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Wyler, Leana

Wyler, Leana

Titel: Wyler, Leana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: letzte Tür links (German Edition) Nottingham Castle
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überlebst?”
    Natürlich war er aufgesprungen, hatte sie gepackt, lachend übers ganze Gesicht, während sie sich weiter mit dem Tuch wehrte, ebenfalls kichernd. Dann seine Küsse, auf Wange, Stirn, Mund, seine Hände in ihren Haaren, sein fester Körper nah an ihrem…
    Halt!
    Susannah bekreuzigte sich schnell. Sie hatte ganz vergessen, dass sie in der Kirche war! Stumm seufzte sie. Sie vermisste ihn. Schon lange. Nicht nur ihn als Mensch, auch seine Zärtlichkeit, sein Begehren.
    Ob er ihr von dort oben zusah? Was würde er wohl denken über seine Frau, die sich auf dieses Spiel mit dem Herrn über Nottingham Castle einließ?
    Nun ja, ein richtiger Mann würde sie jetzt sicher nicht als Ehefrau haben wollen. Die Hoffnung darauf hatte sie schon vor langer Zeit aufgegeben. Viel zu frei denkend war sie, zu eigenständig. Zu sehr gewöhnt, ihr eigenes Leben zu führen und sich nach niemandem richten zu müssen. Wer mochte so jemanden schon …
    Immer mehr Menschen fanden sich in der Kirche ein. Susannah stand auf und suchte sich einen Platz in einer der hinteren Reihen. Gleich würde die Messe beginnen.
    Als die Eingangstür aufgestoßen wurde, fuhren alle Köpfe herum. Der Sheriff schritt herein, im prunkvollen Gewand und flankiert von zwei Soldaten, die nicht einmal den Anstand besaßen, ihre Waffen vor den Türen des Gotteshauses niederzulegen. Aber selbstverständlich wagte es nicht mal der Priester, ihn für dieses ungebührende Verhalten zu rügen. Mit stolz erhobenem Haupt marschierte er nach vorne, um sich in der ersten Reihe niederzulassen.
    Susannah zog die Stirn in Falten. Als ob dieser Kerl an irgendetwas glauben würde! Er wollte natürlich nur bei der Bevölkerung den Eindruck erwecken, ein gottesfürchtiger Mann zu sein, genauso wie es der geliebte König Richard war. Außerdem konnte es sich kein Herrscher leisten, die Kirche gegen sich aufzubringen. Sie war überzeugt davon, dass er sich bei der Kollekte äußerst großzügig zeigen würde, möglichst so, dass alle Leute um ihn herum mitbekamen, wie viel er in den Klingelbeutel warf. Susannah schüttelte angewidert den Kopf. Sie war heilfroh, dass er sie nicht gesehen hatte in der Menschenmenge.
    Beim Verlassen der Kirche zog sie ihre Haube weit ins Gesicht und machte einen großen Bogen um ihn und seine Gefolgsleute. Lieber unauffällig verschwinden. Sie hoffte immer noch, dass die Angst vor seiner Mutter ihn davon abhielt, sie weiterhin aufs Castle zu bestellen.

    Auf dem Weg zurück legte sie einen Halt im Haus von Anne ein, denn sie hatte dem Mädchen etwas mitzuteilen. Anne hatte inzwischen ihre rosige Gesichtsfarbe zurückgewonnen, aber ein Lächeln wollte noch immer nicht auf ihrem Gesicht erscheinen.
    Susannah setzte sich an den einfachen Holztisch. „Ich komme mit guten Nachrichten, Anne! Mein Vater kennt einen Werkzeugmacher in Bridgewater, der sucht eine Hilfe im Haushalt. Was denkst du?”
    Das Mädchen sah sie einen Moment schweigend an, die Augen weit aufgerissen. „Ich kann weg von hier? Weg vom Castle?”
    „Ja!” Susannah nickte. „Er ist ein netter Mann, ich habe ihn kennengelernt. Er wird dich ganz bestimmt gut behandeln und du bist dort auf jeden Fall in Sicherheit.“
    Anne sprang auf und fiel ihr um den Hals.
Susannah lachte. „Ist schon gut, du erwürgst mich ja!“
Das Mädchen setzte sich wieder und rieb aufgeregt die Hände aneinander. Ihre Wangen glühten.
    „Kann ich da bald hin? Und ich muss nie mehr zurück in diese fürchterliche Burg dort oben?”
    Bei den letzten Worten hatten ihre Augen einen angstvollen Ausdruck angenommen.
    Susannah legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. „Es ist alles in Ordnung. Er dort oben wird dir nie mehr etwas tun.”
Anne strahlte. Zum ersten Mal seit Langem. „Ich bin so froh!“, rief sie. „So schlimm kann eine andere Arbeit gar nicht sein. Hauptsache, ich laufe ihm nicht mehr über den Weg. Oder seiner Mutter.”
    „Du kennst sie?” Susannah selbst hatte die Frau noch nie vorher gesehen, weder in der Kirche, noch bei irgendwelchen Turnieren oder ähnlichen Großereignissen auf dem Castle.
    „Sie ist mir unheimlich. Eine ganz seltsame Frau, lässt sich mit einem Stuhl durch die Gänge schieben. Ich hatte immer eine Gänsehaut, wenn ich das Ding auf dem Boden herumkratzen hörte. Aber mehr, weil die Frau so böse Augen hat.” Anne schüttelte sich.
    „Die Lady zeigt sich aber nie in der Öffentlichkeit.”
    Das Mädchen nickte. „Sie lebt sehr zurückgezogen, ich

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