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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Kraftlos sackte dieser zusammen und fiel vom Stuhl. Nikolas konnte die pulsierende Ader und das bebende Gesicht des Mannes nur noch aus einem Auge erkennen, als jener sich auf ihn stürzte und ihn auf den Tisch wuchtete. Das scharfe Metall der Handschellen schmerzte unter dem Gewicht, das nun auf seinen Händen lag. Luger drückte seinen Hals so heftig zu, dass er schon nach wenigen Sekunden Blitze vor seinen Augen tanzen sah. Ihre Gesichter trennten nur noch wenige Zentimeter.
    »Jahrelang krieche ich Menschen in den Arsch, so tief, dass ich bereits in ihrem Magen bin«, fauchte Luger und spuckte ihm ins Gesicht. »Ich habe leider keinen Vater, der mich mal eben vor allem beschützt, der mich mal eben in den Kriminaldienst reinbringt. Nein, ich musste bluten. Wissen Sie, was mein Vater von Beruf ist?« Er hielt Nikolas immer noch fest, brüllte nun aus Leibeskräften: »Schuhmacher! Ein Taugenichts, der es nicht einmal geschafft hat, sich und seine Kinder mit einem kleinen Laden über Wasser zu halten!«
    Lugers Griff war aus Stein und sein Gesicht verschwamm mehr und mehr vor Nikolas.
    »Ich musste mich hocharbeiteten, vom kleinen Bullen im Sicherheitsdienst, bis ich endlich hier angelangt war. Ich konnte mir keine wunderschöne Verlobte leisten, keine opulente Feier mit kleinen Köstlichkeiten.« Der Wahnsinn selbst schien nun aus seinen feuchten Augen zu sprechen.
    Nikolas hatte Mühe zu reden, presste die Worte dennoch hervor. Luger war ein Pulverfass und er zündete die Lunte. »Klassisches Kompensationsverhalten. Was kann ich dafür, dass Ihr Papi Sie zu wenig in den Arm genommen hat?«
    Mit einem markerschütternden Schrei riss Luger ihn vom Tisch und schleuderte ihn gegen die Wand. Beim Aufprall meinte Nikolas, das Bewusstsein zu verlieren. Röchelnd lag er auf der Seite und spürte, wie Blut über seine Handgelenke floss. Es wurde zunehmend finster vor seinen Augen.
    In wilder Raserei trat Luger immer wieder auf ihn ein. Nikolas konnte nicht sagen, wann er endlich erschöpft von ihm abließ.
    Kurz stand Luger einfach nur da und sog heftig atmend Luft durch seine aufeinandergepressten Zähne. »Verstehen Sie denn nicht, Brandenburg? Dies ist meine Chance!«, keuchte er. Bebend breitete er die Arme aus und blickte durch den Raum. »Dies alles hier. Der Krieg ist für mich die Möglichkeit zu jemandem zu werden, der Sie leicht hätten sein können. Er ist die einzige Möglichkeit für mich, es zu etwas zu bringen. Und was machen Sie? Sie werfen dieses Geschenk weg wie ein Mädchen, dessen sie überdrüssig sind!« Luger sah in an wie einen Aussätzigen. »Wissen Sie, ich habe nichts gegen die Franzosen, gegen die Tommys, noch nicht einmal gegen die Russen oder die Juden. Wären es Schwarze, die es umzusiedeln gilt, würde ich es machen oder Menschen mit roten Haaren oder Greise. Sie sind für mich Mittel zum Zweck. Aber das ist Ihnen egal. Was läuft falsch bei Ihnen, Brandenburg? Sie wollten diese Widerstandszelle gar nicht festnehmen, oder? Sie waren von Anfang an mit dabei. Haben Rohn hier rausgebracht und dann mit dem Feind paktiert.«
    Erneut packte er Nikolas am Hemd um hievte ihn auf den Stuhl, dabei rissen mehrere Knöpfe ab. Schallend gab Luger ihm eine Ohrfeige.
    Für Sekunden brannten die Blicke der beiden aufeinander, schließlich schlug Luger die Hände über seinem Kopf zusammen und atmete tief durch. Als wäre er wieder zur Besinnung gekommen, tätschelte er Nikolas’ Wange und schob seine Krawatte zurecht. Seine Lippen berührten nun beinahe Nikolas’ Ohr. Seine Stimme war leise, fast schon bittend. »Sagen Sie es mir. Warum die Résistance? Warum dieser Feldwebel? Warum hassen Sie mich so? Ist Ihnen langweilig, wollten Sie mal ein Abenteuer erleben? Mal gucken, wie es ist, sich gegen den Vater aufzulehnen?«
    Nikolas schwieg. Der metallische Geschmack von Blut füllte seinen Mund.
    Langsam stand Luger auf. »Erst werden Sie als Verräter gebrandmarkt, dann hole ich mir Rohn und danach diese Zelle. Wissen Sie, wie man im alten Rom mit jemandem wie Ihnen umging?« Lugers Augen leuchteten auf. Diese Allmacht, diese Entscheidung über Leben und Tod, dies alles schien ihn in einen Rausch zu versetzten. Er hatte sichtlich Freude, über diese Thematik zu referieren. »Besonders verhasste Personen, also Verräter, wie Sie es sind, wurden aus den Annalen getilgt. Damnatio memoriae, eine Verdammung des Andenkens. Nichts wird mehr von Ihnen übrig bleiben. Alles, was Ihr Vater schuf, wird mit Ihnen

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