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Wyler, Leana

Wyler, Leana

Titel: Wyler, Leana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: letzte Tür links (German Edition) Nottingham Castle
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hielt den Atem an. Sie stand immer noch in der Mauernische neben der Tür, hatte die Arme um ihren Oberkörper geschlungen und zitterte am ganzen Leib. Voll Entsetzen hatte sie hier im Gang die Unterhaltung zwischen dem Sheriff und seiner Mutter mitangehört. Nun war diese mitsamt ihrem Gefährt herausgekommen, hatte nach einem Diener gerufen, der sofort aus der Richtung der Würfelrunde angestürmt gekommen war, und sich in ihrem östlichen Flügel schieben lassen. Mit wild klopfendem Herzen hatte sich Susannah an die Mauer gepresst, aber zum Glück hatte niemand in den hinteren Teil des Ganges gesehen.
    Nun war die Gelegenheit günstig, sie musste schnell das Castle verlassen, bevor sie am Ende noch Lady Nottingham über den Weg lief. Oder irgendjemand sonst sich wunderte, warum sie sich hier herumdrückte. Aber ihre Füße weigerten sich starrsinnig, sich in Bewegung zu setzen.
    Aus den Gemächern des Sheriffs drang plötzlich seine Stimme heraus.
    „Du verdammte Ausgeburt der Hölle!”, brüllte er. Und dann hörte es sich an, als würde ein Möbelstück zerschmettert. Dazu der Schrei wie der eines wilden Tiers, welcher ihr durch Mark und Bein ging.
    „Schnell, lauf weg” , flüsterte die Vernunft Susannah ins Ohr. Aber irgendeine andere Macht befahl ihrer Hand, sich auf den Türgriff zu legen.
    Ganz langsam öffnete sie diese einen Spalt. Da sah sie, dass Nottingham an der gegenüberliegenden Wand stand. Abgebrochene Stuhlbeine und eine zersplitterte Lehne lagen zu seinen Füßen verstreut. Er selbst schlug mit beiden Fäusten auf die Mauer ein, Blut lief über seine Unterarme. Susannah dachte nicht nach, sie stürmte auf ihn zu und packte seine Hände.
    „Hört auf, bitte, Ihr seid schon verletzt!”, rief sie und hielt seine Arme fest. Erst versuchte er, diese wegzureißen, aber dann gab er plötzlich nach. Flach legte er die geschundenen Hände an die Mauer, wo sie dunkle Flecken hinterließen. Er lehnte seine Stirn an die Wand, seine Schultern hoben und senkten sich im schnellen Rhythmus seines Atems. Er sprach kein Wort und sah sie auch nicht an. Susannah legte ihm ihre Hand auf den Rücken.
    „Lasst mich Euch verbinden, Herr”, flüsterte sie.
    Er fuhr herum, blickte sie an. Die dunklen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, die Augen flackerten, er war bleich.
    „Wo kommst du plötzlich her?”, fragte er.
    „Ich habe vor der Tür gewartet.”
    „Und alles mitangehört?”
    Susannah zögerte mit der Antwort. Unterschrieb sie ihr eigenes Todesurteil, wenn sie die Wahrheit sagte? Aber sie war viel zu aufgewühlt, um sich so geschwind eine Lüge auszudenken.
    „Ja, Sire”
    Er musterte sie lange. Ein Schleier lag über seinen grünen Augen. „Dann weißt du, dass ich kein Sire bin”, sprach er mit einer Stimme, die so matt klang, als wäre er völlig erschöpft.
    „Gebt mir Eure Hände”, sagte sie und riss zwei Streifen ihres Unterkleides ab. Damit verband sie notdürftig die blutenden Wunden an seinen Handwurzeln.
    „Setzt Euch doch.” Sie schob ihn zum Tisch, drückte ihn auf einen Stuhl und schenkte ihm einen Becher Wasser ein. Auch sie nahm am Tisch Platz. Er sah sie die ganze Zeit an.
    „Warum tust du das?”, wollte er wissen, „Warum bist du hier?”
    Sie versuchte ein kleines Lächeln. „Weil Ihr jetzt nicht allein sein solltet. Und ich sehe hier keinen anderen Freund.”
    Nottingham lehnte sich am Stuhl an und schloss für einen Moment die Augen. Susannah betrachtete ihn. Die strenge Falte auf seiner Stirn, die markanten Gesichtszüge, den weichen Mund. Seine Schultern hingen herunter, jegliche Körperspannung war aus seinem Leib gewichen. Er wirkte wie ein gebrochener Mann. Und ungemein verletzlich.
    Seine gesamte Welt war aus den Angeln gehoben worden, von einem Moment auf den anderen. Sie konnte nicht annähernd erahnen, wie er sich fühlen musste.
    „Erzählt mir von der Amme. Cecelya hieß sie, richtig?”, bat sie ihn.
    Er öffnete die Augen. Seine Stimme war noch dunkler als gewöhnlich, als er antwortete.
    „Ja, so ist es. Die gute alte Cecelya.”
    Ein sarkastischer Unterton schlich sich in seine Erwiderung. „Kein Wunder, dass sie mich so hegte und pflegte, war ich doch ihr eigenes Kind. Das man ihr weggenommen hatte.”
    Ob er lieber bei Cecelya aufgewachsen wäre?, überlegte Susannah. Aber ein Leben in Armut, bei einer einfachen Amme – das konnte er sich bestimmt gar nicht ausmalen.
    „Eure Mutter”, begann Susannah und verbesserte sich schnell, „ich meine,

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