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www.traummann-gesucht.komm!

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Titel: www.traummann-gesucht.komm! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Cach
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und allmählich verwunderte es mich nicht mehr so sehr, dass ich Mom tatsächlich noch lebend und das Haus frei von Schmutz, Feuer und gigantischen Mayonnaise-Krügen vorfand.
    „Sicher ziemlich hart für Sie“, sagte Robert.
    Ich zuckte die Achseln. „Fast bin ich schon dran gewöhnt. Sonderbar, nicht?“
    „Ich schätze, das muss man wohl mit der Zeit“, sagte er.
    „Vermutlich.“
    Mit jedem Tag hatte ich mich in der Tat mehr daran gewöhnt, doch in unbedachten Momenten drang meine Angst um Mom wieder an die Oberfläche und drohte, mich zu überwältigen. Es war, als warteten im Unterbewusstsein riesige Reserven an Kummer und Leid nur auf ihre Gelegenheit zum Ausbruch, gleich einem konfusen Gefühls-Geysir.
    Und damit nicht genug: Alles, was in irgendwie sentimentaler oder emotionaler Weise mit Müttern oder mit Tod zu tun hatte, trieb mir nunmehr die Tränen in die Augen, wo ich vorher mit trockenem Zynismus reagiert hätte. Songs, Filme, Grußkarten, und, und, und – unter Garantie fiel mich das heulende Elend an. Zumindest aber war ich nicht so tief gesunken, auch bei Fernsehwerbespots zu flennen. Noch nicht. Gott sei Dank.
    „In ‘ner Viertelstunde mache ich Mittag“, sagte Robert. „Wollen wir etwas zusammen essen? Einfach so … unter Freunden?“
    Mir fiel ein, wie ich ihm das letzte Mal aus vorgeblicher Eile einen Korb gegeben und er mich dann beim Zeitunglesen im Atrium erwischt hatte. Ich brachte es nicht übers Herz, mich als Zicke aufzuführen und ihn schon wieder abzuweisen, zumal er sich bei jedem meiner Besuche so mitfühlend nach meiner Mom erkundigte.
    „Sicher, warum nicht. Ich mache ‘nen Schaufensterbummel, bis Sie so weit sind.“
    „Prima!“
    Also marschierte ich los, schnüffelte an Kosmetikproben in „Victoria’s Secret“, stöberte durch den Ständer mit den Angeboten, stets auf der Suche nach jenem zauberhaften Fünfdollarnachthemdchen, in dem ich nicht so wirkte, als hätte ich einen Hängebusen oder einen dicken Po. Der Boden unter dem kreisrunden Gestell war übersät von zerknautschten Dessous, als wären die Bodys und Hemden in selbstmörderischer Absicht von ihren Bügeln gehopst, um ein für alle Mal dem unwürdigen Ramschwarenstatus ein Ende zu setzen.
    Ich wollte einen lavendelgrauen Shorty-Pyjama aus einem Satin-Seide-Gemisch vor dem drohenden Aus bewahren – Schnäppchenmarkt? Wühltisch oder Restetruhe, wo man ihm die Etiketten abriss und seine Identität auslöschte? –, doch ach, schon bedeutete mir die Uhr, dass Robert wartete.
    Er stand neben dem Springbrunnen im Zentrum des Atriums, als ich aus der Ladenpassage auftauchte. „Na, angeln Sie nach Essensgeld?“ fragte ich.
    „Oder nach Parkmünzen. Glauben Sie ja nicht, es hätte noch keiner von uns gemacht, die wir hier vor den Öffnungszeiten aufkreuzen.“
    „Parken Sie etwa auf der Straße?“ fragte ich und übernahm damit die Gesprächsführung, während wir den Weg zum unterirdischen Gourmet-Center einschlugen.
    „Nein, normalerweise nehme ich den Bus. Ich wohne am südlichen Stadtrand, Barbur Road. Kommt billiger, das Auto stehen zu lassen.“
    Zumindest war er motorisiert. Immerhin etwas.
    Er roch nach Rasierwasser, und ich kam mir etwas unbehaglich vor, so außerhalb des Ladens und an seiner Seite, als wären wir wirklich gute Bekannte. Sein Gang war schlurfend und behäbig, und er war groß – größer als Scott. Groß genug, dass ich mich klein und zu kurz geraten fühlte, aber nicht im positiven Sinne. Sollte ich ihn jemals umarmen, würde ich mit dem Kopf genau gegen seine schwammigen Brustpartien stoßen.
    „Wir treffen uns dann wieder hier“, sagte ich bei Erreichen der Restaurant-Zone. Die Mittagszeit war schon so weit fortgeschritten, dass die große Masse der Besuche bereits in ihre Büros zurückgekehrt war, und die meisten Tische waren frei.
    „Nee, Augenblick, ich hab Sie eingeladen! Lassen Sie mich das holen!“
    Ich winkte ab und wandte mich zum Gehen. „Ach was, schon in Ordnung“, widersprach ich. Das Gefühl, ihm verpflichtet zu sein, wollte ich vermeiden.
    „Ich kriege Rabatt …“, rief er hinter mir her.
    Ich tat so, als höre ich ihn nicht, und hastete um den Kreis der fliegenden Händler herum, denn ich wollte mich nicht umschauen und sehen, wie er einsam und verlassen vor dem erleuchteten Hintergrund einer Pizza-Vitrine stand.
    Obschon Pizza nicht schlecht gewesen wäre. Stattdessen entschied ich mich für ein Sandwich mit Truthahnfleisch und Provolone aus

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