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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schrecken versetzt.
    Unter einer riesigen Dreckwolke, die von dem Licht der auf sie gerichteten Scheinwerfer nur unvollkommen durchdrungen wurde, war jede Menge Geröll in die hässlich klaffende Wunde in der Straße nachgerutscht und unter lautem Gepolter hinabgestürzt. Während dieses erneuten Bebens kamen die Aktivitäten der Rettungsmannschaften um den Schlund fast vollständig zum Erliegen, dann wurden sie umso hektischer wieder aufgenommen.
    Maya tat es ihnen jetzt nach. Sie hetzte die Treppe hinunter und spurtete aus dem evakuierten Haus direkt auf die Einsturzstelle zu. Noch wenige Minuten zuvor wäre sie mit Sicherheit aufgehalten worden, doch nun hatten die Männer und Frauen der Rettungskräfte anderes zu tun, als sich um das Mädchen zu kümmern, das wie in selbstmörderischer Absicht auf die Abbruchkante zulief.
    Â»Hier kann kein Hubschrauber landen!«, schnitt eine scharfe Frauenstimme durch das Stimmengewirr um sie herum.
    Â»Wir brauchen ein neues Rettungsseil!«, brüllte es aus der anderen Richtung. »Das alte ist nicht mehr aufzufinden.«
    Eine Sanitäterin sah von dem Defibrillator auf, den sie gerade auf einer Trage vor sich abgestellt hatte, und schreckte beim Anblick von Maya auf. »He! Bist du nicht das Mädchen, das wir gerade gerettet haben …?«
    Maya nickte ihr wie selbstverständlich zu – und schlug einen Haken um sie, als die Sanitäterin Anstalten machte, ihr den Weg zu versperren.
    Â»Aber du kannst doch nicht …«, die Stimme der untersetzten Frau kippte ab, als sie begriff, was Maya vorhatte. »Passt auf! Lasst sie nicht durch!«
    Vielleicht noch zehn Meter, dann hatte sie die Einsturzstelle erreicht. Vor ihr waren zwei Männer bereits damit beschäftigt, ein neues Seil an der Rettungswinde eines Spezialfahrzeugs zu befestigen – Männer in schützenden Kunststoffanzügen mit vor der Brust baumelnden Atemmasken. Sie waren selbst eben noch unten gewesen, bevor ihr Einsatzleiter sie nach oben geschickt hatte. Ihre Bewegungen wirkten hektisch, und dennoch schienen sie sehr genau zu wissen, was sie zu tun hatten. Aber warum, verdammt noch mal, stiegen sie dann nicht wieder hinab, um ihre Freunde herauszuholen?
    Â»Du da!«, rief der eine, während der andere sich wortlos abstieß, um ihr entgegenzulaufen. »Bleib sofort stehen!«
    Mayas Körper war bis in die Haarspitzen angespannt. Die Männer waren mit Sicherheit gut in Form, nicht solche Weicheier wie die meisten Sicherheitsbeamten, die sie bei ihren Sprayaktionen austricksen mussten. Sie tat so, als wolle sie nach links ausweichen, und der Mann machte die Aktion gedankenschnell mit. Im allerletzten Moment sprang Maya jedoch mit einem Riesensatz nach rechts, direkt auf den zweiten Mann zu, der sich ihr gerade hatte entgegenwerfen wollen. Nun griffen dessen Hände direkt an Maya vorbei durch die Luft. Sie selbst hielt jetzt mit zwei, drei Sätzen auf das soeben neu angebrachte Rettungsseil zu.
    Â»David, ich komme«, stieß sie in Gedanken wie ein Stoßgebet hervor.
    Â»Nicht!«, hörte sie hinter sich. »Du kannst doch nicht …«
    Die Stimme brach ab, als der Mann begriff, dass sie es sehr wohl konnte. Mit einem letzten Satz packte sie das Seil … und ließ sich im selben Augenblick auch schon nach unten gleiten.
    *
    Â»Zurück zum Bahnhof«, murmelte David zum wiederholten Male. »Wir müssen zurück zum U-Bahnhof.«
    Es hatte etwas Sinnentleertes, immer und immer wieder den gleichen Satz vor sich hinzubrabbeln. Doch wirkte dieses Mantra wie der benötigte Antrieb. Er und der kleine Robbie schleppten sich weiter, Schritt für Schritt. Seitdem die Dunkelheit nur noch von gelegentlichen grünschimmernden Flecken durchbrochen wurde, hatten sie kaum mehr eine Orientierung.
    Â»Ich … ich kann nicht … mehr«, stammelte Robbie. »Ich will nach Hause … Mama!«
    Die Worte des Kleinen schnitten wie ein scharfes Messer durch Davids verwirrte Gedanken. Er hatte sich geschworen, den Fünfjährigen hier rauszubringen. Aber wie sollte das gehen? David hatte nicht die geringste Ahnung, wo sie sich befanden – und wo der unterirdische U-Bahnhof war, den sie am besten nie verlassen hätten.
    Es war ein Wahnsinn gewesen, vom U-Bahn-Tunnel abzuzweigen, um in den uralten Gewölben nach einem Ausgang zu suchen. Ein Wahnsinn, der ihn gemeinsam

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