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Wyler, Leana

Wyler, Leana

Titel: Wyler, Leana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: letzte Tür links (German Edition) Nottingham Castle
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und vergaß für einen Moment seine Wut.
    „Ich höre”, presste er hervor.
    „Es ist ganz einfach. Und ich werde nie verstehen, warum du nicht selbst auf derartige Dinge zurückgreifst. Offenbar reicht dein Verstand dafür nicht aus.”
    Dann schwieg sie. Mit einem zufriedenen Gesicht.
    Er kannte dieses Spielchen bereits, sie wollte ihn wieder betteln sehen, das war ihm klar. Manchmal verspürte er wahrlich ein starkes Verlangen, ihr mit seinen eigenen Händen den dürren Hals umzudrehen. Aber sie war seine Mutter, also würde er sich im Zaum halten.
    „Wärest du so gütig, mir deinen sicher wohlüberlegten Plan zu verraten”, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und drückte dabei seine Fingernägel in die Handflächen.
    „Zieh dich erst einmal ordentlich an, du läufst immer noch halb nackt herum, weil dich diese Hure in ihren Fängen hatte.”
    „Das ist doch jetzt wirklich unwichtig.”
    „Ich bestehe darauf!” Sie funkelte ihn mit kalten Augen an.
    Eadric blieb nichts anderes übrig als zu gehorchen. Er ging in sein Schlafgemach, schlüpfte in ein frisches Obergewand und kehrte nach nebenan zurück. Dort setzte er sich schließlich an den Tisch, damit er auf gleicher Höhe war wie seine Mutter. Sie schabte in aller Seelenruhe mit dem Fingernagel an der Armlehne ihres Gefährts herum, als gäbe es nichts Wichtigeres zu tun.
    Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf die Tischplatte.
    „Mutter!”, entfuhr es Eadric irgendwann.
    Endlich hob sie den Kopf und sah ihn an. „Ich werde schnellstmöglichst die Vermählung mit Marian in die Wege leiten. Und du wirst umgehend an den Hof gelangen, wenn du Sir John das richtige Geschenk übergibst.”
    „Nämlich?”
    „Den Kopf des lang gesuchten Robin von Locksley”, sagte sie in einem so nebensächlichen Tonfall, als spräche sie von einem bestickten Taschentuch. Eadric wusste, dass dies nicht nur ein wortreicher Vergleich war. Sie würde tatsächlich den blutigen Schädel dieses Verbrechers einpacken lassen und Sir John auf einem Silbertablett servieren.
    „Und wie soll ich deiner geschätzten Meinung nach an seinen Kopf kommen?”, fragte er und goss sich einen Kelch Wein ein.
    „Schick deine Männer in die Dörfer. Und lass sie alle Kinder und Frauen einsammeln. Die steckst du in die Kerker und jeden Tag lässt du fünf davon hinrichten. Fang mit den Kindern an. Ich versichere dir, Locksley wird hier auf dem Castle anrücken, du musst deine Soldaten nicht einmal in den Wald schicken.”
    Selbstzufrieden grinsend lehnte sie sich zurück.
    „Bist du völlig von Sinnen?”
    Entsetzt starrte Eadric sie an. Er konnte nicht glauben, was sie ihm da vorschlug. „Das kann doch nicht dein Ernst sein!”
    Natürlich wusste er, dass sie kein Mitleid kannte. Dass ihr menschliche Regungen ganz generell fremd waren. Und er selbst war nun wirklich nicht zartbesaitet. Aber Herrgott nochmal, unschuldige Kinder und Frauen hinrichten lassen?
    „Es muss einen anderen Weg geben”, stellte er klar.
    „Du weißt genauso gut wie ich, dass deine Männer schon seit Monaten erfolglos hinter diesem Robin Hood-Gesindel her sind. Da gibt es nichts zu zögern.” Ihre Stimme war kalt wie Eisen.
    „Keine Kinder!” Eadric schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „In meinem Castle werden keine Kinder aufgehängt! Schluss!”
    „Verfluchter Esel!” Sie rollte mit ihrem Stuhl näher heran, die Augen zu gefährlichen Schlitzen verengt. „Die Bälger bringen dir Locksley, dazu eine Ehe mit Marian und die Gunst von Sir John!” Sie wurde immer lauter.
    „Das ist mir egal!“, erwiderte er.
    Ihm war heiß geworden. Zu lange schon ließ er sich von ihr vorschreiben, wie er die Grafschaft zu führen hatte. Und nicht immer war er mit ihrer skrupellosen Art einverstanden gewesen. Doch nun ging sie endgültig zu weit! Er würde ihrem Plan folgen und einige der Bauern gefangen nehmen, aber sie keinesfalls abschlachten, da konnte sie herumtoben, wie sie wollte.
    Sie beugte sich nach vorne, bebend vor Zorn, packte ihn am Ärmel und schrie ihn an. „Wir haben unser Leben lang darauf hingearbeitet, an den Hof zu kommen. Was scheren uns da ein paar Rotzlöffel. Der Hof, Eadric, der Hof!”
    „Das ist dein Traum, nicht meiner”, spie er ihr entgegen. Und stockte. Erst in diesem Moment wurde ihm bewusst, dass dies der Wahrheit entsprach. Er hatte gar keine Bestrebungen nach höfischem Getue und königlichem Speichellecken. Hier in Nottingham war er sein eigener

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