Wyrm. Secret Evolution
die von einem Steinhagel niedergestreckt worden war und nun zu verbluten drohte.
Sie streckte die Hand vor und tastete über die raue, aufgerissene Erde. Irgendwo hier musste sich das Rettungsseil verfangen haben. Aber so sehr sie sich auch bemühte, sie fand es nicht. Dafür rieselte die ganze Zeit über Dreck und Geröll auf sie ein. Wenn das so etwas wie ein Nieselregen war, der einem heftigen Unwetter vorausging, dann konnte sie sich ja auf was gefasst machen.
»Ist bei dir alles in Ordnung da unten, Mädchen?«, dröhnte eine tiefe Männerstimme zu ihr hinab. Gleichzeitig flammte ein helles Licht auf, das stark genug war, um den aufgewirbelten Staub und Dreck zu durchdringen.
»Ja!« Maya hätte vor Erleichterung beinahe laut aufgelacht. Der Scheinwerfer, mit dem die Männer in den Schlund hineinleuchteten, riss das Seil aus dem Dunkeln hervor â es war nur eine Handbreit über ihrem Kopf in einem Vorsprung eingeklemmt.
»Ich kann jetzt erkennen, wo das Seil festgeklemmt ist!«, rief sie nach oben. »Ich mach es los â und hole die anderen.«
»Du bist verrückt!«, gab der Mann zurück. »Wir lassen jetzt eine Rettungsgondel an dem Seil runter â und dann setzt du dich da rein, und wir ziehen dich wieder rauf.«
»Ich denke ja gar nicht daran!«, antwortete Maya heftig. »Nicht ohne die anderen!«
Mit einer entschlossenen Bewegung drehte sie sich um und lief in die Richtung los, aus der nach wie vor dieses schreckliche Wimmern ertönte.
*
»Mir ist egal, wie Sie den Rand der Einsturzstelle stabilisieren«, sagte Renegard emotionslos. »Von mir aus gieÃen Sie ihn groÃflächig mit schnellhärtendem Beton aus. Nur â tun Sie was!«
Die Verbindung brach ab zum Rettungsteam drauÃen auf der KarlsstraÃe, als Renegard dem Techniker einen Wink gab. »Bringen Sie mir den Krater der Einsturzstelle auf den Schirm. Ich muss wissen â¦Â«
Er verstummte, als sich das gewünschte Bild aufbaute und sehr schnell stabilisierte. Es zeigte die Einsturzstelle, die jetzt von einer Vielzahl kräftiger Scheinwerfer angestrahlt wurde. Noch immer rutschte Geröll und Erdreich in den Schlund nach, aber es war weniger geworden â zumindest sah das für den Moment so aus. Tom fragte sich allerdings, wie lange das so bleiben würde. Er wurde das ungute Gefühl nicht los, dass eine erneute Katastrophe ganz kurz bevorstand.
Direkt am Rand der Einsturzstelle waren zwei Männer damit beschäftigt, die Rettungswinde zu betätigen. Aber nicht das war es, was Toms Aufmerksamkeit auf sich zog. Es waren die zwei in Decken gehüllten Gestalten, die gerade in aller Eile von Sanitätern weggeführt wurden. Die zwei jugendlichen Freunde des Mädchens Maya, die wie durch ein Wunder dem tödlichen Untergrund entkommen waren und nun mit Maya zusammen in einem Krankenwagen in die nächste Klinik gebracht wurden! Erleichtertes Gemurmel brandete in dem mit Technik vollgestopften Raum auf.
»Nico und Jana«, stieà Susan verzweifelt hervor. »Es sind Nico und Jana! Und wo ist mein Robbie?«
Tom achtete nicht weiter auf diesen Kommentar. Er hatte nur Augen für den Bildschirm. Da ⦠jetzt sprang eine weitere Gestalt aus der Rettungsgondel. Die zwei Männer nahmen sie in Empfang, stützten sie, führten sie sogleich ein Stück zur Seite und übergaben sie in die Obhut von zwei Sanitätern.
Es war ein schmales Mädchen. Maya. Die kleine Verrückte, die durch ihre leichtsinnige Aktion die schnelle Rettung überhaupt erst möglich gemacht hatte.
Renegard nickte leicht. »Gut gemacht, Mädchen«, flüsterte er kaum hörbar. »Aber«, seine Stimme wurde wieder schneidend, »was ist mit meinen Männern?«
»Leider â¦Â«, der Techniker riss sich sichtlich zusammen. »Ich habe gerade Meldung von Hagen bekommen. Carlson hat es nicht geschafft.«
»Er ist tot?«
»Ja. Verblutet.« Der Techniker blinzelte, als auf dem Bildschirm eine Veränderung zu sehen war. Es sah aus, als flieÃe das Bild auseinander â oder als liefe eine Welle durch den Boden um die Einsturzstelle. »Die Bergung seiner Leiche gestaltet sich ziemlich schwierig. Hagen muss erst â¦Â«
»Hagen muss gar nichts.« Renegard machte einen Schritt vor und starrte auf den Schirm, als wolle er in diesem verschwinden. »Er muss da
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