Wyrm. Secret Evolution
Erscheinung. Für den Bruchteil einer Sekunde verfestigte sich das Gewusel zu einer Gestalt, deren Form sich auf die Schnelle mit bloÃem Auge jedoch nicht einfangen lieÃ.
Das Bild auf dem Monitor flackerte, und fast schien es Tom so, als würde etwas aus diesem herauskriechen wollen, das die Grenzen seiner Vorstellungskraft sprengte. Obwohl er sich bei diesem Anblick innerlich vor Ekel wand, war es ihm unmöglich, den Blick von diesem Grauen zu lösen.
Renegard sprang vom Stuhl hoch und streckte seine Brust hervor, als ob er einen Befehl brüllen wollte. Doch da erlosch das Bild bereits wieder. Ãbrig blieb nur ein beiÃender Geruch, der sich rasend schnell im Raum auszubreiten begann â¦
Renegard wirbelte zu den Technikern herum. »Ich brauche die Helmkamera auf dem Schirm! Aber schnell!«
»Sofort.« Einer seiner Männer beugte sich vor â und schreckte zurück, kaum dass er die gewünschte Verbindung hergestellt hatte.
Ein schrecklicher Schrei brachte die Lautsprecher zum Klirren, und auf dem Bildschirm war eine völlig verwackelte Szene zu erahnen, die Tom das Blut in den Adern gefrieren lieÃ.
07
Jetzt sprang auch Tom von seinem Stuhl auf und machte einen hilflosen Schritt auf den Bildschirm zu. Susan stieà einen erstickten Laut aus, während einer der Techniker zurücktaumelte, als hätte er einen Schlag in die Magengrube erhalten. Nur Renegard blieb wie angewurzelt stehen und blickte konzentriert auf den Monitor, der nun in grausamer Deutlichkeit eine Szene zeigte, die geeignet war, sich für immer in Toms Unterbewusstsein zu graben.
Bislang hatten die Helmkameras der beiden Männer des Suchtrupps nur verwackelte, undeutliche Bilder übertragen. Das war jetzt anders. Gestochen scharf war zu sehen, wie Carlsons am Boden liegender Körper von Hagen energisch gepackt und hochgezogen wurde in eine sitzende Position, angelehnt an eine der Tunnelwände. Carlsons Gesicht war aschfahl, seine Augen weit aufgerissen, die Atemmaske baumelte wie ein archaisches Relikt vor seiner Brust.
Und seine linke Körperhälfte triefte vor Blut. Die wasserfeste Jacke war ansonsten unversehrt â sah man einmal davon ab, dass der linke Ãrmel abgerissen war.
Und mit ihm der komplette Arm.
»O mein Gott«, stöhnte Susan auf.
Die Helmkamera schwenkte ein Stück nach rechts, als ihr Träger den Kopf wandte, weiter hinein in den halb verschütteten Gang. Zwei Gestalten hockten dort, ein Junge und ein Mädchen, aneinandergelehnt, blass und erschöpft. Ihre Gesichter waren von Ruà verschmiert und von den Strapazen ihrer Flucht aus dem brennenden U-Bahn-Tunnel gekennzeichnet.
»Das â¦Â«, Susan schluchzte auf, »das sind doch nur dieser Nico und diese Jana. Aber wo ist nun endlich mein Robbie?!«
Den letzten Satz hatte sie geschrien, und zwar so laut, dass selbst Renegard zusammenzuckte. Aber vielleicht wurde diese Reaktion auch dadurch ausgelöst, dass Hagens Helmkamera jetzt nur noch in Teilbereichen klare Bilder zeigte. Vom Boden, dort, wo Geröll und Schutt wie von einer Meereswoge herangespült alles bedeckten, zog etwas auf, das man auf den ersten Blick für dichten Rauch hätte halten können.
Tom konnte nicht genau erkennen, was es war. Aber das, was er sah, reichte aus, dass sich sein Magen zusammenkrampfte. Es war ein unruhiges Hin und Her, ein Wuseln wie in dem Keller seiner Eltern, als er dort vor einigen Jahren zum Ausfegen eine FuÃmatte hochgenommen hatte. Darunter hatte es von übereinander verschlungenen Maden gewimmelt. Ein ekelhafter Anblick, bei dem er sich fast erbrochen hätte.
Ein Krachen aus den Lautsprechern riss ihn aus seinen Gedanken, und dann war Hagen zu hören. »Wir â¦Â«, es rauschte in der Ãbertragung, »â¦Â Hilfe ⦠Schnell ⦠Abseilen ⦠Rettungshubschrauber â¦Â«
Renegard nickte grimmig. »Sie haben den Mann gehört«, donnerte er. »Die anderen Männer von Hagens Trupp müssen da runter. Sofort. Und fordern Sie einen Rettungshubschrauber an.«
*
Maya konnte sich nicht daran erinnern, schon jemals zuvor so aufgewühlt gewesen zu sein wie jetzt. Oben, vom Dach des Hauses, auf das sie mit einem gewagten Sprung übergesetzt hatte, hatte sie einen guten Ãberblick auf die Einsturzstelle gehabt. Und das, was sie anschlieÃend von dort beobachtet hatte, hatte ihr einen fast tödlichen
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