. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen
Wohnung vorbeifahren, um ein paar Sachen einzupacken. In diesem Fall würde Lewis ihn sich schnappen.
Lewis winkte sich ein Taxi heran, und Morse ging mit etwas schlechtem Gewissen zurück zum Penthouse .
»Noch eine Karte«, verlangte er unwirsch. Wieder ging er den düsteren Korridor entlang. Der Zwerg warf ihm einen überraschten Blick zu, hütete sich aber, etwas zu sagen. Morse erkannte bei seinem Eintritt die ›Sinnliche Susi‹, die oben auf der Bühne gerade ihre letzten Hüllen fallen ließ. Nicht schlecht. Aber worauf er wartete, war das Mädchen mit der Maske …
Um vier Uhr saßen sie sich in der Imbißstube gegenüber.
»Woher kanntest du Valerie Taylor?«
»Wir waren zusammen an derselben Schule.«
»Warst du ihr Freund?«
» Einer ihrer Freunde.«
»So eine war sie also?« Maguire mochte sich dazu offenbar nicht äußern. »Was wollte Inspector Ainley von dir?«
»Das wissen Sie doch.«
»Hast du davon gehört, daß er an dem Tag, an dem er mit dir gesprochen hat, abends auf der Rückfahrt bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist?«
»Nein, das wußte ich nicht.«
»Ich habe dich eben gefragt, weswegen Inspector Ainley mit dir sprechen wollte. Ich warte noch auf eine Antwort.«
»Aus demselben Grund wie Sie, nehme ich an.«
»Er hat dich nach Valerie gefragt?« Maguire nickte, und Morse hatte das Gefühl, als atme er aus irgendeinem Grund auf, so als habe er eben erfolgreich eine gefährliche Klippe umschifft. Nur daß Morse sich keiner Untiefe bewußt gewesen war. »Was hast du ihm erzählt?«
»Was soll ich ihm schon groß erzählt haben. Ich habe doch schon vor zwei Jahren alles gesagt, was ich wußte. Sie haben mich sogar ein Protokoll unterschreiben lassen.«
»Und du hast damals also alles gesagt?«
»Klar. Ich hatte doch nichts zu verbergen. Es stand ja auch von vornherein fest, daß ich mit der Sache nichts zu tun haben konnte. Ich war ja den ganzen Tag in der Schule, falls Sie sich an meine Aussage erinnern.« Er wurde schon wieder frech.
Jetzt fiel es Morse wieder ein. Er hätte sich ohrfeigen können, daß er sie nicht im Wortlaut dabeihatte. Maguire hatte angegeben, in der Schule gegessen und anschließend den ganzen Nachmittag über Kricket gespielt zu haben. Morse hatte den Eindruck gehabt, als sei er nur eine Randfigur gewesen. Was er vielleicht auch tatsächlich war. Aber warum, warum bloß war Ainley dann extra seinetwegen nach London gefahren – nach all der Zeit? Dafür mußte es doch einen Grund geben. Einen wichtigen Grund. Morse trank den letzten Rest seines Kaffees aus, der inzwischen kalt geworden war. Er war ziemlich ratlos. Die Komödie, die er heute morgen bei Mrs. Gibbs aufgeführt hatte, erschien ihm im nachhinein reichlich lächerlich. Wenn mehr nicht dabei herauskam, hätte er sich wirklich orthodoxerer Methoden bedienen können. Vielleicht sollte er sich das sowieso mal angewöhnen. Immerhin – er hatte noch ein paar Trumpfkarten, die auszuspielen sich möglicherweise lohnte. Man konnte nie wissen. Worauf es ankam, war, das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken und den geeigneten Augenblick abzupassen.
»Also, ich gebe dir noch eine letzte Chance, Maguire, herauszurücken mit dem, was du weißt …«
»Aber wenn ich Ihnen doch sage …«
»Also eins möchte ich noch mal klarstellen«, sagte Morse, »ich bin wegen Valerie Taylor hier. Und zwar ausschließlich. Gewisse Dinge, auf die ich so nebenbei stoße – darüber ließe sich hinwegsehen …« Er ließ das so im Raum stehen. Der Junge schien unmerklich zusammenzuzucken.
»Was für andere Dinge? Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
»Wir haben uns heute morgen mal in deinem Zimmer umgesehen.«
»Na und?«
»Wir haben uns auch ein bißchen mit Mrs. Gibbs unterhalten. Sehr aufschlußreich. War nicht besonders gut auf dich zu sprechen.«
»Blöde alte Kuh!«
»Aber es war gar nicht nötig, uns viel zu erzählen. Wir haben ja Augen im Kopf.«
»Na, da bin ich ja mal gespannt, was Sie da wohl gesehen haben. Nun sagen Sie’s schon, hören Sie auf, wie die Katze um den heißen Brei herumzuschleichen.«
»Wie lange nimmst du schon Drogen?«
Das saß. »Was für Drogen?« Es war nur noch ein Rückzugsgefecht.
»Hörst du nicht zu? Ich habe dir doch gesagt, daß wir in deiner Wohnung waren.«
»Und da haben Sie etwas Hasch gefunden, nehme ich an. Als ob das heute noch schlimm wäre. Fast alle Leute, die ich kenne, haben zu Hause irgendwo ein Piece rumliegen.«
»Aber nicht
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