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Wurzeln

Wurzeln

Titel: Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Haley
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schlug im Takt dazu eine afrikanische Trommel, und die übrigen stellten sich in einer Reihe auf. Die nackten Männer, Frauen und Kinder starrten sie entgeistert an. Die toubobs schlangen ein Seil um ihre Knöchel, was sie den nackten Männern an der Kette ähnlich machte. Sodann fingen sie an, grinsend im Takt der Trommelschläge und nach der Musik des pfeifenden Balgs zu tanzen. Offenbar war dies eine Aufforderung an die Männer in Ketten, ihrem Beispiel zu folgen, denn als die Gefangenen wie versteinert stehenblieben, verfinsterten sich die Mienen der toubobs , und sie griffen nach den Peitschen.
    »Tanzt!« rief die älteste der Frauen plötzlich auf Mandinka. Sie mochte so viele Regen alt sein wie Kuntas Mutter Binta. Vorspringend begann sie selbst zu tanzen; die anderen Frauen und die Kinder taten es ihr gleich, gehorsam ihrem auffordernden Blick. »Tanzt und tötet toubobs !« kreischte sie. Dabei warf sie den nackten Männern funkelnde Blicke zu und bewegte sich wie ein tanzender Krieger. Als ihnen der Sinn dieser Worte aufging, raffte sich ein zusammengekettetes Männerpaar nach dem anderen zu schwerfälligem Gehüpfe auf, und die Ketten rasselten auf den Planken. Kunta sah das Durcheinander hüpfender Füße, und er spürte, wie seine Beine unter ihm nachgaben. Sein Atem ging keuchend. Nun fielen die Frauen in den Gesang der Ältesten ein. Das Lied klang lustig, doch die Worte, die sie sangen, erzählten davon, wie die abscheulichen toubobs allnächtlich die Frauen mißbrauchten. »Toubob fa!« (Tötet toubob ) sangen sie lachend. Die nackten hüpfenden Männer fielen ein: »Toubob fa!« Dazu lachten sogar die toubobs , und einige klatschten vor Vergnügen in die Hände.
    Kunta zitterten die Knie, und seine Kehle krampfte sich zusammen, als er den kleinen untersetzten, weißhaarigen toubob näher kommen sah, dazu den großen mit dem zernarbten Gesicht, der dabeigewesen war, als Kunta untersucht, geschlagen, gewürgt und gebrandmarkt wurde, bevor man ihn hierherbrachte. Die anderen Gefangenen bemerkten diese beiden ebenfalls, und plötzlich trat Stille ein. Man hörte nur noch das Flattern der Tücher zwischen den Pfosten. Selbst die übrigen toubobs waren beim Erscheinen dieser beiden verstummt.
    Der Große scheuchte alle toubobs grob von den Angeketteten fort. An seinem Gürtel baumelte ein Ring mit kleinen, glänzenden Dingern, die, wie Kunta gesehen hatte, Hand- und Fußschellen öffneten. Der Weißhaarige trat unter die nackten Gefangenen und betrachtete ihre Körper eingehend. Sah er schwärende Peitschenstriemen, eiternde Rattenbisse oder Brandwunden, schmierte er Salbe darauf, die ihm der Große in einem Gefäß reichte. Der Große streute auch selber gelbliches Pulver aus einem Behälter auf Hand- und Fußgelenke, die unter den eisernen Schellen eine kränklich-graue Farbe angenommen hatten. Kunta hätte sich vor Angst und Wut gern vor den beiden verkrochen, doch da war der Weißhaarige schon bei ihm und strich Fett auf die nässenden Wunden, und der Große bestreute ihm Fußknöchel und Handgelenke mit dem gelblichen Pulver; keiner von ihnen schien zu wissen, wer Kunta war.
    Plötzlich stießen toubobs erregte Rufe aus. Eine der mit Kunta auf den großen Kahn gebrachten Frauen rannte wild zwischen den überraschten Wachen hin und her. Als man sich auf sie stürzen und nach ihr greifen wollte, sprang sie schreiend über den Zaun am Rand des großen Kahns ins Meer. Der Weißhaarige und der große toubob droschen heftig fluchend auf diejenigen ein, die dem Mädchen nachgerannt waren und es hatten entwischen lassen, was den Aufruhr noch vermehrte.
    Oben, zwischen den Tüchern, wurde wild gestikuliert und aufs Wasser gezeigt. Als die Gefangenen in diese Richtung blickten, sahen sie die im Wasser treibende Frau und nicht weit davon zwei dunkle Flossen. Ein markerschütternder Schrei, ein Schäumen und Strampeln, und zurück blieb nur roter Schaum. Zum erstenmal knallten keine Peitschen, als die von Grauen erfüllten Gefangenen in den dunklen Bauch des großen Kahns zurückgetrieben und an ihre Plätze gekettet wurden. Kunta dröhnte der Kopf. Nach der frischen Seeluft war der Gestank noch ärger als zuvor, nach dem hellen Tageslicht der dunkle Raum noch dunkler. Als es bald darauf zu rumoren anfing, in einiger Entfernung, sagte ihm sein inzwischen geübtes Ohr, daß die toubobs jetzt die verängstigten Gefangenen aus dem Raum unter seinem nach oben trieben.
    Nach einer Weile hörte er an seinem rechten

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