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. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

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Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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stimmen. Und genau das würde er beweisen. London lag schließlich keine hundert Kilometer entfernt.
    Er ging zu Strange, und der Superintendent erklärte sich, wenn auch widerstrebend, bereit, ihn bei der gerichtlichen Untersuchung wegen Baines’ Tod zu vertreten.
    Anschließend rief er Lewis an und sagte ihm, ohne weitere Erläuterungen zu geben, er müsse nach London. Der Sergeant bot ihm an, am nächsten Tag wieder zum Dienst zu erscheinen – wenn er gebraucht würde. Und Morse antwortete ihm mit schwacher Stimme, ja, er denke schon.
     
     

Kapitel Dreiunddreißig
     
    Anschmiegsames Modell f ü r gehobene Ansprüche erwa r tet Ihren Besuch
    Zeitungsannonce
     
    Yvonne Baker war ausgesprochen hübsch und attraktiv. Sie wohnte allein in einem Hochhausapartment in der Bethune Road in Stoke Newington. Die Wohnung hätte für ihren Geschmack ruhig etwas luxuriöser sein dürfen, und die Gegend war ihr eigentlich nicht zentral genug – aber bis zur U-Bahn-Station Manor House in der Seven Sisters Road waren es zu Fuß nur ungefähr zehn Minuten, und die Fahrzeit nach London hinein betrug nicht einmal eine halbe Stunde. Die geschmackvolle und teure Einrichtung des Apartments legte den Schluß nahe, daß Miss Baker über nicht unerhebliche Geldmittel verfügen mußte. Ob sie diese ausschließlich aus ihrer beruflichen Tätigkeit als Verkäuferin in der Kosmetikabteilung eines exklusiven Kaufhauses in der Oxford Street bezog oder daneben noch über andere Einnahmequellen verfügte, mag dahingestellt bleiben.
    An diesem Samstag lag sie gegen halb sieben in ihrem eleganten rosa Morgenmantel, die langen, schlanken Beine angezogen, entspannt auf ihrer seidenen Bettdecke und lackierte sich in aller Ruhe die Fingernägel. Der Lack war von einem ekligen Grüngrau. Sie dachte an den vor ihr liegenden Abend. Das Problem bei diesen Pyjama-Parties war, daß es immer einige Gäste gab, die sich entgegen der Verabredung unter ihren Nachthemden bzw. Schlafanzügen doch etwas angezogen hatten. Damit war natürlich die ganze Spannung futsch! Aber sie würde sich den Spaß nicht verderben lassen. Die anderen Mädchen trugen bestimmt BHs und Höschen – sie nicht. Ein leichter Schauer freudiger Erwartung lief über ihren Körper, als sie daran dachte, wie es sein würde, zu tanzen und dabei deutlich zu spüren, wie sie die Männer, die sie im Arm hielten, erregte. Und dann das prickelnde Gefühl, mit nichts als einem Pyjama bekleidet zu sein. So verrucht und erotisch!
    Sie hob ihre linke Hand und besah sich mit kritischem Blick die frisch lackierten Nägel, gab ein paar Tropfen der Flüssigkeit auf einen Wattebausch und rieb das Grün wieder herunter. Unlackiert sahen die Nägel besser aus. Sie stand auf, streifte den Morgenmantel ab und holte aus einer Schublade ihres Kleiderschranks vorsichtig einen blaßgrünen Pyjama heraus, zog ihn an und knöpfte die Jacke zu. Sie trat vor den großen Spiegel und betrachtete sich. Obwohl die Männer, die sie kannte, mit Komplimenten für ihren geschmeidigen, biegsamen Körper nicht sparten, war sie doch selbst ihre größte Bewundererin. Sie warf den Kopf in den Nacken und begann, sich das lange blonde Haar zu bürsten. Um halb acht wurde sie abgeholt. Sie warf einen Blick auf den Wecker neben ihrem Nachttisch. Erst Viertel vor sieben. Noch reichlich Zeit. Sie ging ins Wohnzimmer, legte eine Platte auf und zündete sich eine Zigarette an.
    Fünf Minuten später klingelte es an der Tür, und ihr erster Gedanke war, daß der Wecker wieder einmal nachgehe. Nun, um so besser, da brauchte sie nicht länger hier herumzusitzen und zu warten. Sie ging mit schnellen Schritten zur Tür und öffnete sie schwungvoll. Das strahlende Lächeln auf ihren Lippen erstarb. Sie hatte den Mann, der da sehr steif und förmlich vor ihr stand, noch nie gesehen. Er schien schon etwas älter zu sein und sah aus, als sei er schlecht gelaunt.
    Nach einer kleinen verlegenen Pause begrüßte sie ihn mit einem etwas schwächlichen »Hallo«.
    »Miss Baker?« Sie nickte. »Chief Inspector Morse. Wenn Sie erlauben, würde ich gern hereinkommen und mich mit Ihnen unterhalten.«
    »Ja, natürlich.« Während sie die Tür schloß, erschien auf ihrer Stirn eine kleine besorgte Falte. Was wollte er von ihr?
    Er erläuterte den Grund für seinen Besuch, und sie dachte irritiert, daß er der erste Mann war, der von ihren Reizen keinerlei Notiz zu nehmen schien. Und dabei waren ihre Rundungen und Kurven unter dem Stoff des

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