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Wurzeln

Wurzeln

Titel: Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Haley
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Hahnenzüchter, die keine eigene Farm haben, Masser? Ich meine, welche, die überhaupt kein Land bebauen, sondern nur Hühner züchten?«
    »Hm, nicht daß ich wüßte – höchstens welche von den geleckten Affen aus der Stadt, aber ich hab noch von keinem gehört, der so viele Vögel hätte, daß man ihn einen professionellen Hahnenkämpfer nennen könnte.« Er dachte kurz nach. »In Wirklichkeit ist es gewöhnlich so: je mehr Kampfhähne, desto größer die Plantage – zum Beispiel die von Mr. Jewett, wo du dich rumgetrieben hast.«
    Hühner-George hätte sich ohrfeigen mögen, daß er dem Masser diese Angriffsfläche geboten hatte, und beeilte sich, den Schaden gutzumachen. »War seitdem nicht mehr dort, Masser.«
    Nach einer Pause fragte Masser Lea: »Hast irgendwo anders ’ne Schnecke gefunden, was?«
    Hühner-George zögerte ein wenig, bevor er antwortete: »Ich treib mich nicht mehr rum, Masser«, womit er eine glatte Lüge vermied.
    Masser Lea zeigte sich skeptisch. »Ein großer, strammer zwanzigjähriger Bock wie du? Junge, erzähl mir doch nicht, daß du nachts nicht rumschleichst und den Miezen auflauerst. Ich könnte dich ja glatt als Zuchtbullen vermieten! Wetten, das würde dir Spaß machen?« Der Masser streifte ihn mit einem lüsternen Blick. »Ein guter Freund hat mir erzählt, daß die schwarzen Miezen richtig wild drauf sind – na, jetzt sag mal ehrlich, Junge, ist das wahr?«
    Hühner-George dachte an den Masser und seine Mammy. Innerlich kochte er, doch antwortete er bedächtig, fast kühl: »Kann schon sein, Masser …« Und dann entgegenkommender: »Ich kenn nicht so viele …«
    »Na schön, okay, du willst nicht zugeben, daß du nachts verschwindest, aber ich weiß, daß du’s tust, und ich weiß, wohin du gehst und wie oft du gehst. Ich will nicht, daß eine Straßenpatrouille dich abknallt, wie es dem Heger von Mr. Jewett passiert ist, darum will ich dir sagen, was ich tun werde, Junge. Wenn wir zurückkommen, stell ich dir einen Passierschein aus, damit du jede Nacht den Miezen nachsteigen kannst, wenn du willst! Hätte nie gedacht, daß ich das für einen Nigger tun würde.«
    Masser Lea runzelte die Stirn, um seine Verlegenheit zu verbergen. »Aber eines will ich dir noch sagen: Wenn du Unfug treibst, bei Tagesanbruch nicht zurück bist oder deine Arbeit nicht ordentlich machst, oder wenn ich erfahre, daß du wieder bei Jewett auf der Plantage warst oder sonst was tust, das du nicht sollst, reiß ich das Papier in Stücke und dich gleich dazu. Hast du kapiert?«
    Hühner-George konnte es nicht glauben. »Das ist wirklich gut von Euch, Masser! Ich dank Euch sehr, wirklich!«
    Masser Lea winkte mit großer Geste ab. »Schon recht, ich bin nicht der Bösewicht, als den ihr Nigger mich immer hinstellt. Du kannst überall erzählen, daß ich einen Nigger anständig behandle, wenn ich Lust habe.« Wieder erschien das lüsterne Grinsen auf seinem Gesicht. »Na, wie steht’s mit diesen geilen schwarzen Schnecken, Junge? Wie viele kannst du in einer Nacht besteigen?«
    Hühner-George krümmte sich. »Ich sag doch, ich kenn nicht so viele …« Masser Lea schien das nicht zu hören. »Man hat mir erzählt, daß viele Weiße es mit Niggerweibern treiben. Du weißt, daß das stimmt, nicht wahr, Junge?«
    »Hab davon gehört«, antwortete Hühner-George und versuchte krampfhaft, nicht daran zu denken, daß er mit seinem eigenen Vater sprach. Abgesehen von dem, was sich auf den Plantagen abspielte, gab es in Burlington, Greensboro und Durham »Häuser«, von denen nur im Flüsterton gesprochen wurde und die für gewöhnlich von freien schwarzen Frauen betrieben wurden. George wußte das. Weiße Männer zahlten dort zwischen fünfzig Cents und einem Dollar für das Vergnügen, Niggerfrauen jeglicher Hautfarbe – von pechschwarz bis fast weiß – zu beschlafen.
    »Teufel noch mal«, drängte der Masser, »wir sitzen hier allein miteinander auf dem Bock und reden ganz unter uns. Nach dem, was ich so höre, sind es zwar Niggerweiber, aber eben doch Weiber. Da gibt’s welche, die einem Mann ganz offen zeigen, daß es ihnen genausoviel Spaß macht wie ihm, welche, die richtig geil sind und nicht immerzu jammern, weil sie sich nicht wohl fühlen und weil ihnen dies nicht paßt und das nicht paßt.« Er sah Hühner-George erwartungsvoll an. »Ich kenn da einen, der hat mir erzählt, ihr Niggerjungen könnt von den schwarzen Pussys gar nicht genug bekommen; geht’s dir auch so?«
    »Masser, nein,

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