rauskommen?«
    Er grinste schelmisch. »Das lass mal meine Sorge sein.«
    Nikolas atmete tief ein und seine Unterlippe begann zu zittern.
    Wie weit bist du bereit zu gehen?

Kapitel 9
     
    – Der dunkle Hauch –
     
    Aufgeregt schlug Nikolas gegen die Tür. »Wachen! Wachen!«
    Mit dem Gewehr im Anschlag und wachsamen Augen öffneten die Männer.
    »Schnell, helfen Sie mir«, schrie Nikolas, an der Grenze zur Hysterie. »Er blutete auf einmal aus den Ohren, dann ist er umgekippt. Holen Sie einen Arzt!«
    Der Soldat zögerte.
    »Was ist los, wollen Sie, dass der Mann hier krepiert, bevor wir ihn nach Berlin ausliefen können? Denken Sie daran, was das Oberkommando mit uns macht!«
    Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Einer der Männer hetzte sofort auf den Gang, sodass Nikolas seine Schritte bald nur mehr gedämpft wahrnahm.
    »Los, helfen Sie mir, ihn gerade hinzulegen«, verlangte Nikolas. Er hatte Rohn an

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