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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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mehrmals schlugen Projektile auf dem Boden vor ihm ein und Funken blitzten auf. Er gab auf und hechtete zurück hinter die schützende Wand.
    Nachdem sie die letzten Schüssen aus ihrem Magazin abgefeuert hatte, wurde Claire von Pascal in den Wagen gezogen. Sofort gab der Franzose Gas und schoss über die Straße. Claires wildes Fluchen war noch Momente später zu hören.
    Gerade rechtzeitig schaffte es das Fahrzeug in eine Seitenstraße, bis auch diese von Mannschaftswagen gesperrt wurde. Nikolas sah, dass die Schützen weiterhin feuerten, dann blickte er hastig zu Martin.
    Dieser hatte die Hände erhoben und lugte halb aus der Deckung den haltenden Transportern entgegen. »Ich bin deutscher Arzt und wurde entführt!«, rief er aufgeregt und wedelte dabei mit den Armen.
    Obwohl es sich nicht richtig anfühlte, wusste Nikolas, dass sein Freund das einzig Logische tat. Es gab keine andere Möglichkeit, aus der ganzen Sache noch lebend herauszukommen. Doch warum rumorte in seinem Inneren nun die Stimme des Verrates? Warum zog sein Gewissen an ihm wie ein Ertrinkender, der nach Rettung gierte und sich händeringend an etwas festhalten musste? Warum fühlte es sich so falsch an, als er aus der Deckung kroch und langsam auf die Männer zuschritt?
    Er biss die Zähne zusammen und quälte sich auf die Beine. Schnell waren die Wehrmachtssoldaten von den Transportern abgestiegen. Befehle peitschten über die Straße. Mit gesenktem Kopf streckte auch Nikolas seine Arme in die Höhe.
    »Ich wurde entführt«, schrie er den Männern entgegen. »Gut, dass Sie da sind«, sagte er danach leiser.
    Es klang nicht aufrichtig. Eher wie ein notwendiges Übel. Wie eine Phrase, die man sagt, aber etwas anderes denkt. Eine Unwahrheit. Eine Lüge.
    Der eisige Atem des Sturms hatte ihm jegliches Gefühl aus seinen Ohren getrieben. Doch auch wenn sein Gesicht schmerzte; es war nichts gegen die Angst, die in ihm aufsteig, als er das Klacken der Repetierverschlüsse vernahm und die Soldaten die Läufe auf sie richteten.

Kapitel 12
     
    – Auf der anderen Seite des Tisches –
     
    Im Verhörraum gab es keine Uhren. Die Zeit war hier relativ, eine nicht messbare Einheit. Draußen konnte sie vorbeifliegen, wie ein Blatt vom Wind getragen. Doch hier, auf der Avenue Foch, dem Herzen der Gestapo in Paris, war sie so wertlos wie die Marke, die ihn als Kriminalkommissar auswies. Draußen konnte es noch hell oder bereits dunkel sein, er wusste es nicht und es war ihm auch gleichgültig, sollte er recht mit seiner Vermutung haben. Sie hatten ihm seine Waffe abgenommen, hatten ihn aber zu seiner Erleichterung nicht nackt in eine Zelle gesperrt. Vielleicht ein kleines Zugeständnis, weil seine Schuld noch nicht bewiesen war. Als ob die SS jemals auf solche Details geachtet hätte, dachte er und lehnte sich zurück.
    Den Mantel, in dem der metallische Zylinder steckte, hatte er bei der Durchsuchung abgeben müssen.
    Zitternd kauerte er vor dem Tisch. Sein Atem war sichtbar. Mit nachdenklicher Miene fuhr er mit den Fingern über die Handschellen, die seine Arme auf dem Rücken fesselten. Seine Handgelenke brannten fürchterlich, es mussten sich bereits rote Striemen gebildet haben.
    Als Luger die Tür aufriss, schrak er zusammen. »Ah, der Herr Kriminalkommissar Brandenburg. Eine Freude, Sie zu sehen!« Tatsächlich strahlte er über das ganze Gesicht. Sein Spitzbart franste an den Wangen mittlerweile aus, doch er wirkte frisch und ausgeruht. »Willkommen zu Hause.« Dann setzte er sich ihm gegenüber. »Ich glaube nicht, dass ich Hilfe brauche …«, sagte er zu den Soldaten, die ihm gefolgt waren. Luger musterte Nikolas abfällig von oben bis unten, bevor er fortfuhr: »Nicht bei dem hier. Immerhin haben Sie sich von einem inhaftierten Mörder und Deserteur überwältigen lassen. Obwohl er gefesselt und eigentlich außer Gefecht war.« Luger schlug die Beine übereinander, suchte sich einen Punkt im Raum, den er gedankenverloren fixierte. »Ich muss schon sagen, Sie haben mir eine Menge Probleme bereitet. War nicht einfach, Berlin zu erklären, dass er geflohen ist.«
    Federnd stand er auf, ging um den Tisch herum und legte gutherzig lächelnd die Hand auf Nikolas’ Schulter. »Aber nach etlichen Anrufen, in denen viele wüste Beschimpfungen fielen, haben wir das alles geklärt.« Jetzt grinste er hämisch. »Alles halb so schlimm. Es hätte mich ja nur meinen KOPF KOSTEN KÖNNEN!«
    Mit diesen Worten donnerte er seine Faust in Nikolas’ Gesicht.

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