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ein Mist! Ist ihr schon mal passiert, so was. Da hat ihr Ex sie hintergangen. Begeistert wird sie nicht sein.“ Ich funkelte Robert wütend an. Dabei dachte ich gar nicht an ihn.
Ich dachte vielmehr an Jack. An den Jack mit dem Keanu-Reeves-Gesicht und der akustischen Gitarre, der schlaksigen Figur und den langen Haaren. Jack, wie er mit diesen weißen, leicht schräg stehenden Zähnen lächelte und so tat, als sei er gar nicht der Schweinehund, als der er sich in Wirklichkeit entpuppte.
Ein Bild eigentlich, das eine Beleidigung der Spezies Hund darstellte, die weit mehr Treue an den Tag legte als ein gewisser Jack Fogarty.
„Vielleicht ist es ja ganz anders, als es scheint …“ versuchte Robert, brach allerdings mitten im Satz ab, als er sich selbst hörte.
„Aber klar doch! Mann, so ein Dreckskerl! Wie kann man so was nur machen?“
Robert zog eine Schulter hoch. „So schlimm ist es ja nun auch wieder nicht. Kommt halt vor.“
Meine Augen verengten sich. „‚Kommt halt vor‘?“
„Ist ja nicht so, als wäre er mit einer von beiden verlobt.“
„Und das macht es weniger mies?“
„Nein, das nicht, aber wir wollen doch nicht so tun, als hätte er ein Gelübde gebrochen. Es passiert eben. Wahrscheinlich konnte er sich zwischen den beiden nicht entscheiden.“
Mein zweiter Eindruck von Robert als liebenswürdigem Pauker in spe zerbrach in Scherben, die sich scheppernd im Nichts verloren. „Das finden Sie alles halb so wild?“
„Vielleicht hätte er etwas deutlicher ausdrücken sollen, dass Ihre Freundin keine Exklusivrechte hat. Wahrscheinlich hat er das gar nicht so hoch aufgehängt. Kommt vor. Ist halt einer, der erst lernen muss, wo’s langgeht.“
Sollte das hier die männliche Version von vorurteilsfreiem Mitgefühl darstellen? Glaubte er etwa, er verhalte sich fair und menschlich?
Vernünftig
gar?
Mit einem Schlag war mir der Spaß an Roberts Gegenwart vergangen. Ich glättete einige der Servietten aus meinem üppigen Vorrat, wickelte mein Truthahnsandwich hinein – es hatte immerhin sechs Dollar fünfzig gekostet – und stand auf.
„Wo wollen Sie denn hin?“ fragte Robert mit überraschter Fistelstimme. „Gehen Sie etwa schon?“
„Jawohl“, sagte ich und schnappte mir meine Handtasche.
„Wieso das denn?“
Ich sah ihm geradewegs in sein pausbackiges Gesicht.
„Soll vorkommen“, sagte ich.
Den Rest des Sandwiches verspeiste ich im Auto, bekleckerte mir das Hemd sowie die Flächen um den Fahrersitz dabei mit Salat- und Truthahnkrümeln und grübelte die ganze Zeit darüber nach, wie sehr sich Cassie wohl aufregen würde. Gleichzeitig zerbrach ich mir den Kopf über all die weisen Tantentipps aus einschlägigen Zeitschriftenkolumnen, in denen nie eindeutige Schlüsse gezogen würden im Bezug auf die Frage, ob man es einer Freundin denn nun beibiegen sollte oder nicht, wenn der Partner sie betrog.
Mein Instinkt gebot mir, es ihr zu sagen. Im Clinch mit diesem Gebot lag der Wunsch, sie nicht zu verletzen.
Vielleicht konnte ich Jack ja unterjubeln, dass ich Bescheid wusste, und ihn zum nötigen Schritt veranlassen. Durchaus eine Möglichkeit, doch mir war klar, an irgendeinem Punkt flog mir die Sache dennoch um die Ohren. Cassie erzählte mir bestimmt, dass es aus und vorbei war mit Jack, und dann, nach Ablauf von zwei, drei Wochen oder Monaten, bewies eine unbedacht gemachte Bemerkung womöglich, dass mir der Seitensprung früher bekannt gewesen war als ihr selbst, und wie sollte sie sich da fühlen? Von mir hintergangen. Allein und ohne Freundin.
Dabei sollten Freundinnen doch diejenigen sein, die zu einem hielten, wenn die Männer sich als Schweine erwiesen.
In der Gegenwart zu lügen, das fiel mir nicht schwer. Die Zukunft indes wars, die ich nicht in den Griff bekam.
Ich musste mit jemandem darüber reden, bevor ich eine Aktion startete, die einzig und allein auf einem Gefühl beruhte. Ich war stinksauer auf Jack, wütender noch, als ich auf einen Typen gewesen wäre, wenn der mir das Gleiche angetan hätte.
Hat man sich mit jemandem eingelassen, dann findet man sich mit allem möglichen Käse ab, weil man auf den Fortbestand der Beziehung hofft.
Ist es aber die Freundin, der übel mitgespielt wurde, dann lässt man keinerlei mildernde Umstände zu und hasst diesen Typen, bei dem man sowieso von Anfang an der Meinung war, er sei gar nicht gut genug für sie.
Um 15 Uhr fuhr ich zu einem Termin bei Joanne. Nach drei Ehemännern schien sie für die Frage nach dem
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