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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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äh …«
    »Blöd?«, sekundiere ich hilfsbereit.
    Er guckt zerknirscht. »Ja, nachdem ich so blöd zu dir war.«
    »Das hast
du
jetzt gesagt«, erwidere ich. Großmut, dein Name ist Stella Wundermann!
    »Nee, war ja so«, gibt er in beschämtem Tonfall zurück. »Weiß auch nicht, was mich da geritten hat.«
    »Das ließe ja darauf schließen, dass dich was geritten hat und du sonst nicht so bist?«, frage ich mit gespieltem Erstaunen nach.
    Er zuckt mit den Schultern. »Ja, das heißt … nein. Für mich ist die Situation natürlich auch doof«, gibt er zu. »Wir sind doch alle ziemlich nervös und fragen uns, wie es jetzt weitergeht.«
    »Ja«, seufze ich. »Vor allem diese Woche in der Lüneburger Heide. Was uns da wohl erwartet?«
    »Och«, sagt Martin, »ich glaube, das könnte ganz lustig werden. David hat manchmal schon verrückte Ideen, aber er ist echt ein Netter.«
    »Tja, warten wir’s ab.« Eine Zeitlang schweigen wir beide, zumal ich auch wirklich nicht weiß, was ich sagen soll. Fürs Erste bin ich schon zufrieden damit, dass Martin Stichler sich offenbar wie ein normaler Mensch benehmen kann, das reicht mir schon. Plötzlich habe ich wieder das Bild vor Augen, wie er brüllend und mit wedelnden Armen dem Abschleppwagen nachrennt, und muss prusten.
    »Was ist?«, will er wissen.
    »Ach, gar nichts.« Wieder schweigen wir und lauschen dem Regen, der auf die Windschutzscheibe pladdert.
    »Ich mach mal Musik«, entscheidet Martin unvermittelt, und ehe ich es verhindern kann, hat er schon meine Anlage eingeschaltet. Sofort erklingt Tims Stimme.
    »He, lass das!«, pampe ich ihn an und schalte wieder aus.
    »Wieso denn?«, fragt Martin erstaunt. »War doch ganz nett! Wer ist das denn?«
    »Kennste nicht«, gebe ich knapp zurück.
    »Eine Neuentdeckung von dir?«
    »Geht dich nichts an.« Das kommt fast gefaucht.
    Wenn er seine rechte Augenbraue noch weiter hochzieht, kann ich ihm mit meinem Kajal
Volltrottel
darunterschreiben, ohne in die Nähe des Auges zu kommen. »Du weißt schon, dass wir derzeit keine Verträge abschließen dürfen, oder?«
    Ich steige so energisch in die Eisen, dass Martin im Sitz nach vorn fliegt und einen erschrockenen Laut von sich gibt, als der Sicherheitsgurt ihn unsanft festhält.
    »Pass auf«, schnauze ich ihn an, »ich fahre dich jetzt zu deinem Auto. Das mache ich, weil sich das so gehört. Aber Finger weg von meinem CD -Player, okay?«
    »Okay!« Wie vorhin im Flughafen hebt er beschwichtigend die Hände. »Ist ja schon gut, beruhig dich mal wieder!«
    »Das war jetzt auch nicht so gemeint«, gebe ich mich schließlich so versöhnlich, wie es mir möglich ist, und werfe ihm einen schnellen Seitenblick zu. »Ja, das ist eine Neuentdeckung von mir. Und ich bin da halt ein bisschen eigen.«
    »Wäre mir jetzt gar nicht aufgefallen, dass du eigen bist«, antwortet Martin, aber da ist keine Ironie in seiner Stimme und kein versteckter Angriff, sondern eher so etwas wie … Verständnis? Dazu lächelt er mich so freundlich an, wie ich es ihm überhaupt nicht zugetraut hätte. Unglaublich! Der hat auch ein Grübchen wie Tim, allerdings in der rechten Wange.
    »Nicht wieder frech werden!«, ermahne ich ihn spaßhaft.
    »Aye, aye«, meint er und salutiert mit gespielt ernsthaftem Gesichtsausdruck. »Werde mich ab sofort benehmen, Sir! Äh, Ma’am!«
     
    Zehn Minuten später erreichen wir den Autoknast. Es ist ein riesiges Areal, hinter hohen Stacheldrahtzäunen stehen Hunderte von Fahrzeugen, die darauf warten, von ihren Besitzern ausgelöst zu werden. Einige davon sehen allerdings schon so schrottreif aus, dass ich mich frage, ob sie überhaupt so viel wert sind, wie der Aufenthalt in diesem beschaulichen Etablissement ihren Halter kostet. Würde wetten, das ein oder andere Gefährt wird hier seine letzte Ruhe finden.
    Ich folge Martin in den bungalowähnlichen Bau, in dem sich die Mitarbeiter vom Autoknast hinter Panzerglas verschanzen, um sich vor wild gewordenen Cholerikern zu schützen. Wie ein armer Sünder im Büßergewand tritt Martin an das Fenster mit der Sprechanlage heran, äußert sein Anliegen und legt seinen Fahrzeugschein vor.
    »Jau«, teilt ihm ein Mittvierziger in gedehntem Norddeutsch mit, »der iss gerade ers’ reingekommen, steht noch vorn inne ersten Reihe. Da kommt denn zusätzlich zu die Abschleppkosten abba noch das Bußgeld mit drauf, nech? Das kriegen Sie denn midder Post zugestellt.«
    Martin nickt ergeben und legt seine EC-Karte in die

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